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kensuns der meisten seiner in der dentschen Interessensphäre liegenden Vasallen-
taaten.
Während Oberleutnant Radtke, der Nachfolger Cramer von Klausbruchs,
noch mit der Verfolgung Siberus beschäftigt war, traf die zum Zwecke der Grün-
dung eines Beobachtungspostens in Garua entsandte Expedition unter Oberleut-
nant Dominik an ihrem Bestimmungsort ein, ohne auf ihrem Marsche Widerstand
gefunden zu haben.
Mitte Januar unternahm Oberleutnant Dominik von Garua aus und Ober-
leutnant Radtke von Mubi aus einen Zug gegen Marrua, das letzte der größeren
Fullahsultanate, das der deutschen Herrschaft Widerstand entgegensetzte. Hier be-
fand sich auch der Emir Siberu. In mehreren Gefechten wurde die Macht des
Lamidos von Marrua gebrochen, ein neuer Lamido eingesetzt. Siberu gelang
es allerdings zu entkommen, sein Einfluß war jedoch gänzlich zerstört.
Einen bedeutenden Umfang nahm die vom Kommandeur der Schutztruppe,
Oberstleutnant Pavel, geleitete Expedition an. Ihr nächstes Ziel war die Be-
strafung und Unterwerfung der Bangwa-, Bafut= und Bandengstämme. Die Auf-
gabe wurde trotz der großen Geländeschwierigkeiten in den Kämpfen des November
und Dezember erfolgreich durchgeführt. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung
wurde 20 km nordöstlich von Bali eine Station in Bafreng eingerichtet, die
später durch die Station Bamenda ersetzt wurde. Der Weitermarsch der Expedition
nach Banjo erfolgte im Jannar 1902. Er vollzog sich ohne kriegerische Zusam-
menstöße. In Banjo war am 1. Febrnar 1902 Oberleutnant Nolte bei der Ver-
haftung des Lamido Jerima Isah ermordet, sein Tod jedoch sofort von seiner
Kompagnie unter der Führung von Oberleutnant Sandrock gesühnt worden.
Neun Tage später kam Oberstleutnant Pavel in Banjo an. Ein deutschfreund-
licher Lamido wurde an Stelle Jerima Isahs eingesetzt.
Pavel setzte seinen Marsch nach dem Tschadsee fort, traf in Garua mit Domi-
nik zusammen und erreichte am 21. April Dikoa, dessen zahlreiche Bevölkerung der
Expedition einen glänzenden Empfang bereitete. In Dikoa wurde eine franzö-
sische Besatzung vorgefunden, die jedoch nach dem Eintreffen der dentschen Trup-
pen den Platz räumte. Das Ufer des Tschadsees wurde am 3. Mai erreicht.
In Dikoa und Garua wurde eine militärische Besatzung zurückgelassen.
1902/03. Größere militärische Expeditionen waren in diesem Zeitraum
nicht notwendig. Im Bangwegebiet wurde die Ruhe dadurch gesichert, daß im
Dorfe des Oberhäuptlings Fontem unter Oberleutnant Rausch eine Station an-
gelegt wurde. Auch im Südbezirke stellten sich einige der früheren aufständischen
Häuptlinge freiwillig, so daß auch dies Gebiet, was den westlichen Teil anbetraf,
als bernhigt gelten konnte. Von den kriegerischen Bulis meldete sich sogar ein
Teil zur Einstellung in die Schutztruppe.
1903/04. Im Jahre 1903 wurde in dem von der Regierung noch unbe-
rührten Südosten der Kolonie eine Expedition unter Freiherr v. Stein zu Laus-
nitz zur Bestrafung einzelner Ndsimnhäuptlinge notwendig, deren Kannibalismus
bereits mehrfach einzeln marschierende Arbeiter der Gesellschaft Süd-Kamerun
äzum Opfer gefallen waren.
Zu Beginn des Jahres 1904 wurde eine Wiederholung der Expedition nötig,
die diesmal infolge des rechtzeitigen Erscheinens des von der Küste aus ent-
sandten Ablösungstrausportes für die Polizeitruppe in Stärke von 100 Mann
unter Leitung des Oberleutnants Scheunemann in wenigen Wochen erfolgreich
durchgesührt wurde. Gleichzeitig gelang es auch, die zahlreichen, den Ndsimn
stammverwandten Njemstämme am oberen Djah, die sich ebenfalls unbotmäßig
gezeigt hatten, zur Anerkennung der deutschen Herrschaft zu zwingen.
Einen größeren Umfang nahmen die im Jannar 1904 ausgebrochenen Un-
ruhen im Gebiete der Anjangs, eines im Westen des Schutzgebietes, nördlich des