Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

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Im Norden des Schutzgebietes von Fontemdorf aus wurde eine Anzahl bis- 
her der Regierung feindlicher Stämme unterworfen. 
Auch der alte Gegner der Deutschen, der Wutehäuptling Ngilla, machte sich 
wieder unlieb bemerkbar. Er plünderte wiederholt durchziehende Haussahkarawa- 
nen, so daß gegen ihn eingeschritten werden mußte. Er selbst fiel im Kampfe gegen 
Dominik, worauf in diesem Teile der Kolonie Ruhe eintrat. 
1906/07. Die Unternehmung im Nsangakokobezirk wurde durchgeführt, so daß 
dies Gebiet als vollständig befriedigt gelten kann. Zur Unterstützung der Entwick- 
lung des Handels wurde eine Anzahl Stationen und Posten errichtet und dadurch 
der Handel in den neu erschlossenen Gebieten gefördert. In den Adamauabezirken 
mußten einige unrnhige Heidenstämme von Hauptmann Langheld zur Ordnung 
gebracht werden. Ein Versuch mohammedanischer Führer, einen Anfstand zu er- 
regen, wurde rasch unterdrückt. 
1907/08. Das Verhältnis zu den Eingeborenen war im allgemeinen ein 
gutes. Ortliche Unruhen machten mehrmals ein militärisches Eingreifen not- 
wendig, doch gingen die Unruhen nicht über den Charakter lokaler Bedentung 
Hinans. 
Eine größere kriegerische Unternehmung war notwendig, um den Weg für die 
deutsch-englische Grenzkommission zwischen Croßfluß und Jola freizumachen. Es 
handelte sich um die im Bezirk Bamenda als kriegerisch geltenden Alkasim und 
Mundschi. Eine Expedition unter dem Kommandeur der Schutztruppe, Major 
Pnder, unterwarf diese Gebiete und stellte Ruhe und Ordunung her. Dabei siel 
ein alter, sehr bewährter Afrikaner, Hauptmann Glanning, der sowohl in Ost- 
asfrika wie in Kamernn sehr Gntes geleistet hatte. 
Auch im Bezirk Garna slammmte der Mohammedanismus plötzlich wieder auf. 
Der Resident von Garna, Hanptmann Zimmermann, wurde im Lager überfallen. 
Es gelang ihm, den Angriff abzuwehren, und der Mahdi, der den Ansstand ge- 
predigt hatte, wurde später ergriffen, zum Tode verurteilt und hingerichtet. Fast 
gleichzeitig mit ihm trat südöstlich von Garna ein Prediger (Malam) auf, der 
den Krieg gegen die Weißen predigte und einen Anhang um sich sammelte. Eine 
gegen ihn von der Residentur entsandte Patronille wurde unter Zurücklassung 
von drei Toten in die Flucht geschlagen. Der Malam setzte hieranf seinen Marsch 
auf Garna mit sich immer verstärkendem Anhang fort, wurde aber von einem 
Teil der Besatzung Garnas unter Leutnant Nitschmann — der andere Teil hatte 
zu einer anderen Expedition die Garnison verlassen — bei Djäbake besiegt. Der 
Malam selbst siel, sein Anhang wurde völlig zersprengt. 
1908/09. Die Vermarkungen der Grenze, bzw. die Festlegung derselben 
wurden beendet, irgendwelche Schwierigkeiten mit den Eingeborenen ereigneten 
sich nicht. Die Verwaltungstätigkeit wurde mehr und mehr ausgedehnt und 
umfaßte, von wenigen Landschaften im Südosten und von dem Gebiet der Resi- 
dentur im Norden abgesehen, das ganze Schutzgebiet. 
1909/10. Bei den Eingeborenen, besonders den Häuptlingen, setzte sich 
immer mehr die Erkenntnis durch, daß genaue Befolgung der erlassenen An- 
ordnungen ihrem eigenen Wohlergehen dienen. Die Kopf= und Wohnungssteuern 
wurden willig geleistet, zumal wenn weiße Beamte sie einzogen. So verdoppelten 
sich die Einnahmen aus diesen Steuern gegen das Vorjahr. An Tribnt brachte die 
Residentur Garna 68000, Knusseri über 30000 6 ein. 
Anlaß zu Mißhelligkeiten gab hier und da die Heranziehung von Ein- 
geborenen zu Wege= und Bahnarbeiten. Wegen der fortdauernden Aussicht durch 
Weiße und zeitweise Verpflegungsschwierigkeiten sind diese Arbeiten, wenn sie 
auch angemessen bezahlt werden, bei den Eingeborenen nicht so beliebt wie 
Trägerdienste oder Arbeiten in den Pflanzungen. In den Gummigebieten ist es 
 
	        
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