Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

116 ——“I3&4“= 
So mußten wegen dieses Vergehens einige Häuptlinge bestraft und abgesetzt wer- 
den. Auch mußten mehrfach Verurteilungen von Hanssahs wegen Sklavenhandels 
stattfinden. Gerade der abscheulichste Zweck dieses Handels, der Verkauf von 
Sklaven an die menschenfressenden Stämme des Südens, wurde von ihnen be- 
trieben. Die bisher eingeführten Vorschriften über das Wandergewerbe haben zur 
Unterdrückung dieses Sklavenhandels nicht ausgereicht. Es wurde deshalb unter 
Zustimmung des Gonvernementsrates in Aussicht genommen, sämtliche im Schutz- 
gebiet sich aufhaltenden Haussahs einer Paßpflicht zu unterziehen und ihnen ein 
Mitführen von Eingeborenen, die nicht Haussahs sind, gänzlich zu verbieten. 
Aus politischen wie hygienischen Gründen ergab sich die Notwendigkeit, in Duala 
ein besonderes Europäerviertel zu schaffen und wurden hierzu die ersten Schritte 
unternommen. Die Haussahs, die Togos, Lagos= und Akwaleute, sowie auch eine 
Anzahl Dualas wurden aus den Ortsteilen Bonaduma und Bonanjo hinans ver- 
legt und in besonderen, östlich von Dnala zwischen der Beseke= und Japomestraße 
liegenden Dörsern angesiedelt. Das auf diese Weise im Orte Duala freigewordene 
Terrain ist für Bauten des Gonvernements, der Schutztruppe und der Mittel- 
landbahn bestimmt. 
Von wissenschaftlichen Expeditionen waren im Schutzgebiet zwei Zweige des 
Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg tätig, von denen der eine unter der Füh- 
rung des Herzogs selbst die deutschen Tschadseeländer und Adamaua bereiste, 
während der andere von Molundu aus den Süben des Schutzgebietes durchgqnerte. 
Die Entwicklung des Südostgebietes schien vorübergehend ernstlich bedroht 
durch den unerwarteten Aufstand der Nordmakkas, dem leider ein Kaufmann zum 
Opfer fiel. Dank dem entschlossenen Vorgehen der Dumekompagnie gelang es, die 
Unruhen auf ihren Herd zu beschränken und in verhältnismäßig kurzer Zeit die 
Ordnung wiederherzustellen, ohne daß der wertvolle Handel des dortigen Ge- 
bietes eine nennenswerte Störung erlitt. 
Nachdem die Expedition Ende Inli 1910 wieder aufgelöst worden war, unter- 
nahm die 10. Kompagnie noch einen Demonstrationszug durch das obere Sanaga- 
gebiet über Bertua-Betugge, dem Deng-Deng, um auch in dieser Wetterecke eine 
stärkere Truppe zu zeigen. 
Den Anstrengungen der Nordmakkaexpedition war der in der Entwicklungs- 
geschichte Kameruns rühmlichst bekannte Major Dominik erlegen. Sein schon lange 
gehegter Plan, den nuruhigen und unbotmäßigen Bafias in ihren gebirgigen 
Schlupfwinkeln des Mbam-Sanaga-Dreiecks eine empfindliche Züchtigung für ihre 
frechen Ränbereien zuteil werden zu lassen, duldete um so weniger Aufschub, 
als der Tod dieses von allen unruhigen Elementen besonders gefürchteten Offi- 
ziers die Gefahr ausgedehnterer Unruhen in sich barg. Um einen entscheiden- 
den Schlag zu führen, wurden zwei Kompagnien gegen die Unruhestifter auf- 
geboten und der Kommandeur der Schutztruppe (Major Pnder) felbst mit der 
Bestrafung beanftragt. Durch das gleichzeitige Vorgehen von je einer Kompagnie 
von Jabassi= und Jaunde her wurde der Gegner zwischen zwei Feuer genommen 
und zur Unterwersung gezwungen. Am 25. März 1911 konnte die Expedition 
nach kaum fünfwöchiger Dauer aufgelöst werden. In dem unterworfenen Ge- 
biet verblieb bei Gursei ein Posten in der Stärke von einem Offizier, einem 
Unteroffizier, 50 sarbigen Soldaten und einem Maschinengewehr; dem die weitere 
Bestrafung der dortigen Stämme übertragen wurde. 
Eine wesentliche Verbesserung in der Bewaffnung erfuhr die Truppe da- 
durch, daß die Jägerbüchse 71 mit einem Auswerfer versehen und ein rauch- 
schwaches Pulver angewendet wurde. Die im Norden stationierten Kompagnien, 
die Mehrlader führen, erhielten die 8-Munition, die der 98er Munition in ihrer 
Wirkung erheblich überlegen ist. 
Von den beiden Expeditionen abgesehen konnten die Innenkompagnien ihre
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.