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kriegerische Tätigkeit auf einzelne polizeiliche Maßnahmen gegen unbotmäßige
Häuptlinge und Wegelagerer beschränken und die ruhige Entwicklung des Schutz-
gebietes zur Förderung und Erziehung der Truppe ausnutzen.
Neben ihrem militärischen Dienst hatten die Führer von sieben Innenkom-
pagnien die Verwaltung der betrefsenden Bezirke zu leiten.
In gesundheitlicher Beziehung zeigte sich die Schlafkrankheit von größerer
Bedeutung. Während früher die Annahme herrschte, daß die Schlafkrankheit in
Kamerun nur ganz vereinzelt vorkäme und es sich dann zumeist um eingeschleppte
Fälle handelte, wurden im Berichtsjahr große Schlafkrankheitsherde im Akono-
linga= und später auch im Dumebezirk sestgestellt, die die Entsendung einer be-
sonderen Schlafkrankheitsegedition und die Anlage eines großen Konzentrations-
lagers vorerst in Akonolinga erforderlich machten.
Auch die Bekämpfung der Lepra wurde durch Einrichtung von Lepraheimen
in Duala, Ebolowa, Victoria, Jaunde und Garna energisch gefördert, die ca.
600 Kranke aufnahmen. Dadurch wurde der weiteren Verbreitung der Krankheit
entgegengewirkt, daß die Leprösen, über die nach Möglichkeit Listen geführt wur-
den, zu öffentlichen Arbeiten nicht herangezogen und in besonderen, von den
Dorfplätzen getrennten Hütten untergebracht wurden.
Durch das am 4. November 1911 als Ergänzung des Marokkovertrages
geschlossene Abkommen über die beiderseitigen Besitzungen in Aquatorialafrika er-
hielt das Schutzgebiet Kamerun einen Gebietszuwachs von mehr als der Hälfte
seines bisherigen Flächenraumes. Dadurch ist das Jahr 1911 ein besonders wich-
tiges in der Geschichte Kameruns.
Wenn das Schutzgebiet auch von ernsteren Aufständen verschont blieb, so
fehlte es doch nicht an Zündstoff und die hier und da zur Unterdrückung beginnen-
der Unruhen notwendig gewordenen Expeditionen bewiesen, daß nach wie vor
Wachsamkeit dauernd erforderlich ist. Nachdem die Basiaexpedition eben aufgelöst
war, mußte bereits im' April 1911 in demselben Bezirk wegen der Ermordung
eines Soldaten gegen die Landschaft Nkorro eingeschritten werden; im übrigen
bot sich in dem Gebiet kein weiterer Anlaß zu mehr als rein polizeilichen Maß-
nahmen.
Im Juni 1911 wollten einige an der Dumegrenze wohnenden Stämme des
Molundubezirks aufständisch werden, wurden aber durch Aufgebot entsprechen-
der Machtmittel rechtzeitig beruhigt. Ebenso gelang es im Dumebezirk selbst einem
Erhebungsversuch der Kaka bei Delele-Messo durch rasches Auftreten die Spitze
abzubrechen, sowie einen von Bassarileuten geplanten ÜUberfall auf einen Offi-
ziersposten zu vereiteln.
Im Bereich der Residentur von Adamana fand im Oktober und November
1911 eine Expedition gegen die bisher nicht unterworsenen Heidenstämme östlich
von Mubi und Gela statt, die durch ihre fortgesetzten Übergriffe gegen friedliche
Nachbarn zu einer ernsten Gefahr für den Landfrieden geworden waren.
Die Entwaffnung der Bevölkerung in früheren Unruhebezirken nahm weitere
Fortschritte. So zog der Bafiaposten gegen 1200 Gewehre ein, und die Residentur
der Tschadseeländer konnte den Sultan von Logone entwaffnuen. Hierbei wurden
den Eingeborenen ca. 100 Hinterlader, meist französischen Ursprungs, und 1500
Patronen abgenommen.
Seit wir das Schutzgebiet Kamerun besitzen, hat es in allen seinen Teilen
einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung genommen.
Entwicklung und Entwicklungsmöglichkeit.
Die Gesamtausfuhr des Schutzgebietes bewertet sich zurzeit auf über 23 Mill. M.
Kautschuk steht dem Werte nach an der Spitze der Ausfuhrgüter, Palmkerne an
zweiter Stelle; dann folgen Kakao und Palmöl.
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