Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

  
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des Kameruner Küstenhandels bildet das einzige Gegengewicht gegen den Niger- 
Benue-Handel, der nach Auflösung der Garuafaktorei der Firma L. Pagenstecher 
& Cie. nunmehr wieder ausschließlich von der englischen Niger-Company be- 
herrscht wird; die ungeheure Wichtigkeit der Viehzucht für das ganze, vorläufig 
noch anderer Produkte von Bedentung entbehrende nördliche Kamernn tritt hier- 
nach klar zutage. 
Bis auf weiteres hat neben Adamana und dem Bereich der Tschadsee-Resi- 
dentur der Banjobezirk noch als eigentliche Stätte der Viehzucht zu gelten, als 
ihre Träger die Fulbe. Doch zeigt sich anch schon anderen Ortes unter den 
Eingeborenen lebhaftes Interesse, namentlich in Dschang und Bamenda, wo durch 
die seitens des Gouvernements getroffenen Maßnahmen die Bevölkerung in mög- 
lichst großem Umfange zur Viehzucht angeleitet werden soll. In dem klimatisch 
begünstigten Dschang bildet den Ansgangspunkt dieser Bestrebungen der Haupthof 
Djuttitsa mit seinen Vorwerken. In Diuttitsa wird Reinzucht von Buckelrindern 
betrieben, daneben mit Algäuer Bullen gekrenzt. Auf dem Posten Bana finden 
Kreuzungsversuche zwischen indischem Zebu und heimischem Buckelrind statt. In 
Bamenda wird bereits eine kleine Stationsherde unterhalten, die gut gedeiht. 
Da die klimatischen und sonstigen Bedingungen denen von Dschang entsprechen 
und auf gute Ergebnisse in der Viehzucht gerechnet werden kann, ist dort gleich- 
falls eine Versuchsstation geplant. Einigen anderen Stationsherden in Edea, 
Ebolowa und Lolodorf kommt ebenso wie der Sennerei und dem Vorwerk bei 
Buea nur lokale Bedeutung zu. Zur Hebung der Pferdezucht wird die Errichtung 
eines Gestüts beabsichtigt. Die Eingeborenen pflegen Ziegen, Schafe und stellen- 
weiße Schweine zu halten, ohne daß von bewußter Aufzucht und Rassenverbesse- 
rung die Rede sein kann. 
Außer der Lungensenche, die sich im Schutzgebiet immer weiter ausbreitet, 
traten Epidemien ernsteren Charakters in größerem Umfa ge nicht auf. Von 
geringer Bedeutung war eine in den südlichen Bezirken bemerkte, der Regel nach 
tödlich verlaufende Schweineseuche, deren Ursachen und Art sich nicht haben er- 
klären lassen. Der Bezirk Banjo wurde zeitweise von einer im benachbarten 
englischen Gebiet auftauchenden Brustseuche bedroht, konnte sich aber durch recht- 
zeitige Sperrung der Grenze sichern. Bei Pferden findet sich vielfach Beulenpest. 
Der gefährlichste Feind des Viehs bleibt nach wie vor die Tsetsefliege, die den 
Adamauarindern im Jahre 1911 große Verluste zugefügt hat; bei allen Vieh- 
transporten wird daher darauf geachtet, die von der Tsetse heimgesuchten Straßen 
zu vermeiden. 
Aufgaben der Forstwirtschaft, wie Aufforstung im Grasland, Ausübung des 
Forstschutzes und der Holzfällungskontrolle, Schaffung von Waldreservaten und 
Betriebsregulierung in den Olpalmenwäldern der Eingeborenen können aus Mangel 
an weißem Personal nicht in dem gewünschten Umfange gefördert werden. Eine 
endgültige Regelung der Waldschutz= und Fällungsbestimmungen ist in Vorberei- 
tung. Im Gouvernementsdienst stehen zurzeit zwei höhere Forstbeamte und 
zwei Förster. 
Bergbau wird im Schutzgebiet noch nicht betrieben. Zur Erkundung etwa 
sich bietender Möglichkeiten war im Dschang-Bezirk ein Geologe tätig. Im süd- 
lichen Falli-Lande wurde bisher vergeblich auf Zinnvorkommen geschürft. Auf 
der Nordseite des Kamerungebirges sollen nach Angabe eines Landmessers Eisen- 
lager vorhanden sein; ob es sich um abbanwürdige Mengen handelt, steht 
noch dahin. , 
Wie die Urproduktion zunahm und die Pflanzungen sich ausdehnten, so hielt 
auch die Anfwärtsbewegung des Handels weiter an. Es wurde allgemein gut 
verdient, und die reichen Handelsgewinne reizten nicht nur die bestehenden Firmen
	        
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