Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

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wenige Landschaften Mitteltogos bedeckt sind. Im Gebirge sind es die Bachtäler, die 
noch Wald tragen, während die Hänge sich immer mehr zu entwalden beginnen. Auch 
die zahlreichen Bach= und Flußläufe zeigen zu beiden Seiten dünne Waldstreifen. 
An der Küste ist der Boden sandig, nach dem Innern zu mischt sich der Sand mit 
gelbem und eisenhaltigem rotem Lehm, mit den Verwitterungsprodukten der QOnarzit- 
und Glimmerschiefergebirge, sowie schwarzem Alluvialboden. In dem Küstensand 
gedeiht infolge der Seebrise die Kokospalme vorzüglich, die wir, immer seltener werdend, 
bis zum 9. Grad antreffen. Der sich hinter der Lagune erhebende Landstreifen ist mit 
Krüppelholz bestanden, aus dem überall gewaltige knorrige Affenbrotbäume hervor- 
ragen. Dieser dem Landschaftsbild den eigenartig afrikanischen Reiz verleihende Baum 
findet sich durch die ganze Kolonie. Etwa 12 km hinter dem Küstenstreifen beginnt 
die Olpalme, zunächst in schwächlichen, windzerzansten Exemplaren, allmählich zahlreicher 
und kräftiger werdend, bis sie in ganzen wunderhübschen Palmenwäldern sich zu- 
sammenfindet. Der weitans größte Teil des Landes ist Savanne oder Steppe. Sie 
gewährt etwa den Anblick eines stark verwilderten Obstgartens. Krüppelige 
Bänme und Sträncher verschiedensten Wuchses stehen unregelmäßig zerstreut inmitten 
des übermannshohen Grases. Jährlich fegt der Grasbrand zu Beginn der Trockenzeit 
sengend durch das Land. Das Gras brennt bis auf die Wurzelbüsche ab, die Bäume 
verlieren ihre Blätter und werden versengt, und die ganze Baumsavanne ist in Ranch 
und Ruß gehüllt. Aber die Bäume haben sich angepaßt, sie tragen im Innern scheinbar 
Saft- und Wasservorräte, die nach dem Brand einzelne Bäume ausschlagen lassen, 
schon bevor die Regen kommen. Auch das Gras grünt bald aus den Wurzeln neu hervor, 
bunte Orchideen und mancherlei Blumen sprießen aus dem Boden, und hier und dort 
bedeckt sich ein Baum mit violetten, weißen oder rosenroten Blüten, so daß nicht ganz 
die Farbe fehlt. Die Folge der steten Grasbrände ist das langsame, aber stetige Zurück- 
drängen echter Waldbestände, das jährliche starke Austrocknen des Bodens und die 
Verhinderung der Humusbildung. Teils ist der Grasbrand die Absicht der Eingeborenen, 
teils eine unbeabsichtigte Folge einer Unvorsichtigkeit mit Feuer. 
In der Absicht liegt die Vertilgung von Schlangen und Raubzeng, die Vorbereitung 
für den Farmbau, die Düngung des Farmlandes und der Schutz der Siedlungen vor 
ungewolltem Fener. Es war bisher nicht möglich, durch einen Appell an die Einsicht 
der Eingeborenen dem Grasbrand Einhalt zu tun, vielmehr kam es 1901 zu ernsten 
Aufständen im Süden, hauptsächlich infolge des Grasfenerverbotes. 
Verglichen mit den blühenden, farbenfrohen Kulturlandschaften Dentschlands, 
bietet die Baum= oder Buschsavanne ein einförmiges Bild; jedoch macht sie, von einem 
Berge aus betrachtet, in ihrer unendlichen, schweigenden, in Sonnenglut brütenden 
Eintönigkeit, die von keinem frohen Farbenwechsel, von keiner belebenden Bewegung 
unterbrochen wird, einen gewaltigen, eigenartigen Eindruck auf den Beschaner. Sie 
bringt am dentlichsten zum Bewußtsein, daß man im unkultivierten weiten Afrika ist, 
und welche Arbeit noch dazu gehört, bis das düstere Grangrün in lachende Kultur ver- 
wandelt ist. Einen einzigartig schönen Anblick gewährt die brennende Savanne bei 
Nacht, wenn Tausende von züngelnden Flammen die Berge emporlecken und deren 
Linien gegen den dunklen Hintergrund fenrig abheben. Das Platzen der Stengelknoten 
des Grases, die am meisten Feuchtigkeit behalten, und unter der Hitzewirkung knallend 
zerspringen, erweckt die Vorstellung eines rasenden Schnellfeners. 
Auf fruchtbarem Alluvialboden findet sich das dicke, saftig grüne Elefantengras, 
das eine Länge bis zu #m erreicht. 
Charakteristisch für das Landschaftsbild besonders Süd-Togos in feuchteren Gegen- 
den ist die Fächerpalme, die meist in Kolonien zusammensteht und mit ihren schlanken, 
bei den weiblichen Exemplaren etwa in der Mitte verdickten Stämmen, ihren goldgelben, 
kindskopfgroßen und wohlschmeckenden Früchten, ihren hellgrünen, großen, fächer- 
förmigen Blättern, einen anmutigen Aublick bietet. An sumpfigen Stellen und am 
Beginn von Onellen und Bachläufen findet sich häusig die zierliche wilde Dattelpalme 
  
 
	        
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