Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

In Nordtogo, bei Banyeli und Biagpaba finden sich hochprozentige Eisenerzlager, 
deren Gewinnung und Versendung nach Deutschland infolge der zu überwindenden 
Brandungsschwierigkeiten sich jedoch zu teuer stellen würde. Die Frage, ob eine Ver- 
hüttung dieser sehr großen Eisenmengen an Ort und Stelle mit den in der Nähe befind- 
lichen Wasserkräften zu bewerkstelligen wäre, ist noch nicht gelöst. 
Wir haben hier noch eines für die Entwicklung des Landes außerordentlich wichtigen 
Umstandes zu gedenken, nämlich der Wasserverhältnisse. Während die 
Küste überall einen günstigen Grundwasserstand hat, der Wasser leicht zu er- 
bohren gestattet, haben die küstennahen Landschaften schon bis zu 70 Juß zu 
bohren, um genügend Wasser zu erhalten. In 30 bis 40 km Entfernung von der 
Küste hört aber jedes Wasser auf, und an mehreren Stellen sind auch europäische Bohr- 
versuche ergebnislos gewesen. Die Eingeborenen sind in diesen Gegenden gezwungen, 
in Lehmtöpfen ihr Wasser während der Regenzeit zu sammeln, oder aber nach dessen 
Verbrauch täglich mehrere Stunden weit ihren Bedarf zu decken ans Wasserläufen 
(meist stehenden Wassers) oder aus Lachen, die sich während der Regenzeit in undurch- 
lässigen Felsen gebildet hatten. Hier helfen die Europäer jetzt durch Brunnen, oder 
wo diese nunmöglich, durch große Wassertanks. 
Mitteltogo ist in bezug auf das Wasser besser gestellt wie das Vorland, da das 
Gebirge mit zahlreichen Wasserläufen und stärkerer Bewaldung mehr Niederschlag und 
geringere Verdunstung des Grundwassers gewährleistet. Eist im äußersten Norden 
Togos ist wieder stellenweise ein besonders in trockenen Jahren unangenehm sich be- 
merkbar machender Wassermangel festzustellen, dem auch für später im großen Maßstab 
nicht anders wird abzuhelfen sein als durch Anlage von großen Reservoiren, Stan- 
becken usw., um den Uberfluß der Regenzeit noch für die Zeit der Not zu verwerten. 
Da auch der Boden Togos nur an wenigen und noch dazu nicht in größeren Arealen 
zusammenhängenden Stellen erstklassig zu nennen ist, so kommt die Betrachtung der 
natürlichen Verhältnisse des Landes zu dem Ergebnis, daß es nicht anderen Wunder- 
ländern der Tropen gleichzustellen ist, sondern daß es nur mit manchem Opfer und mit 
viel Arbeit sich ähnliche Werte entreißen läßt, wie sie an manchen Stellen der Tropen 
verschwenderischer Bodenreichtum an Mineralien und Nutzpflanzen den Enropäern 
mühelos in den Schoß warf. 
Menschen: Das wertvollste Mittel dazu und infolgedessen der größte Reichtum 
der Kolonie sind ihre Einwohner, deren etwa eine Million geschätzt sind. Man kann sie 
im allgemeinen wohl als ein Gemisch von Bantu= und Sndannegern bezeichnen, da 
offenbar ein dauernder Zuzug aus dem Hinterland nach der Küste stattgesunden hat, 
denn gerade an der Sklavenküste war ja ehemals der Verbrauch an Menschen riesengroß. 
Man teilt im allgemeinen die Bevölkerung in Stämme von Süd., Mittel= und 
Nordtogo ein, indem man etwa den 7. und 9. Grad als ungefähre Grenzen annimmt, 
und den südlichen Teil den Ewestämmen, den mittleren den kleinen zersplitterten Volks- 
stämmen, den nördlichen den Tim sprechenden und verwandten Völkern zuweist, 
sowie den im Nordwesten ansässigen verschiedenartigen Volksstämmen. 
Mit den verschiedenen Dialekten ergibt sich ein Gemisch von Volksstämmen, 
die hier unmöglich einzeln des näheren betrachtet werden können. Es soll daher versucht 
werden über die Zustände des äußeren und inneren Lebens hier einen allgemeinen 
Uberblick bei allen Stämmen zu geben. Deun bei aller Vielseitigkeit und Verschiedenheit 
in Sitte, Temperament und Körperban lassen sich doch auch einheitliche Gesichtspunkte 
finden, unter deren Anwendung die ethnographische Zusammensetzung Togos wie ein 
Mosaikbild erscheint, dessen Steine wohl verschiedener Farbe, im Grunde aber von 
einem Material sind. Im übrigen ist auch über den größten Teil der Stämme nicht 
genügendes wissenschaftliches Material veröffentlicht oder verarbeitet, als daß sich in 
allen Einzelfragen ein abschließendes Urteil ergäbe. #„ 
Was die Abstammung der Stämme betrifft, so hat außer der von Nord nach Süd 
sich vollziehenden Bewegung offenbar auch eine Wanderung der Dahomey über den 
  
 
	        
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