Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

   
—— — . — 
auch das häusliche Leben der Neger durchaus den Stempel engster Familienzusammen= 
gehörigkeit. Die einzelnen Familien wohnen in einem Teil des Dorfes zusammen, 
und der Landbesitz ist Familienbesitz. Die Kinder unterstützen die altgewordenen Eltern, 
und für ein in Not geratenes Familienglied tritt meist die ganze Sippe ein. Die Blut- 
rache, eine Art Familienstrafrecht, war in Togo allgemein in der Ubung. 
Die Kinder pflegten früher den Beschäftigungen der Eltern nachzugehen, indem 
sie sich früh unter deren Anleitung damit befaßten. Die Viclehe ist Sitte, und oft wurde 
das eben geborene Mädchen schon dem Mann versprochen, der gegen bestimmte Arbeits- 
leistung und Geschenke das Besitzrecht auf die Braut von deren Eltern erwarb. Kinder, 
und besonders Knaben, sind beliebt, da sie Arbeitskräfte und eine Art Versicherung 
sür das Alter darstellen. 
Die Erziehung der Kinder ist meist planlos und bei oft gutem Willen der Eltern 
für unsere Begriffe von nicht großem Erfolg. Die Familienehre wird hochgeachtet. 
Die Neger sind große Egoisten und Augenblicksmenschen, denen meist Konseqenz 
und Willenzkraft fehlt. 
Die Toten wurden bei den Eweern früher in den Häusein begraben. In 
Difale dörren die Körper in einer Begräbnisgrube, später wird ein Knochen auf 
einen Steinhaufen geworfen, eine Erinnerung an das doppelte Begräbnis beim Schädel- 
kultus mancher alten Völker. 
Die meisten Stämme haben eine sehr ausgiebige Art der Begrüßung, wie denn 
überhaupt ausgeprägte Regeln über Höflichkeit und Anstand vorhanden sind. 
Wosich genügend Wasser findet, ist fast allgemein eine große Sauberkeit festzustellen. 
Vor und nach den Mahlzeiten werden Mund und Hände gespült. Die Zähne werden 
tauhn einem zerkanten Stückchen Ast gereinigt. Abends wird der ganze Körper 
gewaschen. 
Die Mahlzeiten, die trotz scheinbarer Eintönigkeit von den Frauen mit sehr großer 
Abwechslung in der Zubereitung hergerichtet sind, werden gemeinschaftlich aus einem 
Topf mit der Hand von den Umsitzenden zum Munde geführt. Yams, Reis, Bohnen, 
Hirse, Mais, Maniok, sowie Gemüse und Früchte bilden nebst dem sehr beliebten Fleisch 
aller Art die Speisekarte. Als Getränke dienen Wasser, Kokosmilch, Palmwein, Mais- 
oder Hirsebier, sowie der europäische Alkohol in jeder Gestalt. 
Tabak, der im Norden viel gebaut wird, dient den Männern und Weibern zum 
Gennuß aus der Toupfeife. Die Nachtruhe hält der Eingeborene auf einfacher Matte 
auf dem Erdboden oder auf rohen Holzgestellen. Bei allen Stämmen herrscht reine 
Naturalwirtschaft, wenn auch besondere Umstände einzelne Gewerbe entstehen ließen, 
wie z. B. guter Ton die Töpferei, Eisenstein das Schmiedehandwerk, bastliefernder 
Pandanus die Mattenflechterei, das Wasser die Fischerei usw. 
Die Eingeborenen Togos sind vorzügliche Ackerbauern, die den nur roh bearbeiteten 
Boden in genau geregelter Fruchtfolge bebauen. Als im Ackerbau besonders hochstehend 
wurden bereits die Kabure erwähnt. 
Im allgemeinen wird nur soviel Arbeit aufgewendet, als zur Befriedigung des 
Lebensunterhalts, Beschaffung der nötigen Geschenke und zur Versorgung des Markt- 
verkehrs erforderlich ist. Einen Anreiz zu fleißigerem Ackerbau hat erst die erhöhte Absatz- 
möglichkeit der neuen Zeit gebracht. Die Farmarbeit ist zwischen Mann und Frau genan 
geteilt, seit die Sklaverei anfhörte. 
Der Marktverkehr findet regelmäßig an bestimmten Tagen statt. Im Lande der 
Kabure gab es Märkte, auf denen auch zwischen den im Krieg befindlichen Landschaften 
der Friede herrschte, die also als unverletzliche Zufluchtsstätten galten. 
Die Neger haben für Sprachen ein sehr feines Gehör und lernen schnell das Not- 
wendigste der vielen verschiedenen Sprachen. Die Sprachen sind zur Bildung allgemeiner 
zusammenfassender Begriffe nicht geeignet, vielmehr beschränkt sich ihr Inhalt auf die 
Vermittlung sinnlich wahrnehmbarer Diuge und Tatsachen, deren sprichwörtliche Wieder- 
gabe den Ubergang zum geistigen, abstrakten Denken darstellt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.