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Tanz und Spiel sind sehr beliebt. Der Tanz erscheint als Solo-, Reigen= und
Massentanz. Die Leute von Bedere (Adele) und Difale behaupten keine eigenen Lieder
u haben.
“ bete Instrumenten lassen sich Schlag-, Rassel-, Blas-- und Saiteninstrumente unter-
scheiden, die verschiedenster Form sind.
Das ganze Leben der Eingeborenen ist von abergläubischen und religiösen Vor-
stellungen durchsetzt. Jede Tätigkeit, jeder Ort, jeder Mensch und jede menschliche
Gemeinschaft haben fast ihren Schutzgeist, dem an bestimmten Orten geopfert wird.
Den Verkehr der Menschen mit Göttern und Geistern besorgen die Priester, die
noch an einigen Orten, wie in alter Zeit allgemein, auch die weltliche Gewalt innehaben.
Die große Zahl der Geister und Götter erklärt sich nuschwer aus der Tatsache, daß
neben den Hexen und Zaubergeistern der ältesten Menschheitszeit allmählich mit der
zunehmenden geistigen Entwicklung auch die Götter, die Projektionen der menschlichen
Wünsche und Hoffnungen, reifer, sittlicher, größer wurden, ohne die ersteren zu ver-
drängen. Uberall spielt die Verehrung der Gestorbenen eine große Rolle. Im Norden des
Landes haben sogar einzelne Stämme bei jedem Gehöft eine besondere Hütte, die
der Verehrung der Toten gewidmet ist.
Die Errichtung von Lehmfiguren, Steinhaufen und Steinringen bei der Betätigung
der mythologischen Vorstellungen durch die Neger Togos hat fälschlich den Namen
„Fetischismus“ aufkommen lassen. Hierunter ist jedoch der Kult lebloser Gegenstände
zu verstehen, auf welche die überirdischen Geister einen Teil ihrer Macht übertragen.
Dieses ist aber nach Aussage der Eingeborenen zumeist nicht der Fall, da mit jenen
Darstellungen nur der Ort, der Sitz, die geweihte Stätte des Geistes bezeichnet werden
soll. Demnach ist „Animismus“ einc für die Mythologie der meisten Togoneger besser
passende Bezeichnung, obwohl manche Anklänge an die andere Ansdrucksform der
überhaupt nicht sehr klaren religiösen Vorstellungen sich hier und da finden mögen.
Neben der Ahnenverehrung und der ihm verwandten Geisterreihe spielt der Natur-
mythus, die Personifikation der Naturgewalten, eine große Rolle. In einem dumpfen
Fatalismus spiegelt sich die erschlaffende Wirkung des Klimas auf die Menschen wieder,
denn wie es diese formte, so formte es naturgemäß auch den Geist und den geistigen
Inhalt jener. —
Die Priester übten ehedem mit größter Skrupellosigkeit ihre Macht über das Volk
aus, und Tausende starben und verbluteten jährlich an ihrem Gift oder an ihren an das
mittelalterliche Gottesgericht gemahnenden Machtproben über Leben und Eigentum
der Stämme.
Noch heute treiben Geheimbünde unter Leitung von Priestern und Priesterinnen
ihr lichtschenes Wesen, denen jedes Mittel zur Befriedigung ihrer Wünsche recht ist. —
Wir müssen uns hier mit der andentungsweisen Hervorhebung der hauptsächlichsten
Erscheinungen im Leben der Eingeborenen Togos begnügen, da ein näheres Eingehen
auch auf nur einzelne Punkte infolge der mannigfachen Verschiedenheiten sich verbietet.
Erwerb und Behauptung.
Als dentsche Kaufleute, die sich seit wenigen Jahren an der Togoküste niedergetassen
hatten, trotz ihrer Verträge mit den eingeborenen Häuptlingen, wohl infolge englischer
Shflüsse, feindlich behandelt wurden, baten sie 1884 um den Schutz der deutschen
egierung.
Die „Sophie“ griff mit einem Landkommando ein und nahm die Nuhestörer mit
nach Deutschland.
IZm Juli desselben Jahres hißte Dr. Nachtigal die deutsche Flagge in Bagida und
Lome, und der Küstenstreifen war deutsches Gebiet. Wenn bisher weder die Engländer
noch Franzosen Interesse an dem Lande gezeigt hatten, so erwachten sie plötzlich, als
Deutschland hier festen Fuß zu fassen drohte, und die nächsten Jahre sind ausgefüllt
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