Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

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küstennah am Haho-Fluß von einem höheren Forstbeamten Baumpflanzungen in 
größerem Maßstabe angelegt, und alle landwirtschaftlichen Arbeiten unterstehen der 
Oberaufsicht von Fachlenten. Eine Anzahl von Versuchen ist noch nicht abgeschlossen. 
Ein bedeutungsvoller Abschnitt für das wirtschaftliche Leben der Kolonie begann 
mit den Baumwollkulturversuchen des Kolonialwirtschaftlichen Komitees. Auch hier 
sind die Versuche noch nicht von endgültigem Erfolge begleitet gewesen, wenn auch 
Togo von altersher ein Baumwolland war. 
Außer dem Mißtrauen der Eingeborenen, bestanden die zu überwindenden Schwierig- 
keiten in der Auswahl und Züchtung des richtigen Saatgutes, in der Bekämpfung der 
zahlreich austretenden Schädlinge, Beschaffung und Bedienung der Entkernungs= und 
Preßmaschinen, in der Organisation des Absatzes und der Verwendung und Auswahl 
geeigneter leitender Persönlichkeiten. Das alles kostet sehr viel Zeit, besonders in 
tropischen Verhältnissen. Jedoch sind die Anfangserfolge nach mancherlei Fehlschlägen 
ermutigend und berechtigen zu guten Hoffnungen, besonders wenn es gelingt, eine 
geeignete Saat für das Hinterland, das über die Hälfte aller, meist fleißiger Arbcits- 
kräfte verfügt, danernd zu züchten. 1912 betrug die Zahl der ausgeführten Ballen 2103. 
W. ltwirtschastlich betrachtet ist es zunächst nicht die absolute Zahl der ausgeführten 
Ballen in unseren Kolonien, die entscheidend wirkt, sondern nur die Möglichkeit, dem 
Monopol der Baumwolle erzeugenden Länder wirksam entgegentreten zu können, 
da immer nur die Differenz zwischen Angebot und Nachfrage den Preis beeinflußt. 
In Togo werden Baumwollstationen unter fachmännischer Leitung in immer größerer 
Anzahl emichtet; das Verhältnis von Faser zu Kern hebt sich, Länge, Stärke und Glanz 
der Faser bessern sich. Zumeist wird die Baumwolle in Zwischenkultur mit Jams usw. 
gepflanzt. 
Von größter Bedeutung sind in dieser Bezichung die in der Kolonie tätigen Pflan- 
zungsgesollschaften, Pflanzungsgesellschaft „Kpeme"“, „Agu“-Pflanzungsgesellschaft und 
„Togo“-Pflanzungsgesellschaft, die sich hauptsächlich den Kulturen der Kokospalme, 
der Sisalagave, des Kakaos, der Baumwolle und des Gummis zuwenden, und die, 
abgesehen von der Erzielung gut beschaffener Produkte mit den besten Methoden 
wesentlich zur Erziehung der Eingeborenen als Arbeiter und Pflanzer beitragen. 
Zur Feststellung der für die meisten Pflanzen so wichtigen meteorologischen Ver- 
hältnisse des Landes, ist die Kolonie allmählich mit einem Netz von 33 Regenmesser- 
stationen überzogen worden, dem weitere Anlagen folgen. 
Außer dem von wildwachsenden Gummilianen gewonnenen Kautschuk und den 
erwähnten Produkten bilden Erdnüsse und die Produkte der Olpalme die Hauptaus- 
fuhrziffern der Kolonic. 
Die Erdunß ist eine kriechende Pflanze, die keine hohen Ansprüche an den Boden 
stellt und die unschwer eine große Ausdehnung im Anban erfahren kann. Sie liefert 
Ol und Fett, und die Nüsse bieten geröstet ein wohlschmeckendes Genußmittel. Die 
Olpalme kommt in verschicdenen Arten vor, die sich hauptsächlich durch die Größe und 
den Fleischgehalt der Früchte unterscheiden. Die Palme trägt an der Krone mehrere 
Fruchtbündel, die von den Negern mit Stangen heruntergestoßen oder mit der Hand 
abgeschlagen werden. Die einzelnen Früchte bestehen aus einem nußartigen Kern 
mit fester Schale, der von saftigem, ölhaltigem Fleisch umgeben ist. Dieses Fleisch 
wird von den Bewohnern Togos im warmen Wasserbad von den Kernen gelöst und 
dann ausgepreßt. Die Kerne werden mit Steinen aufgeknackt. Der innere Kern kommt 
ohne Zubereitung in den Handel. Abgesehen von der durchaus nicht genügenden An- 
pflanzung der Olpalme, die mehr in Halbkultur gezogen wird trotz mannigfacher Ver- 
suche der Stationen, regelrechte Kulturen einzuführen, können einige Gebiete wegen 
mangelnder Absatzgelegenheiten nicht völlig ausgebentet werden. Aber auch die vor- 
handenen Schätze der Olpalme werden bei Anwendung ausgiebiger Gewinnungs- 
methoden durch Pressen und Kuachnaschinen eine immer noch ganz erheblich zu steigernde 
Einnahmequelle der Kolonic bilden, die jetzt etwa 5 Millionen Mark darstellt. Die
	        
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