Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

  
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diesem Gebiete tätig. Das Bestreben der Missionen, die Eingeborenen auf eine geistig 
und sittlich höhere Stufe zu stellen, äußert sich in der Tatsache, daß von den Missions- 
gesellschaften beider Konfessionen die stattliche Zahl von etwa 400 Schulen unterhalten 
wird. Es ist mit Genngtuung zu begrüßen, daß die Missionsschulen außer dem Unter- 
richt in der Religion und in den Elementarfächern zu der Erziehung der Eingeborenen 
in den Fragen des Ackerbaues übergangen sind. Dadurch erscheint die Gefahr der Heran- 
bildung eines geistigen Proletariats in ihr Gegenteil verkehrt, indem die heranwachsende 
Ingend zu geistig geschulten Ackerbauern erzogen wird, auf deren möglichst zahlreichem 
Vorhandensein die Zukunft der Kolonie beruht; wenn auch Dolmetscher, Schreiber, 
bhüdenangestellte, Post-= und Bahnbeamte usw. in immer größerem Maße gebraucht 
werden. 
Der Fortschritt, der hierin liegt, wird um so mehr in die Augen fallen, als man 
überzeugt ist von der segensreichen erzieherischen Wirkung, die von der geregelten, 
gut und gründlich erlernten körperlichen Arbeit allerorts auf die Menschen ausgeht. 
Eine Folgeerscheinung der Erweiterung des Gesichtskreises ist die Vermehrung 
der Bedürfnisse bei den Eingeborenen, die sich im Banu fester Häuser mit mannigfaltigerer 
und besserer Einrichtung, in der Beschaffung europäischer Gerätschaften, Kleidungsstücke, 
Musikinstrumente usw. zum Ausdruck bringt. Je weiter das Kulturbedürfnis sich steigert, 
desto besser sind die Aussichten für den heimischen Absatz, desto größer der Anreiz, zur 
Befriedigung der Bedürfnisse durch die Arbeit Werte zu schaffen, und dazu geistige 
und körperliche Euergie zu sammeln und zu konzentrieren. 
Außer den genannten Missionsgesellschaften ist die Wesleyanische Mission im 
Anechobezirk tätig. Die Baseler Mission hat sich 1906 aus der Kolonie zurückgezogen. 
Die Missionen unterhalten ihre Hauptstationen an den größten Plätzen vorläufig 
von Südtogo, während die Missionierung Nordtogos in der Vorbereitung ist. Von 
den Hauptstationen aus, die mit europäischen Missionaren (bei der evangelischen auch 
mit Frauen und Lehrerinnen, bei der katholischen mit Schwestern) besetzt sind, werden 
in den anliegenden Landschaften Dorfschulen errichtet, denen schwarze Lehrer vor- 
stehen. Die Lehrer bilden die Missionen in eigenen Seminaren aus. Auf die Gefahren 
hinzuweisen, die in einer zu einseitigen Betonung des konfessionellen Elementes bei 
dem größtenteils räumlich sehr nahen Zusammenarbeiten der Missionsgesellschaften 
bestehen, ist hier nicht der Ort. Jedenfalls liegt sie weder im Interesse der Eingeborenen 
noch des Landes, dem mehr damit gedient ist, Bewohner zu haben, die in erster Linie 
stolz darauf sind, Schutzbefohlene des Deutschen Reiches zu sein, während der Austrag 
konfessioneller Gegensätze besser reiseren Gencrationen überlassen bleibt. Die heran- 
wachsende Jugend ist es hauptsächlich, die den Schulen der Missionen zuströmt, während 
die Aiten sich weniger geneigt zeigen, mit den überkommenen klberlieferungen zu 
rechen. 
Im Norden des Schutzgebietes ist es der Islam, der seine mohammedanischen 
Moscheen und Schulen mit Priestern und Lehrern unterhält und dem Vor- 
dringen der christlichen Weltanschauung Widerstand entgegenzusetzen versuchen wird. 
Jedoch wird die europäische Besetzung Nordafrikas allmählich auch in dieser Beziehung 
eine Rückwirkung auf den Sndan zeigen. 
Die Missionen errichten au den Hauptplätzen ihrer Tätigkeit Kirchen europäiüscher 
Bauart außer den meist zweistöckigen Wohnhänsern. 
Die Schulen lehren im theoretischen Unterricht außer der Sprache des Stammes 
Deutsch und die elementaren Keuntuisse. 
Die Gefahr, die im Unterricht der englischen Sprache liegt infolge der Nähe der 
englischen Goldküstenkolonie, wohin für die Eingeborenen aus Furcht vor Strafen 
oder wegen besserer Erwerbsmöglichkeiten auszuwandern Veranlassung vorliegen 
konnte, ist vom Gonverneur Graf Zech noch rechtzeitig beseitigt, indem dieser Unterricht 
1004 abgeschafft wurde. Das Gonvernement unterstützt die Missionsschulen nach der 
Zahl der Abgangsschüler mit Geldsummen. — Es wurde schon hervorgehoben, daß 
 
	        
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