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der Küste, während die westliche ohne weseutliche Unterbrechungen in allgemein west-
nordwestlicher Richtung verläuft. Gute Häfen und Ankerplätze sind in verhältnismäßig
großer Zahl vorhanden. Die wichtigsten sind von Ost nach West: Morobe, Finschhafen,
Konstantinhafen, Friedrich-Wilhelms-Hafen, Alexishafen, Hatzfeldhafen und Berlin-
hafen. Hier befinden sich denn auch die hauptsächlichsten Niederlassungen der Europäer.
Die ganze Küstenlinie ist mit Gebirgen besetzt, die im allgemeinen Höhen von
1000 bis 1200 m nicht übersteigen. An manchen Stellen fallen die Berge steil ins Meer,
an anderen dagegen treten sie zurück, hier Raum lassend für weite, tiefgründige Ebenen
reichsten Alluviallandes. Von der Küste her erfolgt nun durchweg ein ziemlich jäher
Anfban des Landinnern. So erheben sich schon in ziemlicher Nähe des Randgebirges
der Maclayküste (zwischen Huongolf und Astrolabebucht), gleichlaufend mit der Küste
die Gladstoneberge und das Finisterregebirge, die Höhen von 3500 m aufweisen. Parallel
zu den erwähnten Bergzügen laufen weiter südlich das Kraetke-, Bismarck. und Hagen-
gebirge, deren höchste Spitzen auf 4300 m angegeben werden. Ob diese Berge dauernd
mit Schnee bedeckt sind, ist zweifelhaft; daß es jedoch zeitweise der Fall ist, kann mit
Sicherheit angenommen werden, zumal das auch von einzelnen Forschern behauptet
wird, welche die Berge so gesehen haben. Nach Osten wie nach Westen flachen sich die
Gebirgszüge, die fast alle in der allgemeinen Richtung Ost-West laufen, merklich ab.
Eine Ansnahme macht jedoch im Westen die Viktor-Emanuel-Kette mit Erhebungen,
die 36000 m erreichen sollen. Hier, dicht an der deutsch-englischen Grenze, aber wohl
noch auf deutschem Gebiet, befindet sich die große Wasserscheide. Hier entspringen
die Quellen des größten Stromes Neuguineas, des nach Süden, die englische Kolonie
durchflioßenden Flyflusses. Wie die Abwässerung nach Norden erfolgt, ob diese nach
dem Kaiserin-Augusta-Fluß hin stattfindet, ist noch keineswegs festgestellt.
Charakteristisch für die meisten der Gebirge des deutschen Gebietes ist die Steilheit
und Schmalheit der Kämme und die jäh und tief eingeschnittenen Täler. Breite Hoch-
flächen und flache Täler kommen nur selten vor. Bei solchen Formationen ist es natürlich
dem Forscher unendlich erschwert, nach Süden ins Innere des Landes vorzudringen.
Kaum ist ein steiler Gebirgsgrad erstiegen, so geht es wieder schroff hinab in die Tiefe.
Mühsam wird die gegenüberliegende Seite erklommen, in der Hoffnung, dort drüben
wenigstens eine größere Hochfläche zu finden, um weiter vordringen zu können ins Herz
des jungfränlichen Landes. Aber diese Hoffnung wird nur selten erfüllt, meist gähnt
ein jäher Abhang den Ermatteten entgegen, und jenseits türmt sich eine neue Barriere
auf. So geht es vorwärts unter unsäglichen Mühen, tagaus, tagein, in stetem Kampfe
mit dem Urwald, durch den Messer und Axt erst einen Gang hauen müssen. Jeder Fuß
vorwärts muß erkämpft werden, und ist wirklich einmal eine freiere Fläche erreicht,
so hat die Expedition damit zu rechnen, daß sie vielleicht von einer Bevölkerung bewohnt
ist, die in den nie zuvor gesehenen Vordringlingen ihren Feind erblickt. In den Tälern
aber, ganz abgesehen davon, daß sie ja meist von Ost nach West streichen, ist ein Vorwärts-
kommen nur selten möglich, weil sie infolge der Steilheit der Bergwände fast stets
versumpft sind.
So ist es denn bisher noch nicht gelungen, Neugninea zu durchqueren, geschweige
denn von Norden her an die Südgrenze unserer Kolonie zu gelangen. Aber gelingen
wird und muß es. So hat man denn neuerdings die Erkundung des Landes wieder
energisch in die Hand genommen. Eine von der Deutschen Kolonialgesellschaft aus-
gerüstete und mit Reichsmitteln unterstützte Expedition ist nach Nenguinea gesandt
worden, um den Kaiserin-Augnusta-Fluß und seine Uferländer zu untersuchen. Dieser
gewaltige, sicherlich mindestens 800 km lange, wahrscheinlich in Holländisch-Neugninea
entspringende Strom bildet nämlich eine hervorragende Einfallstraße ins Innere unserer
Kolonie. Wenn er auch entsprechend der Richtung der Gebirgszüge von West nach Ost
läuft, also für die Erforschung des Südens eigentlich nur zum Teil in Betracht kommnt,
so erschließt er aber eben infolge seiner westöstlichen Richtung große Landstrecken. Dieser
Fluß ist angeblich bis zu 450 km von seiner Mündung für größere Dampfer fahrbar
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