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Fast alle Papuas sind eifrige Fischer, aber auch den Landban treiben sie mit Fleiß.
Taro, Yams, Kokosnuß und Bananen bilden die hauptsächlichsten vegetabilischen
Nahrungsmittel. In manchen Gegenden wird Töpferei betrieben.
Uber die Zahl der Eingeborenen Kaiser-Wilhelms-Landes lassen sich genaue Angaben
unmöglich machen. Diese waren in früheren Jahren entschieden zu niedrig. Nach den
neuesten amtlichen Schätzungen wohnen im deutschen Neugnineagebiet (mit Karolinen=
und Marshallinseln) etwa 600 000 Eingeborene. Hiervon dürften etwa 200 000 bis
250 000 auf Kaiser-Wilhelms-Land entfallen. Immerhin ist das Land sehr dünn be-
völkert, denn selbst bei Zugrundelegung der größeren Zahl kommen nicht viel mehr als
1,5 Menschen auf den Qnadratkilometer. Dabei sind aber die Küsten und Flußniederungen
ganz erheblich dichter bewohnt als die zurückliegenden Bergländer. Für die Entwicklung
eines so großen Landes ist es natürlich ein bedeutendes Hemmnis, wenn es so dünn
bewohnt ist. Die vorsichtige Heranziehung von Auswanderern ostasiatischer Völker-
schaften, am besten malaiischer, wird sich daher nicht umgehen lassen, wenn eine wirklich
ergiebige wirtschaftliche Ansnutzung der fruchtbaren Gebiete dieser großen Kolonie
herbeigeführt werden soll.
Neuguinca ist infolge seiner Schwerzugänglichkeit, seines ungesunden Klimas und
seiner unfreundlichen Bevölkerung den Ausbreitungsbestrebungen der enropäischen
Kolonialmächte verhältnismäßig lange entgangen. So kam es, daß Deutschland trotz
des späten Einsetzens seiner Kolonialpolitik noch ein wertvolles Stück dieser großen
Insel erhalten hat. Das ist nun ähnlich wie in Ostafrika und in Südwest dem energischen
Vorgehen Privater zu danken, welches dann nachträglich die Auerkennung und Unter-
stützung der Regierung fand. In Neugninea sind es vor allem die Namen Hansemann
und Finsch, die mit der Geschichte der Erwerbung der Kolonie eng verknüpft sind.
Hansemann hatte als Leiter der Deutschen Neuguinea-Kompagnie für diese Stationen
angelegt, und Finsch war bei seinen wissenschaftlichen Forschungsreisen an der Ostküste
Neugnineas nunermüdlich tätig gewesen, Verträge mit den Eingeborenen zu schließen
und sich die Landeshoheitsrechte der Häuptlinge abtreten zu lassen. Von englisch-
australischer Seite wurde heftig protestiert und behauptet, daß dies, wenn auch bis
dahin herrenlose Land, in die englische Interessensphäre fiele. Bismarck aber verstand
es dann, die entstandenen diplomatischen Schwierigkeiten in ebenso geschickter wie nach-
drücklicher Weise zu beseitigen. England lenkte ein, und es kam zu einem Vertrag
zwischen ihm, Deutschland und Holland, in dem die Grenzen der Anrechte dieser drei
Staaten an Neuguineg festgelegt wurden.
Der Deutschen Neugninea-Kompagnie wurden durch einen kaiserlichen Schutzbrief
vom 17. Mai 1885 die Hoheitsrechte über Kaiser-Wilhelms-Land nebst dem ganzen
vorgelagerten Inselgebiet des Bismarckarchipels, sowie der größeren Hälfte der Salomons-
inseln übertragen. 1889 übernahm das Reich die Verwaltung. Sitz der deutschen
Regierung war damals in Finschhafen, später in Stephansort. 1892 trat die Neuguinea-
Kompagnie wieder in ihre früheren Rechte ein, um diese endgültig im Jahre 1899 an
das Reich abzutreten. Der Regierungssitz wurde nach Friedrich-Wilhelms-Hafen verlegt,
bis die Ubersiedelung des Gonvernements nach Herbertshöhe auf dem Bismarckarchipel
erfolgte, wo die klimatischen Bedingungen ganz erheblich günstigere sind. Friedrich-
Miheims--Hafen wurde danu Bezirksamt. Nebenstationen befinden sich in Eitape und
orobe.
Infolge der ja schon genügend geschilderten, besonders schwierigen Verhältnisse in
Kaiser-Wilhelms-Land ist es während langer Jahre nicht möglich gewesen, die Ver-
waltungssphäre der deutschen Regierung in nennenswertem Umfange auszudehnen.
Ihr Einfluß erstreckte sich in der Hauptsache nur auf die Küstenzone und war selbst dort
an manchen Stellen durchans noch nicht hinreichend gekräftigt. Das hat sich in den
letzten Jahren gebessert, seitdem mehr Mittel für die lange Zeit recht stiefmütterlich
behandelte Kolonie aufgewendet und infolgedessen die Polizeitruppen erheblich ver-
stärkt werden konnten; denn die Schaffung von Ordnung und Recht ist in diesem Lande