keiten vertritt sie die Dorfschaft und ist verautwortlich für das gnte Gelingen. Sie richtet
selbst für den zu ehrenden Gast die Kava, das Nationalgetränk. Man bereitet dasselbe
durch Aufguß von Wasser auf die gekante oder geriebene Wurzel des Kavastrauches.
Bei den großen Sivas ist sie die Vortänzerin und stimmt die Tanzlieder an, deren
Refrain von den übrigen Tänzern und den taktklopfenden alten Weibern mitgesungen
wird. Spicl und Tanz und Singen sind das eigentliche Lebenselement der Samoaner.
Die durch die ewigen Unruhen verursachte Unsicherheit aller Verhältnisse hatte
zur Folge, daß die wirtschaftliche Entwicklung Samoas in den letzten Jahrzehnten des
vorigen Jahrhunderts bei weitem nicht so voranging, wie das bei den guten natür-
lichen Vorbedingungen in diesem paradiesischen Lande eigentlich zu erwarten gewesen
wäre. Die Kulturanlagen beschränkten sich während langer Zeit auf die mustergültigen,
ertragreichen Kokospalmenpflanzungen, die zum Teil auch hier schon von J. C. Godeffroy,
der ein ganzes Netz von Handels= und Pflanzungsstationen über die Südseelande aus-
gebreitet hatte, angelegt waren und heute zum Besitz der Deutschen Handels- und
Plantagen-Gesellschaft der Südsceinseln gehören. Bearbeitet werden diese Pflanzungen
mit Eingeborenen des Bismarckarchipels.
Die Hissung der deutschen Flagge verfehlte jedoch ihren befruchtenden Einfluß
auf die wirtschaftliche Lage der Jusel nicht, wenn auch dieser Einfluß sich zunächst darauf
beschränken mußte, durch Garantie von Frieden und Ordnung in der nenen: Kolonie
die bisherigen wirtschaftlichen Hemmnisse zu beseitigen. Das ist im Laufe der ersten
Jahrzehnte deutscher Verwaltung gelungen, und müssen auch diejenigen, welche sich
nicht mit allen Maßnahmen dieser Epoche einverstanden erklären können, dieses Er-
gebnis als ein unbestreitbares und unvergängliches Verdienst des ersten Gonverneurs,
Dr. Solf, anerkennen. Daß manche Münsche, besonders hinsichtlich der Richtung des
samoanischen Wirtschaftslebens nach der nationalen Scite, unerfüllt geblieben sind,
ist aber auch eine Tatsache, bei deren Einwertung der objektive Beurtciler jedoch die
großen Schwierigkeiten nicht übersehen darf, welche durch die Umklammerung dieser
so sehr entlegenen Kolonie von nichtdeutschen Ländern verursacht wird. Der ver-
waltungspolitische Anschluß Samoas mit dem großen Neuguineagebiet und vor allem
auch die Schaffung einer regelmäßigen deutschen Dampferverbindung zwischen Rabaul
und Samoa und, nach Vollendung des Panamakanals, von Samoa direkt nach Deutsch-
land sind daher dringende Notwendigkeiten, um das samoanische Wirtschaftsleben in
solche Bahnen zu leiten, die dem Handel des Mutterlandes und unserer weltpolitischen
Stellung ein Vorankommen ermöglichen.
Die Einfuhr Die Ansfnhr
der Kolonie hatte einen Wert im Jahre
1904 von 2 317 000 Mark, 1904 von 1 675 000 Mark,
1909 „ 3338 000 „ 1909 „ 3 021 000 „
1910 „ 3 462 000 „ 1910 „ 3 533 000 „
1911 „ 4 066 000 „ 1911 „ 4 389 000 „
1912 „ 5000000 1012 „ 5000000 „
Das sind immerhin Steigerungen, die erkennen lassen, daß das. Wirtschaftsleben.
der Kolonie an sich gesund ist und auf stabilen Grundlagen beruht. Diese Grundlage
ist die landwirtschaftliche Produltion. Hier steht bei weitem an erster Stelle Kopra,
deren Ausfuhr im Jahre 1912 einen Wert von nicht weniger als 4 Millionen Mark
betrug. Die Kopra stammt zu etwa einem Drittel aus enropäischen Kulturen, während
die beiden anderen Dritteile von den Samoanern ans deren Aupflanzung geerntet
und aufbereitet werden. Der Anteil der Samoaner an der landwirtschaftlichen Produktion
ist also verhältnismäßig gering, wenn man bedeult, daß den etwa 1000 auf europäischen
Kokospalmenpflanzungen beschäftigten Plantagenarbeitern eine intelligente und kräftige
Bevölkerung von insgesamt 33 550 Eingeborenen entgegensteht. Eine merkliche Steige-
rung der Kopraprodultion durch die Samoaner ist also möglich und steht auch mit der
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