Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

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Hotungpaß. Der rührige Bergverein in Tsingtau sorgt in anerkennenswerter Weise 
für die landschaftliche Erschließung dieses an sich reizvollen Gebirges. 
Die Kiantschonbucht ist ein geräumiges Meeresbecken von 500 qkm Inhalt (bei 
Hochwasser), annähernd ein Drittel der Fläche des Kurischen Haffs (1020 qkm). Für 
den Verkehr kommt jedoch nur der südlichste Teil in Betracht. Im Norden sind die 
Tiefen so gering, daß man an unser nordwestdeutsches Watteumeer erinnert wird. 
Die von den entwaldeten Bergen herabkommenden Wasserläufe, von denen der be- 
deutendste der Paischa-ho ist — in seinem Unterlauf die Grenze des Schutzgebietes 
bildend —, haben dem Meere eine so große Menge von festen Stoffen zugeführt, daß 
annähernd die Gesamtfläche der inneren Bucht eine Tiese von weniger als 1 m besitzt. 
Die in ihr gelegenen Juseln, Min-tau (das Potatoe Island der englischen Seekarten) 
und Huang-tau verdienen mehr den Namen Halbinseln, und findet zur Zeit der Ebbe 
durch das trockene Wattenmeer ein reger Verkehr mit dem Festlande statt. Daß die Ver- 
sandung nur von den Flüssen und nicht von der See herstammt, ist insofern ein günstiger 
Umstand, als es möglich sein wird, durch Schutzdämme und Anforstungen den Vorgang 
zweckmnäßig zu beeinflussen. Größere Tiefen finden sich erst in der Nähc des südlichen 
Ausganges, und hier liegt an der Innenseite der den Osten der großen Bucht begrenzen- 
den Halbinsel der eigentliche Hafen unseres deutschen Gebietes, Tsingtan, mit einer 
Wassertiese von mehr als 10 m. Bis zu seiner Eröffnung war der Anlegeplatz der Schiffe 
die am Südrand der Halbinsel gelegene Tsingtaubucht mit durchschnittlich m Wasser- 
tiefe. Daran schließt sich im Osten die Auguste-Vietoria-Bucht (früher Klarabucht 
genannt), der Badestrand Tsingtaus. Die geringe Tiefe sowie die ungeschützte Lage 
waren der Beweggrund zur Schaffung des künstlichen Hafens an der Westseite der 
Halbinsel. Die Breite der südlichen Ansfahrt aus der Kiantschonbucht beträgt 3,5 km. 
Der Ankerraum für Fahrzeuge bedentenden Tiefganges beträgt rund 50 qkm, und 
von da führt in nordöstlicher Richtung das 7 km lange und 1 km breite Tsangkoner 
Tief, wo selbst bei Niedrigwasser noch eine mittlere Tiese von 6m beobachtet wird. 
Besonders starke Strömungen, die für die Schiffahrt von Gefahr sein können, sind in 
der Bucht nicht vorhanden, der Gezeitenwechsel bettägt etwa 3 m. Der Ankergrund ist 
gut, da er ausschließlich ans Sand mit Ton gemischt besteht, so daß auch die bei der An- 
lage des künstlichen Hafens notwendigen Baggerarbeiten auf keine Schwierigkeiten stießen. 
Die außerhalb der Bucht liegenden, noch zum deutschen Schutzgebiet gehörenden 
Inseln sind wegen ihrer Kleinheit wirtschaftlich von geringem Interesse. Die größte 
und in landschaftlicher Beziehung schönste ist Schni-ling-schan, auch Tolosan genannt. 
5 km lang und 3 km breit, ihr Inneres wird von einem steilen 500 m hohen Gebirge 
erfüllt, dessen Basis aus Karbonschichten besteht, in denen Kohlen vermutet werden 
(Wegener). Die übrigen Iuseln können wir süglich übergehen. 
Das Klima unseres Schutzgebietes wird durch die kontinentalen Landmassen Asiens 
einerseits und die Wassermassen des Stillen Ozeans andererseits beeinflußt unter Berück- 
sichtigung seiner Küstenlage, welche die ausgleichende Wirkung des Meeres mehr hervor- 
treten läßt. Das ganze mittlere und nördliche China leidet unter sehr starken Gegen- 
sätzen zwischen seinen beiden Hauptjahreszeiten, im Winter die Kälte Südostrußlands, 
im Sommer eine beinahe tropische Wärme. Die Monate Jannar und Februar sind 
kalt und rauh, im Mai erfolgt der Ubergang zur Sommerwärme, die im Inli und August 
ihren höchsten Grad erreicht, um im Oktober einem kühlen Herbst zu weichen, der Oktober 
ist wie auch in Nordchina der schönste Monat des Jahres, während der Sommer mit seiner 
Hitze und Feuchtigkeit dem Curopäer nicht angenehm ist. Schantung liegt im Jannar 
zwischen dem Isothermen von 0° und — 40°, im Juli zwischen denen von 26 und 
270, wir sehen, daß der Winter durch den Einfluß des Meeres gemildert ist und etwa 
einer Kälte von Dentschland entspricht, das Kältegefühl wind aber durch die starken 
Nordwestwinde erheblich gesteigert, dagegen ist infolge des milden Winters der 
Hafen von Tsingtau völlig eisfrei. Im Sommer bringen die von Süden kommenden 
Monsunwinde Wäime und Feuchtigkeit mit sich, die Durchschuittstemperatur ent- 
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