Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

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einer Station im Innern abgenommenen Geschützen gegen die Deutschen einen 
Vorstoß unternahm. Aber auch diesmal wieder ohne Erfolg. Die Geschütze wurden 
ihm im heißen Kampfe abgenommen und unter blutigen Opfern die Rebellen 
zurückgeschlagen. Deutsche Matrosen im Verein mit den Askaris, geführt von den 
Beamten Ostermann, Illich und von Medem, sochten tapfer und siegreich. Anch 
diesmal befehligte Leutnant zur See Meier die Marinewache und erhielt später 
für sein erfolgreiches Wirken einen Schwerterorden. 
Von den widerspenstigen Küstenorten tritt Saadani immer wieder in die 
Erscheinung und muß mit Granaten der deutschen Schiffe nach längeren oder 
kürzeren Pausen immer wieder in Schach gehalten werden. Dasselbe galt für das 
Sklavenräubernest Konduchi, das von Kapitän Hirschberg zuerst wegen Be- 
schießung deutscher Boote mit einigen Granaten beglückt, später aber, am 27. März 
1888 durch ein aus den Mannschaften der „Leipzig“, „Carola“ und „Schwalbe“ 
gebildetes Landungskorps erstürmt und in Brand gesteckt wird, was vergeblich ein 
wolkenbruchartiger Platzregen zu verhindern sucht. Jedenfalls war der Erfolg ein 
vollständiger, auf deutscher Seite nur ein Verwundeter. 
Inzwischen hatte man wohl oder übel mit Buschiri einen Waffenstillstand 
abgeschlossen, um den freien Abzug von Missionaren aus dem Innern zu gewähr- 
leisten. Buschiri brach freilich später diesen Vertrag, indem er einem eingefangenen 
Angestellten seiner Gegner die Hände abhacken und ihn dann lanfen ließ. 
Infolge der Samoa-Katastrophe (16. März 1889) wurde die Korvette 
„Sophie“ aus dem Geschwaderverbande entlassen, auch „Schwalbe“ sollte es, doch 
gelang es Admiral Deinhard, sie als unabkömmlich in den ostafrikanischen Ge- 
wässern zu behalten. 
Es ist schon früher berührt, daß die Tätigkeit der Kriegsschiffe sich im allge- 
meinen nur auf die Küstenorte beschränken konnte. Eine farbige Truppe war für 
die weiteren Unternehmungen nötig. Eine solche wurde nunmehr angeworben 
(Sudanesen und Zulus) und der bekannte Afrikaforscher Hauptmann Wißmann 
als Befehlshaber ernannt. Diese Schutztruppe sollte nunmehr im Verein mit der 
Marine — nebeneinander gestellt — den Aufstand vollständig niederschlagen. Am 
31. März 1889 traf Wißmann in Zanzibar ein und schickte sich an, alsbald zu- 
sammen mit dem Geschwaderchef eine Erkundigungsfahrt längs der Küste zu 
unternehmen. Nach Eintreffen weiterer farbiger Truppen wurde die Erstürmung 
des Buschiri-Lagers bei Bayamoyo geplant und am 8. Mai 1889 gemeinschaft- 
lich ausgeführt. Hirschberg, der „Schwalbe“-Kommandant, war Führer des 
Marinelandungskorps, während Wissmann seine schwarze Truppe zum ersten 
Male ins Gefecht führte. Die Erstürmung gelang vollständig, allerdings unter 
schmerzlichen Opfern, denn der junge Leutnant zur See Schelle (von S. M. S. 
„Schwalbe“) fiel, allen voran, beim Eindringen ins Lager. Mit wahrem 
Löwenmut drang er vor, erkletterte die Palisaden und gab so den blauen Jungen 
ein Beispiel, wie es schöner nicht gedacht werden kann und anuch an dieser Stelle 
gebührend erwähnt werden soll. Die Wißmann-Truppe verlor einen Feldwebel 
infolge Hitzschlages; 8 Schwarze waren gefallen. Verwundet wurden verschiedene 
Offiziere und Mannschaften. Eine Umzingelung des Lagers war die Absicht, die 
aber durch zu frühes Schießen der farbigen Truppe nicht in vollendetem Maße 
eintreten konnte. Immerhin traf man das Nest nicht leer und konnte dem Feind 
eine schwere Niederlage beibringen. Ungefähr 80 Tote ließ er auf dem Kampfplatz; 
Buschiri selbst entwischte leider. Seine Kanonen und das ihm früher gezahlte 
Lösegeld ließ er aber im Stich. Nun wurde das Lager nach Möglichkeit zerstört, 
die Palisaden verbrannt und dann der Rückmarsch angetreten. Dieser muß nun 
nach den Schilderungen, die uns damals z. B. bei der Ankunft auf der „Schwalbe“ 
1890 noch brühwarm erzählt wurden, geradezu fürchterlich gewesen sein an Stra- 
pazen. In Tropenglut, bei Wassermangel, erschöpft und jeden Augenblick dem 
 
	        
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