Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

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wurde. Hierzu landeten die Schiffsbesatzungen unter Führung des „Leipzig“= 
Kommandanten, Kapitän zur See Plüddemann, unter schwierigen Verhältnissen. 
Wiederum schafften zunächst die Schiffsgeschütze mit ihren Granaten etwas Luft, 
dann ging es an Land dem Feinde entgegen, der dann aber in üblicher Weise von 
dannen zog. Schließlich wurde die Vereinigung mit der Polizeigruppe hergestellt 
und Pangani hatte aufgehört die Residenz der Rebellen zu sein; die Stadt war 
und blieb fortan in Händen der Sieger. Wißmann ließ nun den Ort besetzen und 
rüstete Ras Muhesa als besonderen Stützpunkt und Beobachtungsstation aus. 
Von dem Turme daselbst konnte die Umgebung in bester Weise beherrscht werden. 
Nachdem Pangani genommen, sollte die Bezwingung Tangas auf dem Fuße 
folgen. Der Reichskommissar konnte aber aus militärischen Gründen die Truppen 
noch nicht verfügbar machen, während der Geschwaderchef wiederum von seinem 
Plane (z. B. Detachierung der Schiffe) nicht abweichen konnte. So übernahm die 
Marine dann allein diese Aufgabe. Zunächst wurden am 9. Juli „Schwalbe“ und 
„Möwe“ nach Tanga geschickt, um die Bevölkerung zur Unterwerfung aufzu- 
fordern. Am nächsten Tage folgte der Geschwaderchef mit „Leipzig“, „Carola“ 
und „Pfeil“. Nach Verstreichung einer kurz gesetzten Frist wurde gelandet (Füh- 
rung Korvettenkapitän Valette) und dann der Feind, der von drei Stellen aus 
kräftig die Marinemannschaften beschoß, aus seinen Deckungen vertrieben. Tanga 
war bald in deutschen Händen und konnte am 14. Inli von dem Marinedetache- 
ment, das den Ort besetzt hatte, dem Reichskommissar übergeben werden. So waren 
nun die Hanptorte des nördlichen Teils zurückgewonnen. Wißmann befestigte 
nun diesen Küstenstrich, während die Kriegsschisfe endlich Zeit gewannen, die Er- 
holungs= bzw. Heimreise anzutreten. „Carola“ ging mit manchem Kranken zum 
Besatzungswechsel nach Aden. Durch Niederwerfung des Aufstandes auf der Küsten- 
strecke Tanga—Daressalam trat wohl eine Entlastung im Blockadedienst ein, doch 
weniger in der Bewachung der Insel Zanzibar selbst. Bemerkenswert ist noch ein 
gemeinschaftlicher Zug gegen die bei Tanga gelegenen Ortschaften Chongoliani 
und Timbani am 11. August, woselbst die Aufständischen sich gesammelt hatten. 
Ein Detachement des „Pfeil“ beteiligte sich an der Vertreibung, auch entlastete 
die Schiffsbesatzung durch Besetzen der Station Tanga die Polizeitruppe. Wenn 
im allgemeinen Ruhe eingetreten war, so flackerte das Feuer doch hin und wieder 
auf und wurde zur Dämpfung auch stets der Anteil der Marine in Anspruch ge- 
nommen. Wißmann hielt es am 4. September für angebracht, einen Hauptzug 
ins Innere zur weiteren Unterwerfung der Rebellen zu unternehmen. Diese Maß- 
nahme fand nun freilich nicht die Zustimmung des Befehlshabers der Marine 
(seinerzeit Korvettenkapitän Valette), der zunächst eine stärkere Festigung der er- 
oberten Küstenplätze für dringlicher hielt. Seine Befürchtung sollte recht behalten, 
denn nach dem Abzug Wißmanns wurde wieder ein schärferer Blockadedienst vor 
Saadani, wo sich die Aufrührer wieder häuslich eingerichtet hatten, notwendig. 
Am 1. Oktober 1889 wurde endlich die Blockade ofsiziell aufgehoben: Pfeil 
trat die Heimreise an. Buschiri, der Unverwüstliche, nutzte die Entblößung der 
Küste von Polizeitruppen aus und rückte wieder heran, verstärkt durch 6000 
Mafitis. „Carola“ (Valette) blieb iufolge der allgemeinen Bedrohung und Be- 
stürzung über den anrückenden Buschiri vor Bagamoyo, besetzte die Station, so 
daß Freiherr v. Gravenreuth, der Kommandant dieses Ortes, mit seinen 80 Mann 
frei wurde und den Masitis entgegenziehen konnte. Dies geschah gottlob in bester 
Weise und war dieser Tag ein Ruhmesblatt im Leben des einige Jahre später 
leider in Westafrika gefallenen Gravenreuth. Inzwischen löste der auf der Aus- 
reise nach Australien befindliche „Sperber“ die „Carola“ ab. Letztere mußte nach 
Bombay ins Dock. Das neue Schiff übernahm am 29. Oktober die Protektorats- 
erklärung in Dunfordhafen. Desgleichen beteiligten sich am 8. November die 
Sperber-Landungsabteilungen mit denen der anderen deutschen Kriegsschiffe an
	        
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