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einer abermaligen, diesmal freilich letzten Aktion gegen Saadani, das zusammen
mit der zum größten Teil von Land aus angreifenden Wißmanntruppe gestürmt
wurde. Führer der Marinetruppen war Korvettenkapitän Voß (Sperber-Kom-
mandant). Der Widerstand war kaum nennenswert. Nunmehr blieb der Ort von
der Polizeitruppe besetzt. Auch die nördlich gelegenen Orte Mkwadja und
Kipumbwe wurden gemeinschaftlich von der Wißmanntruppe und dem Kreuzer
„Sperber“ besetzt, hierbei in den letzteren Ort einige Granaten vor der Lan-
dung geworfen. Es darf kurz erwähnt werden, daß allgemein die Brandwirkung
bei den modernen Granaten (Sperber, Schwalbe) nicht so bedeutend war, wie bei
den „behäbiger“ fliegenden älteren Geschossen der Leipzig, Carola und Sophie.
Aber die bald landenden blauen Jungen haben immer schnell und liebevoll nach-
geholfen. In diese Zeit fiel auch die Rückkehr Emin Paschas in Bagamoyo, bei
der „Sperber“ und „Schwalbe“ zu den Begrüßenden gehörten. — Bald darauf
geriet der „Räuberhauptmann“ Buschiri in Wißmanns Hände und wurde kriegs-
gerichtlich zum Tode verurteilt. Am Galgen in Pangani büßte er sein sicherlich
nicht an Tatkraft, List und Entschlossenheit armes, aber so häufig gewalttätiges
Leben. — Noch aber waren die bösen Häuptlinge nicht vollends zu Fall gebracht.
In der Umgegend und dem Hinterland Saadanis war Bana Heri der große
Mann, gegen den Wißmann am 4. Jannar mit seiner Macht zog und sein außer-
ordentlich stark befestigtes Lager bombardierte und stürmte. Die vor Saadani
befindlichen Kriegsschiffe besetzten so lange die Station daselbst, die dann Wiß-
mann nach Rückkehr von seinem Zuge befestigte. Bana Heri war entkommen.
Er kam aber später selbst und unterwarf sich den Deutschen, nachdem Wißmann
am 8. März 1890 abermals gegen ihn gezogen und in verschiedenen Gefechten
seine Macht gebrochen. Bei solchen Gelegenheiten entlastete die Marine dann
immer die Polizeitruppe in den Küstenstationen. Es würde ermüdend wirken,
wollte ich dies jedesmal beim Kapitel „Marine“ erwähnen. Mit der Unterwerfung
Bana Heris war sicherlich im Interesse aller ein bedeutender Kollege Buschiris
unschädlich gemacht, so daß nun endlich auch die Eroberung des Südens des
Pachtgebietes ins Auge gefaßt wurde. Da ich unbedingt zum Schlusse eilen
muß, werde ich mich kurz fassen müssen, ohne hiermit andeuten zu wollen, daß
der Anteil der Marine hierbei ein geringer. Ganz besonders bestand er zu-
nächst in der Unterstützung bei der Durchführung des Transportes der Polizei-
truppe, die auf den Wißmanndampfern „Harmonie“, „München“ und dem Eul-
tansdampfer „Barawa“ eingeschisft, eine etwas „halsbrecherische“ Fahrt nach dem
Süden ausgeführt hatte. Die nur für den Rhein gebaute „Harmonie“ zeigte bei
dem starken Winde derartig anmutige Bewegungen, daß ernstlich eine Zeitlang
ein Kentern befürchtet wurde. So mußten aus seemännischen Rücksichten aber
auch wegen der seekranken Schwarzen verschiedene Programmänderungen vor-
genommen werden, bis dann in Kilwa-Kissiwani der größte Teil jener Truppen
unter Eskorte der immer rührigen „Schwalbe“, die auch 100 Mann an Bord
hatte, gelandet werden konnte. Kilwa-Kivindje war der Hauptsitz des Auf-
ruhrs im Süden, gegen ihn sollte der Hauptschlag auch geführt werden, nach-
dem vorher noch die „Carola“ zur Genüge erforscht hatte, wie sehr der Ort durch
alte Geschütze und Palisadenzäune befestigt war. Nach Verabredung begann am
1. Mai „Carola“ mit der Beschießung Kilwas, während die Polizeitruppen vom
Süden her anrückten und sich später durch Zeigen der schwarz-weiß-roten Flag-
gen kenntlich machen sollten. In der Nacht zum 2. Mai feuerte „Carola“
15 cm= und 8,7 cm-Granaten in gewissen Zeitabschnitten in den Ort. Gegen
Morgen bombardierte das Schiff heftiger, zumal der Feind aus vier Geschützen
das Feuer (wenn anch harmlos) erwiderte. Inzwischen hatte „Harmonie“ in
Masako (Rukyro-Bai) unter dem Schutz der „Schwalbe“ die Truppen gelandet,
so daß am 3. Mai das gesamte Wißmannkorps (1200 Mann) auzggeschifft war.