Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

   
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geeilt war, in Frage kommen und sah daher seine Aufgabe in Offenhaltung der 
Verbindung Karibib—Swakopmund. Von der Heimat war ein Infanteriebataillon 
und eine Batterie requiriert, von Kamerun waren zwei Feldgeschütze und ein 
Maschinengewehr unterwegs. Kapitän Gudewill ließ u. a. von den 600 ein- 
geborenen Arbeitern an der Otavibahn einen großen Teil als „unsichere Kanto- 
nisten“ aus dem Lande schaffen und nur zur Wiederherstellung der Bahn in Khan 
einen Trupp verwenden. Des weiteren ordnete er an, daß stellenweise das 
schwerere Eisenbahnmaterial der Otaoibahn statt des leichteren bisherigen ver- 
wendet wurde. Starke Regengüsse verursachten dauernde Störungen und zwangen 
Kapitänleutnant Gygas, besonders bei Kubas Eisenbahnarbeiten vorzunehmen. 
Inzwischen war die Nachricht gekommen, daß von Zülow glücklich Okahandja er- 
reicht hätte und es hielt. Eine Sorge weniger für das „Habicht“-Detachement, 
das nun auch versuchte, ostwärts von Karibib die Eisenbahnverbindung mit 
von Zülow herzustellen, zunächst noch vergebens. Zum Glück kam auch von dem 
abgeschnittenen Windhuk und Omaruru Meldung, daß sie sich vorläufig noch 
halten könnten. Bemerkt sei, daß schon vor Ausbruch des Aufstandes 200 Mann 
der regelmäßigen Schutztruppenablösung abgefahren waren. Diese trasen am 
4. Februar 1904 in Swakopmund ein, wurden sofort unter Verzicht auf die zu 
tief im Laderaum verstauten und für die Schutztruppe bestimmten neuen Ge- 
wehre M. 98 auf die Bahn gesetzt, um zunächst nach Windhuk vorzudringen. Be- 
waffnet wurden diese Mannschasten noch mit dem Gewehr 71/84, da höchste Eile 
geboten war und man, zumal wegen der schlechten Landungsverhältnisse infolge 
von Versandungen vor der Mole, nicht noch tagelang auf die neuen Gewehre 
warten konnte. Oberleutnant von Winckler traf bald mit der inzwischen wieder- 
hergestellten Bahn in Windhuk ein, verstärkt durch Artillerie unter dem Kom- 
mando des Oberleutnants zur See Herrmann. In Windhuk fand indes das 
Korps eine Depesche Gudewills vor, sofort zur Kolonne Franke nach Omarurn 
zu eilen, das, von 600 Hereros bedrängt, dringend der Verstärkung bedürfte. 
Hauptmann Franke hatte nämlich inzwischen in siegreichem Laufe, auf dem Zuge 
nach dem Süden umkehrend, Windhuk und Okahandja entsetzt und Omaruru ge- 
stürmt. Da sich bald darauf der Feind zurückzog, wurde der Plan, von Winckler 
nach Omaruru zu schicken, aufgegeben und der ursprünglichen Absicht gemäß nach 
dem Osten entsandt. Das Detachement Gygas, inzwischen nach Abgabe verschie- 
dener Kommandos auf 23 Köpfe zusammengeschmolzen, patrouillierte von jetzt ab 
hauptsächlich die Bahnstrecke und hielt ihre Bewachung nach wie vor als wich- 
tigste Aufgabe. Vom Landungskorps Habicht waren im übrigen verteilt: 
In Karibib = 10 Mann, 3 Revolverkanonen, 
„ Johann-Albrechtshöhe = 1 Unteroffizier, 10 Mann, 
„ Okahandja —= 1 Offizier, 2 Unteroffiziere, 18 Mann, 1 Maschinengewehr, 
„ Windhuk = 2 Mann, 1 Revolverkanone. 
Beim Detachement v. Winkler = 1 Offizier, 1 Arzt, 2 Unterofsiziere, 12 
Mann, 1 Revolverkanone, 1 Maschinengewehr. " 
Am 9. Februar traf nun das requirierte Seebataillon unter Major v. Gla- 
senapp ein und mit ihm noch 1 Maschinenkanonenabteilung, 1 Eisenbahnabtei- 
lung, Ersatzmannschaften für Habicht. 
Die Landung geschah bei gutem Wetter glatt unter Ausnutzung der im 
Chinakriege 1900 gewonnenen Erfahrungen. Der Oberbefehl ging nunmehr in 
der Heimat vom Admiralstab auf den Generalstab über. Gleichzeitig übernahm 
Major v. Glasenapp in Südwestafrika bis zum Eintreffen des Gouverneurs Leut- 
wein vom Korvettenkapitän Gudewill den Oberbefehl. Gudewill hatte sich, schon 
schwer leidend, bis zu diesem Augenblicke hochgehalten, dann aber brach er zusam- 
men und stand von seinem Krankenlager nicht wieder auf. Allzufrüh verschied
	        
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