S
Togo.
Für die Besitzergreifung Togos war der Aufenthalt S. M. S. „Sophie“
(Kommandant Korvettenkapitän Stubenrauch) im Anfang des Jahres 1884 ein
wichtiger Schritt. Die Entsendung dieses Schiffes geschah infolge der Eingabe
deutscher Kanfleute an dortiger Küste im Interesse ihrer Handelsgeschäfte und
ihres Schutzes, der von verschiedenen Seiten und zweifellos infolge englischen
Einflusses gefährdet wurde. In dieser Hinsicht tat sich ein intelligenter Schwarzer,
Lawson, hervor, der nicht nachließ, das deutsche Ansehen zu untergraben. Es
gelang Kapitän Stubenrauch, mit den Häuptlingen in Lome und Kleinpopo Ver-
träge abzuschließen, an denen sich Lawson nicht beteiligte, im Gegenteil sofort
nach Abfahrt der „Sophie“ sich erfrechte, Gegenmaßnahmen zu treffen. Infolge-
dessen eilte die „Sophie“ von Großpopo nach Benachrichtigung der Gescheh-
nisse durch einen reitenden Boten wieder herbei, schickte das Landungskorps an
Land und nahm den impulsiven Lawson und drei seiner Helfershelfer gefangen,
ging nach Großpopo zurück und landete dort 40 Mann, um in Abanage gegen
den dortigen König wegen gewisser Ungehörigkeiten vorzugehen. Kapitän Stuben-
rauch ist in jener Zeit für das deutsche Ansehen kräftig eingeschritten und hat
die Wege für die späteren Handlungen geebnet. Jene Geiseln, mit Ausnahme
Lawsons, wurden von der „Sophie“ mit nach Hause genommen, wo ihnen die
Macht des Deutschen Kaisers vor Augen geführt wurde. Später nahm sie die
„Möwe“ nach Togo zurück.
Der wichtigste Schritt geschah nun am 5. Juli 1884 in Bageida, als
Dr. Nachtigal, mit S. M. S. „Möwe“ dort eingetroffen, endgültig die deutsche
Flagge heißt, und tags daranf auch in Lome. Die nunerhörten Übergriffe des eng-
lischen Distriktskommissars Firminger, der die Eingeborenen während seines Zuges
in jenen Gebieten gegen die Deutschen anfhetzte, waren schließlich die Beweg-
gründe zu der Besitzergreifung. Am 11. Juli geschah es auch in der Hauptstadt Togo.
Von deutschen Kriegsschiffen erschien dann im September 1884 noch die
„Leipzig“ vor Porto Seguro und heißte nach Abschluß eines Vertrages auch
hier die deutsche Flagge, nachdem wegen Zugehörigkeit dieses Ortes zum Togo-
gebiet vorher gewisse Streitigkeiten stattgefunden. Dann traf am 26. Februar
1885 Kapitän Bendemann mit der „Olga“ in Lome ein, wo inzwischen von den
beiden Engländern T. D. und G. B. Williams wieder große Unruhen gegen die
deutschen Bestrebungen in Szenc gesetzt waren. Dem energischen Vorgehen Bende-
manns ist es zu verdanken, daß bald Ruhe eintrat, hierzu wirkte nicht minder
die Verabfolgung einer Tracht Prügel auf gewisse Körperteile der frechen William-
schen Agenten, die gleichsam den Schlußefsekt darstellten. Alsdann regulierte
„Olga“ im Einvernehmen mit dem englischen Gouverneur des Nachbargebiets die
Grenzen zur allgemeinen Zufriedenheit.
Später griff nochmals Admiral Knorr („Bismarck“) gegen die Proteste der
Franzosen wegen der Besitznahme Porto Seguros endgültig und mit Erfolg ein.
Südsee.
Blättert man in der Literatur über das umfangreiche Gebiet „Südsee“ nach
und fahndet auf das Wort „Marinc“, so sehen wir, daß im Jahre 1872
S. M. S. „Nymphe“ (Kommandant Kapitän von Blanc) als erstes Kriegsschiff
den Fidschi-Archipel besucht, ein Jahr später die „Arkona“, bei welcher Gelegen-
heit mit dem damaligen König Thakomban Freundschaft geschlossen wird und
über den Krieg 1870/71 dem sehr interessierten König (bis zum Jahre 1854 be-
teiligte er sich noch aktiv an der Menschenfresserei) allerhand erzählt wird. Der
deutsche Handel war damals schon ansehnlich, ein Konsulat sollte eingerichtet
werden, kurzum, das neu erstandene Deutsche Rcich wurde hier in Luveka würdig
276 WRaαν