Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

Seite Malietoas standen, aber daheim unser eiserner Kanzler Bismarck sorgte 
dafür, daß nichts passierte. Nicht minder sorgte das Mitte der 80er Jahre unter 
Admiral Knorr erscheinende Kreuzergeschwader vor Apia dasür, daß keine Aus- 
schreitungen geschahen. Kaum aber war Knorr 1886 abgedampft und englische 
wie amerikanische Schiffc in größerer Anzahl erschienen, da begannen wieder 
Quertreibereien, die schließlich deutscherseits mit einer Kriegserklärung (24. August 
1886) und Laudung des wieder erschienenen Geschwaders endete. Malietoa flüch- 
tete, während Tamasese deutscherseits als König angesehen und salutiert wurde. 
Der dentsche Geschwaderchef verbürgte dem geflohenen Malictoa Sicherheit für 
sein Leben, wenn er sich als Kriegsgesangener stellen würde. Das geschah und der 
deutsche Geschwaderchef ließ ihn alsdann durch den „Adler“ nach Cooktown und 
von dort durch den heimsegelnden „Albatros“ in Kamerun „absetzen“. Von dort 
gelangte Malietoa dann als Weltreisender via Deutschland nach Jalnit (Marschall- 
inseln), seinem längeren Exil. 
Aber Ruhe kam auf Samoa nicht; denn nach dem Verschwinden Malietoas 
schürten die „anderen“ mittels eines Mataafa, dessen Kriegspartei immer wieder 
deutsche Besitzungen beraubte und die Deutschen beleidigte. Nun machte Konsul 
Knappe reinen Tisch. Abteilungen der damals auf Recede befindlichen „Olga“, 
„Adler“ und „Eber“ sollten landen und während der Verhandlungen bereitstehen, 
aber erst feuern, wenn die Samovaner schössen. Bevor es zur Landung kam 
(18. Dezember 1888), erhielt der Prahm mit den „Olga'mannschaften von Land 
Feuer von Mataafaleuten herrührend, denen, schnöde geführt von einem amerika- 
nischen Subjekt namens Klein, glauben gemacht wurde, die Deutschen wollten sie 
überfallen und unten im Prahm lägen versteckt die Tamaseselente. Nun folgte 
für unsere blauen Jungen ein blutiges, schmerzvolles Kapitel: Sofort wurde zur 
Landung geschritten und in einem zweistündigen, höchst anstrengenden Durch- 
schlagen die Vereinigung mit der anderen in Booten untergebrachten, bei Vailele 
gelandeten Abteilung errungen. Die „Olga“leute, unter Leutnaut zur See 
Spengler, fochten dauernd gegen zahlreiche Übermacht. Spengler fiel schwer ver- 
wundet und starb bald daranf. Auch Leutnant zur See Sieger — durch die Stirn 
geschossen, Leutnant zur See Burchardt wurde schwer verwundet. Von den Mann- 
schaften fielen 15. Im ganzen gab es 38 Verwundete. Endlich griffen die vor 
Vailele erscheinenden „Eber“ und „Adler“ mit ihrem Granatfeuer ein, verstärkten 
das unter Kapitänleutnant Jäckel verzweifelt kämpfende Landungskorps und 
schlugen die Mataafaleute in die Flucht. Ein Sieg war errungen, aber ein blu- 
tiger, der in der Marinegeschichte in seinen Einzelheiten unvergessen bleiben wird. 
Am folgenden Tage wurde Mataafas Dorf Mataafapatele beschossen und ein- 
geäschert, da er selbst sich nicht unterwerfen wollte. 
Um dauernden Frieden auf Samoa zu bewirken, traten die Hauptmächte in 
Konferenz. Vor ihrem Zusammentritt aber wurden unsere Schiffe wie auch die 
amerikanischen am 13. März 1889 von einem furchtbaren Orkane heimgesucht, 
der den „Eber“ zerschellte, den „Adler“ wie einen Spielball auf das Korallen= 
riff warf und auch die „Olga“ hart mitnahm, doch gelang es ihr durch ein ge- 
schicktes Manöver, sich zu erhalten. Vom „Eber“ wurden Lentnant Gädecke und 
einige Mann gerettet, alle übrigen ertranken, mit ihnen der Kommandant Kapi- 
tänleutnant Wallis, Leutnant zur See Eckardt, von Ernsthausen, Dr. Machen- 
hauer, Unterzahlmeister Kunze. Vom „Adler"“ ertranken 20 Mann. Jenes Ge- 
fecht bei Bailele und dieses große Unglück wirkten in der deutschen Heimat wie 
Donnerschläge. Ermutigend und tröstend erscholl zugleich wieder des Kaisers Wort 
mit dem Hinweise, daß auch diese Opfer des gewaltigen Sturmes sfür ihr Vater- 
land „gefallen“ seien genau wie jene im blutigen Gesecht. 
In späterer Zeit hatten die Kreuzer „Bussard“ und „Falke“ Gelegenheit, im. 
Verein mit englischen Kriegsschiffen gegen die Rebellenpartei Tamaseses des. 
 
	        
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