Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

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litten, aber Zengnis ablegten von deutscher Ausdauer und Zähigkeit. Wohl wurden 
im Laufe der Zeit Gefangene gemacht, aber der Haupträdelsführer war man noch 
nicht habhaft. „Cormoran“ hatte während dieser Zeit Tomara bombardiert. 
Eine wichtige, freilich auch mit schweren Opfern verbundene Operation ge- 
schah am 26. Jannar gegen den auf dem Nankiop-Berge verschanzten Feind, 
der hier unter der geschickten Führung des einflußreichen Hänptlings Jomatau 
Stellung genommen hatte. Wieder in zwei Kolonnen (Siemens und Tähgert) 
wurde der Feind eingekreist und schließlich geworfen, leider ohne einen besonders 
„handgreiflichen“ direkten Erfolg. Er war auch hier wieder mehr ein moralischer. 
Leutnant zur See Erhardt von der Abteilung Siemens fiel, später Obermatrose 
Kneidl von „Emden“. Verschiedene waren schwer und leicht verwundet. Die Hal- 
tung unserer Matrosen war vorzüglich, weniger die der farbigen Polizeitruppe. 
Es blieb nun nichts anderes übrig, als den Feind, der immer wieder ent- 
wischte, systematisch zu hetzen. Die Folge davon war, daß die Niederwerfung 
allmählich gelang und die Anufständischen herbeikamen. Am 14. Februar stellte 
sich auch der Haupträdelsführer Jomatau. Endlich, am 22. Februar 1911, konnte 
der Aufstand als beendet betrachtet werden. Bei der Abrechnung wurden 15 Auf- 
ständische standrechtlich erschossen. Die Operationen der Krenzer waren somit er- 
folgreich gewesen, wenn schon mit schmerzlichen Opfern; denn es fielen im Kampf 
Leutnant zur See Ehrhard, Obermatrose Kneidl, Obersignalgast Günther; schwer 
verwundet wurden Lentnant zur Sec v. Prittwitz u. Gaffron, Matrose Agathon, 
Obermatrose Meyer, Obermatrose Pimpertz; leicht verwundet wurden von der 
Marine Bootsmannsmaat Bieder, Obermatrose Geißler. 
Die gefangenen Anfrührer, über 400, schaffte man nach der Insel Yap, 
und die Schiffe kehrten anf ihre Stationen zurück. Durch Ordensverleihungen 
gab der Kaiser seinen Dank, seine Anerkennung für die Leistungen zu erkennen. 
Kiautschon. 
Unblutig gelang es der Marine, am 15. November 1897 von dem himm- 
lischen Reiche das jetzige Kiautschou-Gebiet für die dentsche Flagge zu erwerben. 
Mit gewisser Überraschung kam die Kunde nach hier. Der Chef des Kreuzer- 
geschwaders, Konteradmiral v. Diederichs, war mit seinen ihm unterstellten Schiffen 
„Kaiser“, „Prinzeß Wilhelm“ und „Cormoran“ Tsingtau angelaufen und hatte 
mit dem Landungskorps Besitz ergriffen. Der chinesische General wurde ersucht, 
die chinesische Flagge niederzuholen und dann mit seiner Truppe den Ort zu 
verlassen. Das geschah nach Erholung vom berechtigten Erstaunen, und dann ging 
die dentsche Flagge unter Hurraruf in die Höhe. Den letzten Anlaß zu dieser 
Besitzergreifung gab die Ermordung zweier deutscher Missionare im Innern 
Schantungs, nachdem man schon lange Umschan gehalten hatte nach einem 
wirklichen Stützpunkte, von wo aus man rnhiger den infolge der japanischen 
Siege über den gelben Kollegen eintretenden Umwälzungen zusehen konnte. Das 
entschlossene Vorgehen von Diederichs, das noch den Vorzug des Verzichts auf 
Blutvergießen hatte, fand in der Heimat allgemeine Anerkennung. In Tsingtan 
ging man nun, wie der Seemann sagt, erst mal „bei“, den chinesischen Ort etwas 
(derb und zutreffend gesagt) „auszumisten“. Es spottete nämlich jeglicher Be- 
schreibung, wie in dieser Hinsicht in den vorgesundenen Kasernen und Hänsern 
noch Großes geleistet werden mußte. Aber man ging mit Freude und Tatkraft 
ans Werk. Zur Stärkung unserer schwimmenden Macht wurde unter Führung des 
Prinzen Heinrich alsbald eine zweite Division, aus den Schissen „Deutschland“, 
„Kaiserin Angusta“ und „Gesion“ bestehend, nach Kiautschon geschickt. Des 
weiteren wurde noch ein Seebataillon und Matrosen-Artillerie-Detachement ent- 
sandt, um im neuerworbenen Gebiet „festen Fuß“ zu fassen. 
Zunächst wurde der Kommandant S. M. S. „Prinzeß Wilhelm“ — Kapitän
	        
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