Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

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Kamerun. 
Vor der deutschen Okkupation waren in dieser Kolonie nur englische Pro- 
testanten tätig, die Baptisten seit 1845. Sie konnten aber nur wenige Christen an 
der Küste gewinnen und der revolutionären Stimmung unter ihren Gemeinden 
nicht Herr werden. Nach der deutschen Besetzung traten sie ihre Stationen 
an die Basler ab, die aber von den Neuchristen nicht anerkannt wurden und des- 
halb nach dem Binnenland hin sich ihre eigenen Wege bahnten. Die Bafler 
Mission, die meist aus Württembergern sich rekrutiert (126 Kandidaten) und einen 
blühenden Finanzstand aufweist (Jahreseinnahme in der Heimat 1912: 2466036 
Franken, auf dem Missionsfeld 611 388 Fr.), hat für Kamerun 1912 aufgewandt 
525136 Fr. und die dort erzielten Einnahmen. Nachdem 1912 neue Nie- 
derlassungen hinzugekommen waren, fanden sich in Nord= und Mittelkamerun 
auf 14 Haupt= und 314 Nebenstationen 63 Missionare mit 37 Frauen und 
6 Jungfrauen, 13176 Christen, 2622 Taufbewerber und 2132 Jahrestaufen. 
1891 suchten auch deutsche Baptisten in das Erbe der Engländer einzutreten, aber 
auch sie mußten ihre Arbeit neu beginnen; Ende 1912 zählten sie in 7 Gemeinden 
14 ordinierte Missionare und 3128 Mitglieder. Endlich gelang es auch den nord- 
amerikanischen Presbyterianern, 1885 von den französischen und spanischen Be- 
sitzungen aus die Station Batanga aufzurichten; allmählich verlegten sie ihr 
Schwergewicht auf das deutsche Gebiet von Süd-Kamerun, wo sie Ende 1912 auf 
5 Stationen 33 europäische Missionskräfte, 4155 Christen und 3978 Katechumenen 
besaßen. Das durch den Kongovertrag im Jahre 1911 von Frankreich an Deutsch- 
land abgetretene Nen-Kamerun hat bis jetzt keine evangelischen Missionsstationen 
erhalten. 
Die katholische Kamerunmission wurde 1890 den Limburger Pallottinern 
übertragen, deren theologische Anstalt in Limburg, deren humanistische Anstalten 
in Ehrenbreitstein und Vallendar sich befinden. Unter dem noch gegenwärtig 
amtierenden apostolischen Vikar Vieter erbauten sie schon im ersten Jahre nicht 
weit von der Küste drei Stationen, wo sie zunächst durch das ungünstige Klima 
starke Verluste erlitten. Nachdem 1894 die Gesundheitsstation Engelberg entstanden 
war, wurde 1898 auch in der Hauptstadt Duala eine Niederlassung gegründet. 
Seit 1900 drangen sie auch ins Binnenland ein, und namentlich in den letzten 
sechs Jahren stiegen ihre Erfolge rasch (Christen von 4976 im Jahre 1907 
auf 20277 im Jahre 1912, Katechumenen von 1800 im Jahre 1907 auf 
10 315 im Jahre 1912). Gegenwärtig arbeiteten auf 14 Hauptstationen verteilt 
31 Väter, 33 Brüder und 30 Schwestern. Die katholische Mission hat somit auch 
hier die protestantische aller drei Denominationen in der Bekehrtenzahl 
überholt, während in bezug auf die geographische Ausdehnung letztere viel 
günstigere Aussichten bietet. Sitz des apostolischen Vikariats ist Duala, große 
Aussichten bietet auch Jannde. Der nördlichste Zipfel von Alt-Kamernn ist teils 
der Sudanmission der Söhne vom heiligsten Herzen, teils der Scharimission der 
Väter vom Heiligen Geist anvertrant, bis jetzt aber noch unbesetzt. Den Nord- 
westen mit dem Norden von Neu-Kamerun hat Rom 1912 den Sittarder Priestern 
vom Herzen Jesu zugewiesen, die bereits in Kumbo südwestlich von Banjo einen 
Wohnsitz aufgeschlagen haben. Das südliche und südöstliche Nen-Kamerun verblieb 
den Vätern vom Heiligen Geist, die schon seit 1891 daselbst eine Station Butika 
besetzt hielten und deren französisches Personal 1912 der deutschen Ablösung 
500 Christen und 1000 Taufbewerber überweisen konnte. 
Deutsch-Süd-West. 
Unsere südwestafrikanische Kolonie ist protestantischerseits seit 1842 ein bevor- 
zugtes Arbeitsfeld der Rheinischen Missionsgesellschaft, die sich vor der deutschen
	        
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