Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

   
Lehrer viel zu schaffen. Im allgemeinen ist das Missionsschulwesen gut organi- 
siert; seit 1910 legen die Schüler am Ende des Jahres ein Examen ab, und 
damit viele es bestehen, wird den Kindern schem im dritten Schuljahr deutscher 
Unterricht erteilt. Alle drei Missionen sind bestrebt, ihre Schüler zugleich zum 
einheimischen Hilfsdienst und zu praktischen Arbeiten herauzuziehen, die Bafsler 
durch eigene Werkstätten. 
In Deutsch-Südwest steht dem Schulwesen besonders der Bambusenmißbrauch 
stark im Wege; dadurch, daß viele Knaben schon im jugendlichen Alter Bam- 
busen, d. h. Laufburschen bei Enropäern werden, bleiben sie den Schulen fern, 
so daß diese mancherorts — in Afrika eine große Ausnahme — von mehr 
Mädchen als Knaben besucht werden. Deshalb wünscht die Mission gesetzliche Ver- 
ordnungen, die sämtlichen Kindern den Schulbesuch ermöglichen, und erhofft vom 
nächsten Jahre ab einen größern Regierungszuschuß für ihre Schulen, so daß 
auch hier wie in Togo und Kamernn eine Schulkonvention zwischen Mission 
und Regierung im Anzug zu sein scheint. Um gegenüber den katholischen Schulen 
nicht an Zugkraft einzubüßen, sieht man sich zum Teil genötigt, das Deutsche 
als Unterrichtsgegenstand cinzuführen. Im Jahre 1911 konnte eine Gehilfen- 
schule in Gaub eröffnet werden. Namentlich wegen der Unstetigkeit der Bevölke- 
rung und der Abhaltung durch die Weißen kann selbst die rheinische Mission 
bloß 47 Schulen mit 26 Lehrern und 2381 Schülern (dazu 821 Sonntags- 
schülern) in ihrem Jahresbericht von 1912 registrieren. 
Große Hemmnisse stellen sich auch in Deutsch-Ostafrika durch Unregelmäßig- 
keit und Ungleichmäßigkeit im Schulbesuch, teilweise auch durch Mangel an 
Mitteln dem Missionsschulwesen entgegen, doch konnte z. B. die Betheler Mission 
1911 410 Rupien an Schulgeld einnehmen. Im ganzen zählten 1911 die 667 
Missionsschulen 35 263 Besucher; davon entfallen auf die Betheler 61 Schulen 
mit 73 Lehrern und 3200 Schülern, auf die Brüdergemeinde 118 Schulen 
mit 181 einheimischen Lehrgehilsen und 5128 Schülern (doch vermerkt der 
Jahresbericht von 1912, daß von den in den Listen aufgeführten 7000 Schülern 
nur etwa 4000 als wirkliche Schüler zu betrachten seien), auf die Berliner Mission 
(1912) 119 Schulen mit 207 eingeborenen Arbeitern und 5700 Schülern (dazu 
374 in Abendschulen usw.). Der Unterricht bewegt sich meistenteils auf sehr 
elementarer Stufe. Ein Teil der Missionsgesellschaften verfügt auch über Mittel- 
schulen und Seminarien. Bethel unterhält in Loaudai einen Mittelschulkurs, 
von deren 32 Absolventen 24 sich 1911 zur Anstellung als Lehrer meldeten und 
in einem kürzeren Kurse vorbereitet wurden; in Rnanda mußte man noch zu 
dem Notbehelf greifen, ältere Schüler als Schulgehilfen und Hilfslehrer zu ver- 
wenden. Die Brüdergemeinde führte schon seit 1911 in Rungwe ein Haus für 
eine höhere Schule auf und konnte bereits Anfang 1912 den zweiten (zweijähri- 
gen) Seminarkursus beginnen; hier wie anderswo bürgern sich mehr und mehr 
auch die Fortbildungs= utd Nachhilsekurse für Lehrer ein. Die Berliner haben 
ihre Mittelschule von Lupembe nach Kidugala verlegt, wo man wegen des vor- 
handenen Seminars Kräfte spart. Ein Resultat der jüngsten Verständigungen 
unter den verschiedenen protestantischen Denominationen ist die Begründung eines 
gemeinsamen Suaheliseminars auf der neuen Berliner Station „Schlesien“ im 
Ulugurngebirge, wo die drei an die Zentralbahn angrenzenden Gesellschaften der 
Berliner, Brüdergemeinde und Londoner in Zukunft eine Elite junger Leute 
zu Lehrern in der Lingua franca ihres Landes heranbilden wollen. 
In Deutsch-Ozeanien ist die Kulturstuse und daher auch das Bildungs- 
bestreben der Einwohner im großen und ganzen ein anßerordentlich geringes, 
daher der S Schulbesuch und Schulerfolg mit ganz besonderen Schwierigkeiten 
verbunden. In Dentsch-Samoa beläust sich die Gesamtzisser der Volksschulen auf 
251, ihrer Schüler auf 2286. Im ganzen übrigen Deutsch-Ozeanien fanden sich
	        
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