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Diese beiden Erwägungen, die Volkskultur in dem fruchtbarsten und bevölkertsten
Teil des sonst bis auf den Kantschuk nicht gut ausgestatteten Südkamerun, Bulaland,
und die drohende französische Anzapfungslinie für unseren ganzen Süden, sollten ge-
nügen, um das Projekt der dentschen Südbahn von Kribi nach Ebolowa nicht nur wieder
aufzunehmen, sondern es noch in östlicher Richtung etwa bis Molundn am Dscha zu
erweitern. Der Dscha ist ein Nebenfluß des Sanga; von Molundn an ist er für größere
Flußdampfer schiffbar, die dscha-, sanga= und kongoabwärts bis zum Stauley-Pool
und zurück verkehren können. Diese realen Gründe dem vorgefaßten Prinzip zu opfern,
Kamerun habe die günstige Winkellage am innersten Teil des Golfs von Guinea und
daher sein gesamtes Bahnsystem auf den einen Punkt Dnala zusammenlaufen müsse,
wäre doch eine merkwürdige Theoretisiererei. Die Untersuchungen eines von der Re-
gierung entsandten Wasserban-Sachverständigen haben ergeben, daß sich in Kribi ohne
unverhältnismäßige Kosten eine Hafenanlage schaffen läßt, die reichlich so gut und besser
sein wird als viele andere Hafenplätze an der afrikanischen Westküste. Natürlich ist Duala
als wirklicher Hasen Kribi überlegen, das nur eine geschützte Reede hat, auf der mit
Booten oder Leichtern geladen und gelöscht wird. Durch eine Landungsbrücke oder
einen kleinen Leichterhafen könnten hier aber Verhältnisse geschaffen werden, die für
den Verkehr einer Südbahn Kribi—Molundu vollkommen ansreichten — auch wenn
Kribi durch die Südbahn Hauptansfuhr= und Einfuhrhafen für das Sangagebiet, also
den südlichen und mittleren Teil von Neukamernn, werden sollte.
Das von Duala ansgehende Bahnsystem besteht vorläufig aus den beiden Linien
der Manenguba-- oder Nordbahn undder Mittelland- oder Njong-
bahn. Von der Nordbahn sehen wir bereits, daß sie vor der Schwierigkeit steht, einen
Aufstieg auf das Hochland von Nordwestkamerun zu finden. Sollte sich das in der Tat
als unmöglich herausstellen, so wird nur übrigbleiben, eine für Lastautomobile fahrbare
Straße als Zubringer vom Monakosattel des Manengubagebirges durch die Mboebene
etwa bis ans Menuatal zu legen (soweit könnte übrigens auch die Bahn geführt werden),
dann die Höhe zu gewinnen und den Straßenbau mindestens bis Fumban auf dem
Hochlande, womöglich aber bis Joko oder bis zum Anschluß an die Mittellandbahn
fortzusetzen. Die Trasse der Mittellandbahn selbst liegt fest bis Widimenge am Niong,
wo auf alle Fälle die Verbindung mit der Flußschiffahrt hergestellt werden muß. Für
die Fortsetzung weiter ins Innere ist die Hauptrichtung so ziemlich ohne Frage durch
den Verlauf der Wasserscheide zwischen dem Njong und dem Sanaga (nicht zu ver-
wechseln mit dem Sanga in Nenkamerun) gegeben, deun bei der außerordentlichen
Zerrissenheit des Geländes durch die massenhaften, tief eingeschnittenen Fluß= und
Bachläufe ist es in Kamerun kaum möglich, mit einem Bahnbau auf lange Strecken
die wasserscheidenden Höhenlinien zu verlassen. Etwa von Kunda an der alten deutsch-
französischen Grenze ab muß dann der Ubergang nach Norden gesucht werden, und
zwar so, daß die Bahn mit einem Zweig das Benuetiefland bei Garna,
dem Anfangspunkt der jahreszeitlichen Schiffahrt auf dem Benne, erreicht, mit dem
anderen den Logone, der die natürliche Hauptverkehrslinie für den nördlichen
Teil von Neukamerun bildet. Wie es heißt, wird der Logone bei Kattia,
unterhalb der Coquelfälle, schiffbar; andere, allerdings unbestimmte Anskünfte, die ich
selber in Carnot in Nenkamerun erhielt, lanteten dahin, daß es eine eigentliche Logone-
schiffahrt erst von Lak an gebe, das erheblich weiter unterhalb liegt als Kaktia. Auf
jeden Fall muß es, falls die Nordbahn nicht weitergeführt werden kann, das Ziel der
Mittellandbahn sein, Adamana anfzuschließen. Adamana, d. h. der nördliche
Teil des zentralen Hochlandes, das Bennetiefland und das untere Logone-Scharigebiet,
ist nach Bevölkerungsdichte, einheimischer Kultur und durchschnittlicher Fruchtbarkeit
das beste Stück von ganz Kamerun. Durch den Vertrag mit den Franzosen haben wir
auch den bis dahin französisch gewesenen Teil des Landes erhalten, und es gibt keinen
Zweifel daran, daß in dem ganzen weiten Gebiet zwischen dem Hochlandsabfall im
Süden, Garna im Westen, dem Logne im Osten und der sterilen Dorasavanne im