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Wegwort.
Unser Deutsches Reich ist ein Weltreich geworden.
Kaiser Wilhelm ll. am 18. Januar 1896.
Ein Menschenalter — 30 Jahre — sind seit dem Geburtstage der deutschen
Kolonialpolitik ins Land gegangen: Am 24. April 1884 ließ Fürst Bismarck durch den
deutschen Konsul in Kapstadt amtlich erklären, daß die Erwerbungen des Herrn Lüderitz
nördlich des Oranje unter dem Schutze des Deutschen Reiches ständen.
Wollte Deutschland sich nicht zu einem Staate zweiten Ranges herabdrücken lassen,
wollte es sich aufwärts entwickeln, Weltmacht werden, dann mußte es auch Kolonial=
macht werden. Kolonien braucht es, um unabhäugig von fremden Staaten aus ihnen
wichtige Rohprodukte, wie Baumwolle, Wolle, Häute, Ole, Kupfer usw. zu beziehen,
und Kolonien braucht es als Absatzgebiet für seine Erzeugnisse. Diese Uberzeugung hat
heute jeder Deutsche, der über die Anfangsgründe staatsbürgerlicher Bildung verfügt.
Das genügt aber nicht: Der deutsche Staatsbürger muß wissen, was Deutschland in den
letzten 30 Jahren kolonialpolitisch geleistet, welche Opfer es gebracht, welche Rückschläge
es überwunden, wieviel zähe Arbeit geleistet worden ist.
Aus diesem Grunde nimmt die Schilderung des Werdegangs der einzelnen Kolonien
in dem vorliegenden Buche den umfangreichsten Teil ein. Wie schon das Inhalts-
verzeichnis erkennen läßt, ist die Bearbeitung dieses Teils nach einheitlichen Gesichts-
punkten erfolgt. Aus Zweckmäßigkeitsgründen wurden die Hauptfragen der Kolonial-
politik gesondert kehandelt. Die sich daraus ergebenden Wiederholungen gegenüber den
Einzelschilderungen sind absichtlich belassen worden, weil sie den unterrichtenden Wert
des Buches erhöhen: einmal erfahren dadurch wichtige Fragen eine doppelte Beleuch-
tung, und dann ist es sehr lehrreich, zu sehen, wie die Verfasser gänzlich unabhängig von-
einander zu meist übereinstimmenden Ergebnissen gelangen.
UÜber die Notwendigkeit, den eigentlichen Schilderungen eine sorgfältige Darstellung
unserer Kolonialorganisation vorauszusenden, braucht wohl nichts’ gesagt zu werden.
Auch der letzte Teil „Kolonialpolitik und Weltmachtstellung“ bedarf keiner Erläuterung,
wenn man ihn zum Titel „Deutschland als Kolonialmacht“ in Beziehung setzt. Er soll
auf dem Wege vergleichender Betrachtung der Leistungen aller Kolouialstaaten Deutsch-