Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

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gleichbar, doch zeigt besonders die Regierung Venedigs mehr staatsmännische Größe. 
Der Niedergang dieses Handelsstaates ist darum mehr äußeren Ursachen, dem Wachstum 
des Türkenreiches und der Entdeckung des Seeweges nach Ostindien zuzuschreiben. 
Den Städtebund der Hanse haben sowohl äußere Ursachen, die Entdeckung der neuen 
Welt, des indischen Seeweges und das Erstarken der Nord= und Ostseemächte wie innere 
Reibungen vernichtet. Letzten Endes aber mußte diese Gründung an der Schwäche 
des Reiches scheitern. Das Schicksal der Hause liefert den besten Beweis, daß eine starke 
See- und Kolonialmacht nur auf Grundlage einer mächtigen Landmacht auf die Dauer 
behauptet werden kann. 
Außerdem haben sich im Mittelalter an den Küsten des Indischen Ozeaus koloniale 
Gründungen vollzogen, deren Ursprung im westlichen Teil als Folge der islamitischen 
Bewegung religiöser Natur gewesen ist. Auch sie tragen handelspolitischen Charakter, 
doch bildete sich, wie an den Küsten Ostafrikas, auch Plantagenwirtschaft heraus. 
Das Zeitalter der Entdeckungen bis zum Auftreten Deutschlands. 
Die Entdeckungen. 
Das Zeitalter der Entdeckungen wird durch die Berichte arabischer und enropäischer 
Reisender vorbereitet, die, Hand in Hand mit der Entwicklung der geographischen Wissen- 
schaft, immer klarere Vorstellungen der Erdoberfläche schufen. Weniger das Bedürfnis 
der Regierenden nach Machterweiterung als Wissensdurst und Gewinnsucht haben 
den Anstoß zu den großartigen Leistungen der Entdecker gegeben. Bezeichnend hierfür 
ist es, daß die ersten systematischen überseeischen Kolonialunternehmungen von einem 
Gelehrten, dem portugiesischen Prinzen Heinrich, unternommen und sämtliche Ent- 
deckungsfahrten von dem Gedanken getragen wurden, den besten Seeweg nach dem 
gewürz= und goldreichen Indien zu finden. 
Unter Prinz Heinrich, 1394 bis 1460, der Seefahrer genannt, wurden die Azoren 
und Madeira entdeckt und die Westküste Afrikas bis zum Kap Verde befahren. Die 
Kanarien waren bereits im 14. Jahrhundert von den Gennesen aufgefunden. Schon 
1441 ließ sich der Prinz durch eine nachmals mehrfach bestätigte Bulle vom Papst 
Martin V. den Besitz aller zwischen Nordwestafrika und Indien zu entdeckenden Länder 
zusprechen. Nach seinem Tode ruhten die Fahrten nur kurze Zeit. Um 1470 wurde 
die Küste Guineas erkundet, 1484 gelangte Diogo Caos bis zur Walfischbai, errichtete 
auf Cap Croß das bekannte Steinkreuz und schließlich erreichte Bartolomen Diaz 1486 
die Südspitze Afrikas beim Kap der Stürmc, das der erfreute König Johann II. von 
Portugal „Kap der Guten Hoffnung“ benannte. Che es jedoch den Portugiesen gelang, 
Indien auf diesem Wege zu erreichen, erschienen die Spanier auf dem Plan und ent- 
deckten bei dem Versuch, eine westliche Durchfahrt aufzufinden, eine neue Welt. 
Auf sein hartnäckiges Drängen wurden dem Genuesen Christoph Kolumbus von 
König Ferdinand und Königin Isabella von Spanien drei Schiffe zur Entdeckung des 
westlichen Seeweges nach Indien zur Verfügung gestellt. Am 3. August 1492 verließ 
er damit den Hafen von Palos, landete am 12. Oktober auf Gnauahani, einer der 
Bahamainseln, entdeckte Kuba und Haiti und verbreitete nach seiner Rückkehr März 1493 
die Meinung, Indien entdeckt zu haben. In diesem Glanben ließen sich Ferdinand 
und Isabella vom Papst Alexander VI., einem geborenen Spanier, das Besitzrecht 
der von Kolumbus entdeckten Länder bestätigen. Auf Portugals Einspruch wurde schließ- 
lich in Tordesillas am 7. Juni 1594 die Welt dergestalt zwischen Spanien und Portugal 
geteilt, daß alle Gebiete westlich einer Scheidelinie 370 Leguas jenseits der Kapverdischen 
Inseln Spanien und alle östlich gelegenen Portugal gehören sollten. Wie sich bald 
zeigte, wurde Indien hierdurch Portugal zugesprochen. 
In verhältuismäßig rascher Folge wurden große Gebiete Amerikas erforscht und 
in Besitzgenommen. Kolumbnus selbst fand die Karibischen Inseln, Puertoriko, Jamaika, 
Trinidad und endlich, auf seiner vierten Reise 1502 bis 1504, die Küsten von MYukatan,
	        
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