Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

   
  
   
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Die Vereinigung Portugals mit Spanien 1580 bis 1641 brachte ersterem schweren 
Schaden. Philipp ließ zwar die Kolonialverwaltung in der bisherigen Weise bestehen 
und führte sie getrennt von der Spaniens, brachte aber den Portugiesen das Danaer- 
geschenk der Inquisition und verwickelte sie in seine sämtlichen Welthändel. Als Philipp 
gar die Holländer vom Handel mit Lissabon ausschloß, gab er damit diesen das Signal 
zum Angriff auf die portugiesischen Kolonien. In erbitterten Kämpfen verloren die 
Portugiesen gegen die Holländer schon im 17. Jahrhundert den größten Teil ihrer 
indischen und afrikanischen Besitzungen. 1664 besaßen sie in Indien nur noch Goa und 
einige unbedeutende Orte. Außer den Holländern hatten sich aber auch die Engländer 
bereits an wichtigen Punkten Indiens festgesetzt. 1665 besetzten sie Bombay. Mit Hilfe 
der Engländer nahmen die Araber 1622 Ormnz. Die Türken und die immer mehr 
erstarkenden Maskataraber bedrohten erfolgreich die nördlichen Besitzungen in Ost- 
afrika. 1698 eroberte der Iman von Maskat Sansibar, Kilwa und Mombas. Nur letzteres 
konnte für kurze Zeit wieder genommen werden. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts sah 
sich hier Portugal auf Mosambik beschränkt. An der Westküste brachten die Holländer bis 
1642 die Goldküste und Gninea in ihren Besitz und besetzten 1652 das Kapland. 1662 wurde 
Tanger an England abgetreten. Portugal verblieb Angola, Sao Thomé, Prinzipe und 
ein kleines Gebiet am Senegal. Nur in Brasilien konnte es sich gegen französische und 
holländische Angriffe in der Zeit der Vereinigung Spaniens und Portugals behanpten. 
Die Kolonisation Brasiliens war überhaupt in mancher Hinsicht glücklicher als 
diejenige der anderen Gebiete. Die Krone hielt das Handelsmonopol offenbar nicht 
für lohnend genug und begnügte sich daher mit Zöllen und anderen Abgaben. Manche# 
Handelsunternehmungen, deren größte die 1649 gegründete „Allgemeine Handels- 
gesellschaft“ war, wurden mit Privilegien ansgestattet. Anderen Nationen, wie Eng- 
land und Holland, war der Handel mit Brasilien über Portugal erlaubt. 1532 wurde 
Brasilien in Kronlehen eingeteilt, deren Besitzer aber die Besiedlung und Erschließung 
wenig förderten. Die Krone zog daher die Lehen allmählich wieder ein und unterstellte 
seit 1549 das ganze Gebiet dem Generalgouverneur in Bahia (seit 1762 Rio de Janeiro). 
Notwendigkeit der Eigenproduktion, um aus dem Lande etwas zu machen, förderte 
den Anban von Reis und Zuckerrohr. Die jetzt so vorherrschende Kaffeekultur wurde 
erst 1770 eingeführt. Im Hinterland von Sao Paulo wurden um 1710 Gold und Dia- 
manten entdeckt, deren Ausbente Regierung und Privaten vielen Gewinn brachte, 
aber für diese Provinz selbst engherzige handelspolitische Abschließung und Niedergang 
des Plantagenbetriebes zur Folge hatte. Die Eingeborenenfrage führte zu heftigen 
Fehden zwischen Pflanzern und Mission. Trotz Eintretens der letzteren für die Indianer 
und vieler Gesetze der Regierung gegen die Sklaverei, setzten die Pflanzer praktisch 
die Arbeitssklaverei der Indianer durch. Seit 1808, als das Haus Braganza, von Napo- 
leon aus Portugal vertrieben, seine Residenz nach Brasilien verlegte, erscheint dieses 
als selbständiges Reich und scheidet aus der Kolonialgeschichte aus. 
Die Mission hat in allen portugiesischen Kolonien einen bedentenden Einfluß be- 
sessen, und man muß ihr un ganzen die besten Absichten zubilligen. Besonders gilt dies 
von der Jesuitenmission Brasiliens, die sich sogar neben dem Schutz der Eingeborenen 
um die Bekämpfung der Mischehen durch Einführung weißer Mädchen verdient gemacht 
hat. Auch in der Bodenkultur und im Schulwesen hat die Mission Gutes geschaffen. 
Wenn dennoch ihr Wirken im ganzen kolonialpolitisch nachteilig gewesen ist, so liegt 
das an anderen dem portugiesischen Missionswesen anhaftenden Eigenschaften, die dem 
Staatsinteresse Portugals widersprechen mußten. Die lirchlich internationale Welt. 
anschauung bei strenger Unduldsamkeit gegen Andersglänbige, die ständige Vermehrung 
des Besitzes der Toten Hand, die Ansammlung gesunder junger Leute in Klöstern, das 
alles hemmnte bei dem geld- und menschenarmen Portugal zu sehr die Entfaltung eines 
nationalen Kolonialwesens. Die Bevölkerung Portugals hat übrigens selbst in nationaler 
Hinsicht sehr bald versagt, indem sie sich frühzeitig mit den Bewohnern aller Kolonien 
vermischte und, obgleich der Portugiese das tropische Klima gut verträgt, sittlich ent- 
 
	        
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