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von außerordentlicher Stärke ans, deren Expedition aber, infolge Feigheit und Unfähig-
keit des Admirals Villenenve, völlig scheiterte. Er wich vor Nelson aus Westindien
zurück, wurde von diesem auf der Verfolgung an der spanischen Küste ereilt und im
Oktober 1805 bei Trafalgar bis zur Vernichtung geschlagen. Da Napoleon schon im
Anfang dieses Jahres durch den Ansbruch des Krieges mit Osterreich zum Abmarsch
von Bonlogne veranlaßt worden war, konnte die Gefahr einer französischen Landung
in England als behoben gelten.
Seit Trafalgar war Napoleon zur See gegen die Engländer machtlos, und um
neutrale Flotten von seiner Unterstützung abzuschrecken, brachten sie 1807 die größte
noch bestehende kontinentale Flotte, die dänische, durch einen Gewaltstreich in ihren
Besitz. Am 21. November 1806 erließ Napoleon das berühmte Dekret, das den Blockade-
zustand über die britischen Inseln verhängte und als Beginn der Kontinentalsperre
anzusehen ist, durch die England vom gesamten Handel mit dem Kontinent ausgeschlossen
wurde. Diese Sperre, der 1807 bis 1808 Dänemark, Preußen, Rußland, Spanien und
Osterreich beitraten, hat bis zum Anstritt Rußlands 1812 den englischen Handel aufs
schwerste geschädigt, wurde aber von der englischen Volkswirtschaft ertragen. Die englische
Gegenblockade war zwar für das von überseeischer Einfuhr noch unabhängige Europa
nicht sehr wirksam, dafür konnte England durch vorzüglich organisierten Schunggel,
zu welchem Zwecke es auch Helgoland 1807 in Besitz nahm, die Schäden der Kontinental-
sperre für sich verringern. Inzwischen gelang es ihm auch, seit 1808 Napoleons Kraft
durch ständige Unterstützung des spanischen Aufstandes zu lähmen und allmählich sämt-
liche französischen und holländischen Kolonien in seinen Besitz zu bringen.
Im Frieden von Paris 1814 erhielten Frankreich und Holland allerdings einen
Teil ihres Kolonialbesitzes zurück. England behielt von Frankreich Tabago, St. Lucie,
Mauritius und die Seychellen; von Holland das Kapland, Ceylon, die vorderindischen
und einen Teil der westindischen Niederlassungen. Außerdem gingen das seit dem
Frieden von Amiens dem Malteserorden widerrechtlich vorenthaltene Malta sowie
Helgoland in englische Hände über. Frankreich hatte ferner das an die Vereinigten
Staaten abgetretene Lonisiana und Haiti, dessen Negerbevölkerung sich seit der ver-
kehrten Behandlung ihres Führers Tonssaint durch Napoleon unabhängig gemacht
hatte, eingebüßt. Erwähnt man noch den leichten Sieg Englands über die Vereinigten
Staaten, die wegen Florida 1812 einen Krieg vom Zaune gebrochen hatten, so kann
es nicht wundernehmen, daß Großbritannien nach der Vernichtung der napoleonischen
Macht von allen anderen Staaten unbestritten als die größte See= und Kolonialmacht,
mit einem Wort als die einzige Weltmacht, anerkannt wurde.
Der Entscheidungskampf zwischen England und dem Frankreich Napoleons stellt
wohl das großartigste Ringen um die Weltmachtstellung im Rahmen neuzeitlicher
Geschichte dar. Doch ist es fraglich, ob die streitenden Parteien sich der Tragweite der
Entscheidung voll bewußt gewesen sind. Napoleons Politik, die bis 1807 folgerichtig
auf Vernichtung Großbritanniens hinzielte, wird von Tilsit an immer unklarer. Statt
gerade in der größten Machtfülle die Landung in England zu erzwingen, um den Tod-
feind ins Herz zu treffen, greift er wieder die indischen Tränme auf. Von neuem will
er Agypten besetzen und gemeinsam mit dem Zaren durch Mesopotamien und Persien
nach Indien vordringen, als ob da und nicht an der Themse der Kern der englischen Macht
läge. Um sich der spanischen Kolonien zu bemächtigen, kettet er dieses Land gewaltsam
an sich, obwohl ihm die Flotte zur Ubernahme der Kolonien fehlt und er sich nur eine
lähmende Last auflädt. Seine Kolonialpolitik leidet von Anfang an unter System-
losigkeit und groben Fehlern im einzelnen. Sein Denken ist offenbar von Natur konti-
nental; er fühlt mehr die Bedentung weltumspannenden Uberscebesitzes, gestützt auf
eine starke Flotte, als daß er sich über das Wesen solcher Machtstellung im klaren ist.
Folgerichtiger, zäher und unerbittlicher führt Eugland den Krieg. Während Napoleon
den größten Teil der Kosten den besiegten Ländern aufzubürden vermag, bezahlt England
seine und seiner Hilssvölker Kriegskosten allein. Ungeheure Summen werden von den