Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

  
580 cccdcdd 
ein allmählich alle starken Nationen ergreifendes Zeitalter tatenfrohen Imperialismus, 
dessen die Weltkarte umgestaltende Ereignisse in einem der folgenden Abschnitte zu- 
sammenhängend geschildert werden. 
Frankreich. 
Altere Periode bis Napoleon III. 
Die französische Kolonialpolitik der älteren Zeit weist keine eigenen Linien auf. 
Schon unter Franz I., der die päpstliche Weltteilung zwischen Spanien und Portugal 
niemals anerkannte, wurden die ersten kolonialen Versuche unternommen. Sie schlugen 
sämtlich fehl. Zu neunen ist die privilegierte Unternehmung von de Noberval zur Kolo- 
nisation' Kanadas. Nicht besser erging es dem von Coligny unterstützten Versuch de Ville- 
gaignons unter Heinrich II., sich in Brasilien festzusetzen. Um 1600 erst gelang es den 
Franzosen, in Kanada bleibende Niederlassungen zu gründen. Die Seele der kanadischen 
Kolonisation war Champlain, der 1607 Quebec gründete, das Land durch weite Reisen 
erschloß und bei seinem Tode 1635 den Bestand seiner Arbeit gesichert sehen konnte. 
Um diese Zeit gewann die französische Kolonialpolitik unter Richelieu 1624 bis 1642 
neues Leben. Unter ihm wurden die westindischen Inselu St. Christophe, Martinique, 
Guadeloupe und die Westhälfte Haitis besetzt. Eine weitere französische Ansiedelung 
entstand 1620 in Guyana. Außerdem waren noch eine Gesellschaft für das nordwestliche 
Afrika, die im Senegal ein Fort anlegte, und eine für Ostindien, die sich ausschließlich 
auf Handel beschränkte, tätig. Richelien, der für die Entwicklung des französischen 
Handels Sicherheit der Meere durch eine starke Kriegsflotte und Niederlassungen in 
fremden Erdteilen als unerläßlich erkannte, sah in der Ungeduld seiner Landslente das 
Haupthindernis seiner weitschauenden Pläne. 
Diese Ungeduld, verbunden mit geringer Lust au Answanderung und fester Siede- 
lung, hat auch das koloniale Wirken Colberts, der auf Richeliens Vorarbeit weiterbaute, 
gehemmt. Die Kolonisten bestanden zumeist aus Sträflingen und sonstigen minder- 
wertigen Elementen. In Kanada wurden die Verhältnisse erst durch vielfache Nieder- 
lassung dort gedienter Soldaten besser. Immerhin blieb diese Kolonie gegen die kräftig 
aufblühenden Neu-Englandstaaten weit zurück, obgleich ihr auch in der zweiten Hälfte 
des 17. Jahrhunderts hervorragende Persönlichkeiten, wie der Reisende de la Salle, 
der Intendant Talon und Gonverneur Frontenac, ihre Kräfte widmeten. Zu Beginn 
des französischen Erbfolgekrieges zählten Kanada 16000, die Neu-Englandstaaten 260 000 
weiße Bewohner. Trotz dieser Uberlegenheit und heimischer Hilfe richteten die Engländer 
gegen die sich geschickt undlheldenmütig wehrenden Kanadier im Kriege nichts aus, und 
mr der Niederlage Frankreichs in Europa verdankte England den Erwerb Akadiens 
und der französischen Besitzungen in Neusundland. 
Inzwischen hatte Frankreich seine Herrschaft in den Antillen weiter ausgedehnt, 
das weite Gebiet westlich des Mississippi, Louisiana genannt, annektiert und sich in 
Madagaskar und Indien festgesetzt. Die Unternehmungen in Madagaskar und Indien 
schlugen jedoch im ganzen fehl, undbeim Tode Ludwigs XIV. behaupteten die Franzosen 
nur die Jusel Bourbon (Rônnion) und Pondichery. 
Bei allen kolonialen Gründungen hatte die französische Regierung sich privilegierter 
Einzelpersonen oder kleinerer Gesellschaften bedient, die zumeist über kurz oder lang, 
da sie nicht durchhalten konnten, zusammenbrachen. Als sich nun 1717 der Schotte 
John Law erbot, die weitere Kolonisation Kanadas und Lonisianas zu übernehmen, 
glaubte man in dem gewiegten Bankier, mit seinem auf 100 Millionen Livres Kapital 
berechneten Unternehmen, endlich den richtigen Leiter mit der nötigen finanziellen 
Basis gesunden zu haben. Es ist bekannt, wie Law 1717 ein ausgedehntes Privileg auf 
25 Jahre erhielt und allmählich alle französischen Kolonialunternehmen in seiner 
Compagnie des Indes aufsog, wie er den Staat durch Ubernahme von 100 Millionen 
Staatsnoten, die kaum 50 standen, zu Pari aus seinen augenblicklichen Verlegenheiten 
befreite, und wie schließlich eine wüste Spekulation in den Lawschen Aktien, die vom 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.