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gleichzeitig ihre küäimmerlichen Ergebnisse bedingte. Die Siedelungsergebnisse in Korea
und Formosa konnten bei ihrer verhältnismäßig starken Eingeborenenbevölkerung
gleichfalls nicht befriedigen; letzteres ist zudem so unwegsam und seine Eingeborenen
sind so kriegerisch, daß den Japanern nur die Küstengebiete zur Verfügung stehen.
Für seinen Bevölkerungsüberschuß hat Japau also keine eigenen Gebiete zur Ver-
fügung, es ist nach dieser Richtung unbefriedigt und seine Kolonialpolitik muß mit Not-
wendigkeit einen agressiven Charakter tragen. Ostasien ist in den Japan zusagenden
Gebieten übergenng bevölkert. In Betracht kommen für dic japanische Einwanderung
nur die Philippinen, Australien und diejenigen Gebiete des westlichen Nord-Mittel-
und Südamerika, die ihren Lebensbedingungen zusagen. Da die ganze weiße Rasse
sich gegen gelbe Einwanderer sträubt, bedingen sich hieraus Gegensätze mit den Be-
sitzern der bezeichneten Länder Amerika und Australien-Commonwealth. Ein Gegensatz
zu letzterem ist mit Rücksicht auf England bisher vermieden worden; Japan hat seine
Auswandernung von englischen Gebieten abgelenkt und Anstralien hat es für gut befunden,
ernstlicher als bisher Rückhalt am Mutterlande zu suchen. Der Gegensatz zu den Ver-
einigten Staaten befindet sich im ständigen Wachsen, da letztere nicht nur das einzige
Siedlungsgebiet Japans, Hawaii, annektiert und die von Japan als seine natürliche
Einflußsphärc betrachteten Philippinen an sich gebracht haben, sondern anuch ständig
fortfahren, die japanische Einwanderung in Kalifornien zu nnterdrücken. Allerdings
versucht in dieser Angelegenheit die verantwortliche Bundesregierung dämpfend auf
den rücksichtslosen Einzelstaat einzuwirken, aber die Tatsache bleibt bestehen, und wenn
Japan seine Rechnung mit der Union noch immer nicht beglichen hat, so ist nur seine
Finanzmisere, die es ja sogar zu einer bedentenden Minderung seiner Rüstungen ge-
zwungen hat, daran schuld. Es hat sich bis jetzt damit begnügen müssen, durch freund-
schaftliche Beziehungen zu Mexiko und den südamerikanischen Staaten seinen Aus-
wanderern andere Siedlungsmöglichkeiten zu schaffen und durch politische Intrigen
in diesen Staaten der Union nach Kräften Schwierigkeiten zu bereiten. Seine Finanz-
nöte sind nicht nur verursacht durch die ungehenren Kosten des russischen Feldzuges,
der Japan bekanntlich keine Kriegsentschädigung brachte, sondern auch durch die Ver-
waltungskosten der neu eroberten und besetzten Länder sowie die Notwendigkeit, Handel
und Industrie, der neuen Stellung als Großmacht entsprechend, zu entwickelu. Hierzu
zahlt der Staat große Subventionen an private Reedereien und hat selbst Stahlwerke
und Werften ins Leben gerufen. Hat Japan damit ermöglicht, sich sein Kriegsmaterial
und seine Kriegsmarine selbst schaffen und bauen zu können, so hat es sich andererseits
enorme Lasten auferlegt, denn in ihren Leistungen stehen diese Werke weit hinter denen
des Auslandes zurück. Es muß eben erst ein Stamm goelernter, einheimischer Arbeiter
herangebildet werden, wobei sich zeigt, daß der Japaner physisch und intellektuell doch
hinter dem weißen Arbeiter zurücksteht. Der Vorzug billiger Arbeit schwindet mit den
rasch wachsenden Bedürfnissen der Bevölkernug und den zunehmenden sozialen Pflichten
des Staates und der Unternehmer immer mehr dahin. Auch die Beschaffung der Roh-
stoffe macht Schwierigkeiten. Japan hat Kohle, ist aber arm an Eisenerzen. Diese sollen
nun Sachalin und Korca liefern, wozu die Aussichten gute sind. Vorläufig fördern die
Gruben aber noch nicht geung, und kostspielige Ansschlußarbeiten sind im Gange. Für
Produktion und Verarbeitung von Baumwolle liegen die Verhältnisse günstig.
Alles in allem ergibt sich, daß Japan in seinen Kolonien die nötigen Rohprodnktions=
gebiete gefunden hat, imstande sein wird, sich in Produktion und Bearbeitung der wich-
tigsten Weltmarktsprodnkte vom Ausland nnabhängig zu machen und selbst ein welt-
wirtschaftlicher Faktor zu werden. Zur Entwicklung dieser Aussichten gehören aber
Geld und Zeit. Noch lange Jahre innerer Sammlung werden vergehen, bis Japan
auch das zweite koloniale Problem, daß der Siedelung, in die Hand nehmen kann.
Kommen wird aber diese Zeit, und der Zusammenstoß mit der Union ist dann sicher.
Für diese gilt es, sich wie bisher darauf vorzubereiten und auch in den Tagen der
Schwäche des Gegners nicht in Friedensträume zu versinken. Jeder amerikanische