Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Die in unserem vorährigen Berichte ausgesprochene 
Erwartung, daß die durch den enormen Preissturz des 
Kautschuks hervorgerufenen Schwierigkeiten bald über- 
wunden werden würden, weil die beteiligten Firmen 
sich darüber einigen müßten, das Geschäft auch bei 
niedrigen Gummipreisen gewinnbringend zu gestalten, 
hat sich leider nicht erfüllt 
Bestrebungen, eine schnelle Gesundung des 
Südkamerun-Geschäftes berbeizuführen scheiterten 
daran, daß einige Firmen nicht in der Lage waren, 
sich den veränderten Verhältnissen sofort anzupassen, 
weil sie zu große Warenlager drüben hatten. Die 
Folge davon war, daß den Eingeborenen nach wie vor 
die hohen Preise für ihren schlechten Gummi bezahlt 
wurden, die bei einem Marktpreise von etwa 4.4 für 
½ kt in Europa einen Nutzen ließen, aber bei dem 
inzwischen auf 1,.70 4, zeitweise sogar auf 1,55 K für 
½ kg hejuntenen Marktpreise enorme Verluste bringen 
mußten. Die Kolonialverwaltung war bereit, durch 
geeignete, schleunige Maßnahmen dem Handel helfend 
zur Seite zu stehen. wurde aber infolge der Uneinig- 
keit der beteiligten Firmen zu zeitraubenden Verhand- 
lungen veranlaßt, die den rechtzeitigen Erlaß einer 
Verordnung, die eine Qualitätsverbesserung des Gummis 
sowie eine Zentralisation des Handels herbeiführen 
sollte, verhinderten. Es ist aber zu erwarten, daß 
eine entsprechende Verordnung nunmehr in absehbarer 
Zeit in Kraft treten wird und daß damit eine Ge- 
sundung der Verhältnisse erreicht werden kann. 
Wir haben schon vor Jahresfrist die nötigen Maß-= 
nahmen getroffen, unser Kamerun-Geschäft auf eine 
solche Basis zu bringen, daß Verluste, soweit sic über- 
haupt zu vermeiden sind, ausbleiben. Eigentliche 
verlustbringende Gummiankäufe haben wir nicht ge- 
macht, sondern uns darauf beschränkt, unsere Waren- 
bestände zu gewinnlassenden Preisen gegen Kasse zu 
verkaufen und den größeren Teil der Buschfaktoreien 
aufzulösen, um die laufenden Unkosten nach Möglichkeit 
herabzusetzen. Allerdings konnten die Resultate dieser 
Maßnahmen bei den großen Entfernungen und den 
schwierigen Verhältnissen in Kamerun nicht so schnell 
in Erscheinung treten bei dem Weiterlaufen der Un- 
kosten, daß ein größerer Verlust vermieden werden 
konnte. 
* 1 
Der Rohgewinn für 1913/11 beläuft sich ein- 
schließlich 110 893 J¼ Vortrag auf 779 629 . Da- 
gegen erforderten Unkosten 710 875 %e., Deltrekrerd- 
stellungen 8100 und Vbschreibungen 323 926 . 
darunter 119 219 # auf Debitoren und Konsortien, 
73 391 anuf Waren, 42527. auf schwimmende Ri- 
messen und 38 104 auf Produkten. Der Verlust 
des Berichtsjahres beträgt somit 263 273 .#A. Er ist 
ausschließlich auf die in Kamerun notwendig gewor- 
denen Abschreibungen und die dortige schlechte Ge- 
schäftslage Zurückguführen. Dabei ist zu berüsichtigen, 
daß der Reser vefonds mit 116000 /4 unverändert v 
getragen ist und unsere sonstigen Reservestellungen auf 
60 620 F erhöht wurden. 
Die Gesellschaft hatte beabsichtigt, der General. 
versammlung zur Beseitigung des Verlustes vorzu- 
schlagen, die Aktionäre zu einer Zuzahlung aufzu- 
Da mun aber inzwischen der europäische 
Kricg ausgebrochen, könne sie diese Maßregel nicht 
mehr empfehlen, augesichts der Tatsache, daß heute 
niemand die Folgen dieses Krieges für die Gesellschaft 
zu übersehen vermöge. 
Alle Werte der Gesellschaft liegen, bis auf das 
Liberia-Geschäft, in deutschen, englischen und französi- 
schen Kolonien, befinden sich also zur Zeit unter eng- 
lischer und französischer Kontrolle, so daß es allein von 
  
dem Verlauf des Krieges abhänge, wie hoch diese 
Aktiven nach Beendigung des Krieges bewertet werden 
können. Die Verwaltung schlägt deshalb vor, den 
Verlust zunächst auf neue Reckmung vorzutragen un 
weitere Maßnahmen bis nach VWiedereintritt geordneter 
Verhältnisse zurückzustellen. 
Slgi. Pflan zungs-Gesellschaft m. b. 5., essen-Nuhr 
Das Ergebnis des Geschäftsjahres 1913 ist erheb- 
lich beeinträchtigt worden durch den großen Preiastur 
auf dem Markte für Rohgummi. Während wir Ende 
1912 für unsere Warc etwas über 9 / für das Kilo- 
gramm noch erzielt haben, sank der Preis erst langsam. 
dann aber vom Juni ab ganz erheblich und erreichte 
im Oktober seinen tiefsten Stand mit 3.55 & für 
Kilogramm. Gegen Ende des Jahres trat eine Er- 
holung ein, die sich auf etwa 1 ¼¾ für das Kilogramm 
bezifferte. Die Versuche, die Qualität unsercs Kant- 
schuks zu verbessern und dadurch höhere Preise zu er- 
zielen, sind von Erfolg gewesen und werden noch weiter 
sortgesetzt. Der Betrieb hatte stark unter Mangel an 
ausreichenden Arbeitskräften zu leiden. Die Arbeiter- 
verhältnisse verschlechtern sich von Jahr gu Jahr, die 
Anwerbung neuer Leute wird immer schwieriger und 
erfordert große Kosten. Auch die Verlängerung de 
Kontraktzeit von 180 Tagen auf 210 hat keine Bese 
rung in den Arbeiterverhältnissen herbeigeführt. 
ist eine Lebensfrage für alle Pflanzungen, wenn bier 
nicht recht bald Wandel geschaffen wird. Ein großer 
Teil der vorhandenen Arbeiter mußte zur Befördernn 
unserer Warenmengen dem Betriebe andauernd en 
zogen werden. da uns kein anderes Mittel, unsere 
Waren zur Küste zu befördern. zur Verfügung stebh 
Es ist daher dringend erforderlich, daß wir endli 
eine Bahnverbindung von unserer Pflanzung bis zur 
#nächsten, etwa 25 km entfernten Eisenbahnstation er, 
halten. Die nötigen Schritte dazu sind eingeleitet 
worden. 
Durch den Ausbruch des Krieges sind wir von 
jedem Verkehr mit unserer Pflanzung abgeschnitten. 
Pflanzungen. 
Kautschuk. Das Ernteergebnis aus der Ekguen 
Pflauzung ergab 27417 ku Kautschuk (gegen 33531 9 
in 1912). Der Durchschmietopreigk beträgt 4.25 K. für 
das Kilogramm (gegen §.15 Jin 1912). Die inng 
Anpflanzung hatte sehr unter Wiodschaben zu dieiden 
so daß viele Bäume eingegangen sind. Der Bestau, 
umfaßt 390 000 Bäume, wovon 365 000 Bäume aot 
gapfbar sind. Der Stand dieser Pflanzung ist 
auch fließt der Kautschuk reichlich; wir hätten annähern 
das Doppelte an Kautschuk herausholen können. # n 
genügende Arbeitskräfte vorhanden gewesen waͤren 
In den trockenen Monaten Degember und Jannar die 
das Zapfen eingestellt worden, um den Bäumen 
notwendige Erholung zu gewähren. 000 
Die Kickria-Pflauzzung umfaßt ungefähr " 70 
Bäume und die Hevea-Pflanzung 2300 Bäume. k 
Kapok. In der Berichtszeit wurden —— 
gegen 36 182 ku in 1912 zur Abladung gebracht. jim 
Durchschnittspreis beträgt 1.31 ¾ für das Foilr#rh00 
gegen 1,37 .# in 1912. Der Bestand ist 24 me. 
Bäume vermehrt worden, er umfaßt 193 W i 
wovon 155 000 tragfähig sind. Die Nachfrage an. 
Kapok auf dem heimischen Markte hält zaieschet n 
Kakao. Es wurden 6928 kg gegen 12 484 pi 
1912 geerntet. Das Minderergebnis ist in der La 
  
*) Aus dem Geschästskericht für 1913.
	        
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