I. Landheer. $ 179. 501
während der Friedenszeit alle Befugnisse, die im übrigen Reichs-
gebiete zwischen Kaiser und Landesherrn geteilt sind. Er besitzt
sowohl das Recht des Oberbefehls als die Militärverwaltung im
engeren Sinne, ist also auch alleiniger Inhaber des Verordnungs-
rechtes. Hinsichtlich einzelner Gegenstände hat Bayern allerdings
die Verpflichtung übernommen, eine Übereinstimmung mit dem
übrigen Reichsheere herzustellen; diese Herstellung erfolgt aber nicht
auf Grund kaiserlicher Anordnung. sondern auf Grund einer vertrags-
mäßigen Verbindlichkeit. Die Verwaltung des bayrischen Heeres
wird vom Kriegsministerrium zu München geführt. Die bayrischen
Militärverwaltungsbehörden fungieren bei Ausübung ihrer Befugnisse
nicht als Repräsentanten des Reiches, sondern als Repräsentanten
des bayrischen Staates. Die durch ihre Handlungen begründeten
echtsbeziehungen sind daher Rechtsbeziehungen zum bayrischen
taat. Insbesondere wird auch durch die von ihnen abgeschlossenen
vermögensrechtlichen Geschäfte nicht der Reichsfiskus, sondern der
ayrische Landesfiskus verpflichtet. Der Kaiser hat das Recht der
Inspektion der bayrischen Truppen. Er besitzt aber nicht die Be-
ugnis, die Abstellung der dabei vorgefundenen Mängel selbst an-
zuordnen, sondern muß sich darüber so wie über die Modalitäten
der Inspektion mit dem König von Bayern ins Benehmen setzen.
Mm Kriege tritt das bayrische Heer unter den Oberbefehl des Kaisers
und es gelten dann in bezug auf diesen für dasselbe die Grundsätze,
!e auch für die übrigen Teile des Reichsheeres maßgebend sind.
a8 Recht der Militärgesetzgebung steht auch für Bayern ausschließlich
em Reiche zu.
1. Truppenkörper.
8 179.
Truppenkörper heißen die Bestandteile des Landheeres, die
Zur unmittelbaren militärischen Aktion verwendet werden.
Die Organisation des Landheeres ist verschieden, je
nachdem es sich um die Friedensformation oder um die Kriegs-
formation handelt.
I. In der Friedensformation zerfällt das Landheer in das
stehende Heer, die Landwehr und die Ersatzreserve'.
l. Für die Friedensformation des stehenden Heeres istge-
etzlich festgestellt: 1. die Zahl der Armeekorps. Das stehende
Heer besteht im Frieden aus 23 Armeekorps. Von diesen werden
drei von Bayern, zwei von Sachsen und eins von Württemberg
Sestellt, während Preußen mit den übrigen Staaten und. Elsaß-
Kefhringen 17 Armeekorps bildet?; 2. die Zahl der Bataillone,
skadrons und Batterien. Die Infanterie wird formiert in 633 Ba-
tail onen, die Kavallerie in 510 Eskadrons, die Feldartillerie in
—
——
U R.G., betr. die Verpflichtung zum Kriegsdienst, vom 9. Nov. 1867, $ 3.
25 2 G., betr. Änderung des Reichsmilitärgesetzes vom 2..Mai 1874. vom
- März 1899 (R.G.Bl. S. 215) 8 3. \