Vorwort.
Die vorliegende Arbeit war anfänglich als erster Teil einer
größeren Gesamtdarstellung des Reichsfinanzwesens geplant. Die
beiden anderen Teile sollten die Entwicklung der Einnahme- und
Ausgabezweige historisch, statistisch und kritisch, sowie das Etat-,
Kassen- und Rechnungswesen behandeln. Meine Berufung an
eine österreichische Universität veranlaßt mich jedoch, vorerst auf
eine Weiterführung zu verzichten. Der Grund ist ein doppelter:
Es ist mir Pflicht und Bedürfnis, mich in dem Staate, dem ich
einen Lehrstuhl der Nationalökonomie und Statistik an der Uni-
versität verdanke, wo Inama-Sternegg und Böhm-Bawerk diese
Wissenschaften vertraten, nicht nur als Mensch — das ist im
schönen Tirol wohl leicht — sondern auch als Gelehrter heimisch
zu machen. Damit sollen keine literarischen Absichten angedeutet
werden, sondern einfach gesagt sein, daß ich, um mich volkswirt-
schaftlich einzubürgern, wenn dieser Ausdruck gestattet ist, das
mannigfaltige, zukunftsvolle österreichische Wirtschaftsleben, wie
es in den Alpen- und Sudetenländern, an der Meeresküste und
der Tiefebene des Ostens sich entfaltet, näher kennen lernen
möchte. Das ist aber nicht möglich, wenn jede freie Minute durch
eine bereits angekündigte Arbeit in Anspruch genommen wird,
und wenn zudem die Vorstudien nur in reichsdeutschen Biblio-
theken, Archiven, Ministerien usw. gemacht werden können.
Damit komme ich zu dem zweiten Grunde: die Schwierig-
keit der Materialbeschaffung. Die Beendigung des vorliegenden
Bandes war bereits dadurch ungemein erschwert, daß der größte
Teil des notwendigen Materials nur bei Aufenthalt an Ort und
Stelle zugängig war. Etats und Parlamentsverhandlungen, die
einen vierzig- bis fünfzigjährigen Zeitraum umfassen, kann man
sich nicht zusenden lassen.
Die Quellen meiner Arbeit sind mancherlei Art. Die Literatur
über das Reichsfinanzwesen umfaßt von 1878 bis zur Gegenwart
eine stattliche Anzahl von Broschüren und kleineren Abhandlungen,
von denen jedoch nur einzelne wenige finanzwissenschaftliche Be-