Full text: Das öffentliche Recht der Gegenwart. Band XXVI. Das öffentliche Recht des Reichslandes Elsaß-Lothringen. (26)

326 Vierter Teil. Die Landesverwaltung. § 77 
Bei der Einführung sind mehrere Vorbehalten gemacht worden, die sich auf die 
Preß= und Theaterpolizei ½, die Schließung von Wirtschaften 15, die öffentlichen Ver- 
steigerungen und die Anlegung von Dampfkesseln beziehen. 
1. Was die zuletzt genannten Bestimmungen, betreffend die Dampfkesselanlage, 
betrifft, so sind die diesbezüglichen landesgesetzlichen Bestimmungen aufrechterhalten 
geblieben (§ 6 E.G.). Jedoch sollen die auf Grund des § 24 II Gew.O. vom 
Bundesrat erlassenen allgemeinen polizeilichen Bestimmungen auch in Elsaß-Lothringen 
insoweit Anwendung finden, als dies vom Bundesrat beschlossen wird. Dies letztere 
ist bis jetzt nicht geschehen 11. Die Kaiserliche Verordnung vom 3. März 1884 schreibt 
für die Errichtung eines feststehenden Dampfkessels Anzeige bei dem Bezirkspräsidenten 
und Beobachtung bestimmter sicherheitspolizeilicher Beschränkungen vor. In Bergwerken 
und Schiffen dürfen Dampfkessel nur mit ministerieller Erlaubnis aufgestellt werden. 
2. Zu össentlichen und freihändigen Versteigerungen (ogl. § 383 Abs. 3 
B. G. B.) sind nur Gerichtsvollzieher und Notare ermächtigt. Grundstücksversteigerungen 
dürfen nur von Notaren vorgenommen werden 16. Für Versteigerungen von Gegen- 
ständen, die im Eigentum des Staates oder der Gemeinden stehen, gelten besondere 
Bestimmungen 10. Zur öffentlichen Versteigerung neuer Waren ist die Genehmigung 
des Landgerichts (Kammer für Handelssachen) erforderlich 11. Ohne diese Genehmigung 
ist nur der unter öffentlichem Ausruf (à cri public) stattfindende Verkauf von Eß- 
waren und geringwertigen Gegenständen (menue mercerie) gestattet 18. 
3. Die Schließung von Wirtschaften 1½ kann erfolgen, wenn ein Wirt 
wegen Zuwiderhandlung gegen die das Wirtsgewerbe betreffenden Gesetze und Ver- 
ordnungen verurteilt worden ist, oder wenn die Schließung als Maßregel der öffent- 
lichen Sicherheit erforderlich erscheint. Zuständig ist der Kreisdirektor, in den Stadt- 
kreisen der Bezirkspräsident. Gegen ihre Verfügung ist Beschwerde an die vorgesetzte 
Behörde zulässig 20. 
» «AnderungenderGewerbeordnungdurchReichseseherhaltenalso,soweitsiesichnichtauf 
die Vorbehalte beziehen, für E.-L. ohne weiteres verbindliche Kraft. 
1 E.G. Gew.O. S#§ 2 u. 3; oben S. 224. Uber die Notwendigkeit der gewerbepolizeilichen 
Genehmigung. tine matographischer Vorführungen vgl. O.L.G. Colmar v. 3. Juni 1913 S. 20°13. 
.G. 8 
14 Verordnung, betr. die Anlage und den Betrieb von Dampfkefseln, v. 5. Aug. 1910 (G. Bl. 
1910 S. 104); Auss Best. des Min. v. 27. Dez. 1888 N 18 (Centr. Bl. S. 309 und ebenda 1907 S. 91): 
Nelken S § 24 Gew.O.;:; Derselbe in v. Stengel-Fleischmanns Wörterb. unter „Dampf- 
kessel“ 1 S. 544. Neben der K. Ver. v. 1884 kommen bei Bauerlaubnissen für Betricbsstätten mit 
Dampfkraft noch die Tzirkspol ker. v. 18./30. April und 3. Mai 1889 (Centr. Bl. 107, 113, 118) zur 
Anwendung. Vgl. O. L.G. Colmar v. 17. Frbr. 1903, Els.-I. Z. 1904 S. 171. 
15 Ges. v. 21. März 1881 (G. Bl. S. 60). Vgl. R.G. v. 14./28. Juni 1894, Elfel. 3. 21 
S. 17 und N. G.E. (Str.) 26 S. 13. 16 Gem. O. § 21; vgl. oben S. 165 f. 
17 Ges. v. 25. Juni 1841 Art. 5; A.G. F.G.G. § 40. Vgl. O L.G. Colmar in Els.-I. Z. 26 
S. 47 und 31 S. 191. Über das Ausverkaufswesen vgl. die Bezirkspolizeiverordn. v. 17. Juni 
1912 (Centr. Bl. S. 107) und v. 28. Aug. 1912 (ebenda S. 180). 
18 Ges. v. 25. Juni 1841 Art. 2 Abs. 2; Str. G. B. § 367 Z. 16. 
1½ Uber den Begriff der Schankwirtschaft vgl. O.L.G. Colmar v. 3. Jan. 1899, Els.-l. 
Z. 24 S. 360, und L.G. v. 1. Juli 1911, Reger E. 32 S. 9; über den Unterschied zur Speise- 
wirtschaft i Colmar v. 18. Dez. 1900, ebenda 28 S. 78, und v. 24. Jan. 1905, ebenda 34 
l 37. 
40 Dekr v. 29. Dez. 1851 Art. 2; Ver. v. 28. Aug. 1875 (G. Bl. S. 171) § ld; Ver. v. 
20. Sept. 1873 (G. Bl S. 249) § 2. Als Wirtschaften im Sinne des Dekrets v. 1851 gelten auch 
cafés, cabarets und débits de boissous, nicht aber Herbergen und Speisewirtschaften (Vin-Ir- 
v. 21. Juli 1853 und 19. Mai 1854°. Uber die letzteren (Tischwein) O.L G. Colmar v. 24. Jan. 
1905, Els.-I. Z. 31 S. 537, und Verf. d. Oberstaatsanw. v 28. April 1908, Smlg. 1910/11 S. 108. 
Uber die Gültigkeit der Wirtschaftspolizeiordnungen für Lothringen v. 4 t 18PS. für Oberelsaß v. 
5. Mai 1882 und für Unterelsaß v. 13. Mai 1882. Vgl. O.L.G. Colmar in Els.-I. 3. 28 S. 74 
und 33. S. 309. 
UÜber die Ausnahmestellung der Bahnhofswirtschaften vgl. Reger E. 27 S. 345 und 
N.G. E. (Str.) 37 S. 200. Dieselben find jedenfalls dann konzessionspflichtig und haben den Wirt- 
schaftsstempwel nach dem Ges. v. 14. Dez. 1909 zu zahlen, wenn auffr dem Reisepublikum L4#4h 
anderes Publikum dort verkehrt, nenn 1 also außerhalb der Bahnhofsperre gelegen find. — Uber 
Gassenschank und Flaschenbierhandel vgl. O. L G. Colmar in Els.-I. Z. 1908 S. 71 und 1906
	        
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