108 J. Das Deutsche Reich.
dient die ihren Hauptsitz in Berlin habende, unter Auf—
sicht und Leitung des Reichs stehende Reichsbank. Ihr
Grundkapital besteht zurzeit aus 180 Millionen Mark,
geteilt in 40000 Anteile zu je 3000 und 60000 An-
teilen von je 1000 K. Die Anteilseigner üben die ihnen
zustehende Beteiligung an der Verwaltung durch die
Generalversammlung und einen aus ihrer Mitte gewählten
ständigen Zentralausschuß aus. Außerdem besteht bei
jeder Reichsbank-Hauptstelle ein aus Anteilseignern ge-
bildeter Bezirksausschuß.
Die Reichsbank ist befugt, die ihr gesetzlich zuge-
wiesenen Geschäfte zu betreiben. Sie ist verpflichtet, die
Geschäfte der Reichshauptkasse unentgeltlich zu besorgen
und berechtigt, entsprechende Kassengeschäfte für die Bundes-
staaten zu übernehmen. Sie ist berechtigt, nach Bedürf-
nis ihres Verkehrs Banknoten auszugeben, die gesetz-
liches Zahlungsmittel sind, den Notenbetrag hat sie zu
1/8 in bar, Goldbarren oder Reichskassenscheinen, den Rest
in kurzfristigen Wechseln als Deckung bereitzuhalten.
Ihre Noten hat sie sofort auf Präsentation bei der
Hauptkasse gegen deutsche Goldmünzen einzulösen. Der
der Reichsbank zustehende Anteil an dem Gesamtbetrage
des der Steuer nicht unterliegenden ungedeckten Noten-
umlaufs beträgt zurzeit 550 Millionen Mark.!1 Aus
dem Reingewinne der Bank wird zunächst den Anteils-
eignern eine ordentliche Dividende von 31/2%/ des Grund-
kapitals berechnet, sodann von dem Restbetrag den An-
teilseignern 25 %, der BReichskasse 75 % üÜberwiesen;
jedoch werden von diesem Reste 10 % dem Reservefonds
zugeschrieben, die je zur Hälfte auf Anteilseigner und
Reich entfallen. Erreicht der Reingewinn nicht volle
3 /2%, so ist das Fehlende aus dem Reservefonds zu
ergänzen. Privatnotenbanken dürfen außerhalb des
Staats, der ihnen die Befugnis zur Notenausgabe er-
teilt hat, Bankgeschäfte durch Zweiganstalten weder be-
treiben noch durch Agenten für ihre Rechnung betreiben
1 Der Gesamtumsatz der Reichsbank betrug im ersten Jahre
37 Miilliarden, 1899 bereits 180, 1912 sogar 414 Miilliarden.
Während der letzten beiden Jahrzehnte waren durchschnittlich
85 0% im Jahre 1912 aber nur 67,54 0 ihrer Banknoten durch
die Metallvorräte gedeckt, in einem Jahre sogar mehr als 1000
bares Geld zur Dechung vorhanden.