Die sächsische Staatsverfassung. 131
lande messen. Die durchschnittliche jährliche Volkszu—
nahme Sachsens betrug bisher 1,48%; den Höhepunkt
ihrer Entwicklung scheint die sächsische Bevölkerung über-
wunden zu haben, es fiel in das Jahrfünft 1895/1900,
wo die jährliche, durchschnittliche Zunahme sich auf
2,08% berechnete, um in den beiden folgenden Jahr-
fünften auf 1,41 bzw. 1,26% zurüchzufallen. Ihrer
Nationalität nach besteht die Bevölkerung selbstver-
ständlich in der Hauptsache aus Deutschen, nur in der
Oberlausitz befinden sich noch etwa 44000, im ganzen
Lande nahezu 47000 Wenden. Der Konfession nach
gehört sie zum weitaus größten Teile zur evangelisch-
lutherischen Kirche, 93,65% Lutheranern stehen nur
4,87% römisch-katholische Christen und 0,37% Juden
gegenüber. Die übrigen Bewohner bekennen sich zur
deutsch-Katholischen, griechisch-KRatholischen, reformierten,
anglikanischen oder überhaupt zu keiner kirchlichen Ge-
meinschaft. Sachsen nimmt unter den hochkultivierten
Staaten eine der ersten Stellen ein, sowohl der Ackerbau,
als vorzugsweise die Gewerbtätigkeit blüht im Lande. 1
1 Das Verhältnis zwischen Stadt= und Landbevölkerung hat
sich im Laufe der Zeit immer mehr zugunsten der ersteren ver-
ändert. Im Jahre 1815 wohnten gerade doppelt soviel Leute
auf dem Lande als in der Stadt, 1871 nur noch 60,3 % und
1890: 51,9, während 1905 die städtische Bevölkerung die
ländliche mit 53,71 gegen 46,29% überwog. In Orten von
mindestens 2000 Einwohnern wohnen sogar 71,2 % der Be-
völkerung, in kleineren Orten nur 28,8 % während in Deutsch-
land das bezügliche Verhältnis sich auf 57,4 zu 42,6 % stellt.
Ubrigens gibt es in Sachsen nur sehr wenige Orte mit rein
landwirtschaftlichem oder rein industriellem Charakter. Die
ungleich größere Zahl der Orte ist gemischten Charakters.
ANach den Ergebnissen der Berufszählung vom 12. Juni 1907
wurden 4585 500 Einwohner gezählt, von denen 10,7% der
Landwirtschaft, 59,3 % der Industrie, 15,2 % dem Handel und
Verkehr, 1 % den häuslichen Diensten, 5,5 % den öffentlichen
Diensten und freien Berufsarten und der Rest mit 8,3 % den
Berufslosen zuzuzählen waren. Die Landwirtschaft war im
Verhältns zur Einwohnerzahl am stärksten vertreten in der
Kreishauptmannschaft Bautzen, am schwächsten in der Kreis-
hauptmannschaft Zwickau, die Industrie am stärksten — fast
gleichstart — in der Kreishauptmannschaft Zwickau und Chem-
nitz, am schwächsten in der Kreishauptmannschaft Dresden.
Ubrigens macht sich der Geburtenrückgang auch in
Sachsen bemerbbar. Im Jahre 1903 wurden 148 852 lebende
Kinder geboren, im Jahre 1910 dagegen trotz des inzwischen
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