Full text: Institutionen des Deutschen Verwaltungsrechts.

$ 15. Verwaltungsgerichtsbarkeit. 233 
eine Verwaltungsjurisdiktion. Diese aber, so führte Gneist aus, 
lasse sich nur herstellen, ‚wenn Landräte und Regierungen durch 
Ehrenämter verstärkt, für die kontentiösen Verwaltungsfragen 
kollegialisch formiert, in einem Verwaltungsgerichtshof ihren Ab- 
schlußB finden.‘'* Den Gedanken Gneists ist der Sieg zu- 
gefallen. Es soll nicht in Abrede gestellt werden, daß dabei 
die Erwägung mitgeholfen hat, von einer Zuweisung der Ver- 
waltungsjustiz an die Zivilgerichte könne schon darum keine 
Rede sein, weil dem einseitig privatrechtlich vorgebildeten 
Zivilrichter die Fähigkeit zu selbständiger Anwendung des öffent- 
lichen Rechtes abgehe. Im Jahr 1875 hat der größte deutsche 
Bundesstaat, Preußen, besondere Verwaltungsgerichte, an der 
Spitze das Oberverwaltungsgericht, errichtet, und in der Folge 
haben auch andere deutsche Staaten für die Beurteilung von 
Verwaltungsstreitsachen besondere Verwaltungsgerichte ein- 
gesetzt: Hessen 1875, Württemberg 1876, Bayern 1878, An- 
halt1888, Braunschweig 1895, Sachsen-Meiningen 1897, Lippe 1898, 
Sachsen-Koburg-Gotha 1899, das Königreich Sachsen 1900, 
Oldenburg 1906, die thüringischen Staaten 1912.” Das Reichs- 
16 Rudolf Gneist, Der Rechtsstaat, 1872, insbes. S. 162ff.; die zweite 
Auflage des Werkes ist 1879 erschienen unter dem Titel: „Der Rechts- 
staat und die Verwaltungsgerichte in Deutschland.“ 
17 Baden: s. oben S. 232. Preußen: Gesetz betr. die Verfassung der 
Verwaltungsgerichte und das Verwaltungsstreitverfahren vom 3. Juli 1875, 
abgeändert am 2. August 1880. Gesetz über die allgemeine Landes- 
verwaltung vom 30. Juli 1883 (Landesverwaltungsgesetz). Gesetz über 
die Zuständigkeit der Verwaltungs- und Verwaltungsgerichtsbehörden vom 
l. August 1883, „Zuständigkeitsgesetz“ (Anschütz - Dochow, Die Or- 
ganisationsgesetze der inneren Verwaltung in Preußen, 1908.) (Gesetz 
v. 28. Juni 1911 betr. Entlastung des Oberverwaltungsgerichts (Errichtung 
von Hilfesenaten; Jahrb. d. öff. R. VII 133). Hessen: Die hessischen 
Verwaltungsgerichtsgesetze von 1875 und 1879 sind ersetzt durch das Gesetz 
die Verwaltungsrechtspflege betreffend, vom 8. Juli 1911 (DJZ. XV 749, XVI 
1484. Keller im Verw. Arch. XX 517). W. Best, Verwaltungsrechtspflege für 
das Großherzogtum Hessen, 1911. W. van Calker, Hess. Staatsrecht 1913, 
S. 87fl. Württemberg: Gesetz über die Verwaltungsrechtspflege, vom 
16. Dezember 1876 (Fleiner, Staatsrechtliche Gesetze Württembergs, 
89. 305). Bayern: Gesetz über die Errichtung eines Verwaltungsgerichts- 
hofs und das Verfahren in Verwaltungsrechtssachen, von 8. August 1878; 
Gesetz vom 13. Juni 1910 über das Verwaltungsstreitverfahren. (Reger- 
Dyroff, Bayrisches Verwaltungsgerichtsgesetz, 4. Aufl. 1908). v. Seydel- 
Piloty, Bayerisches Staatsrecht, 1913, S. 401fl. Anhalt: Gesetz
	        
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