Full text: Wörterbuch des Deutschen Staats- und Verwaltungsrechts. Zweiter Band. G bis N. (2)

  
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Hinterlegungswesen (VIII. Schutzgebiete) — Hohenzollernsche Lande 
  
VIII. Schutzgebiete 
Eine allgemeine Regelung ist (bisher) nicht ge- 
troffen. Soweit es sich um die Gründe und 
die Mittel einer H nach bürgerlichem Rechte, 
Strafrecht, Prozeßrecht, Konkurs, der freiwilli- 
gen Gerichtsbarkeit handelt, kommen die Nor- 
men des Reichsrechts zur Anwendung (beson- 
ders ## 232, 372 BG#, 117, 174, 419 St PO), 
daneben auch die im Gebiete des Allgemeinen 
Landrechts in Preußen geltenden allgemeinen 
Gesetze (hier abgesehen etwa von Fällen aus 
dem Strafrecht). — Für das Verfahren der 
und namentlich für die Bestimmung der 
Hinterlegungsstelle fehlt es dagegen 
meist (jedoch § 219 St PO) an einer Normie- 
rung, da dies weder in das bürgerliche Recht 
noch auch, nach der Entwicklung des Reichsrechts 
und des preußischen Rechts, in die freiwillige 
Gerichtsbarkeit fällt. Nicht zwingend, doch unter- 
stützend ist der Hinweis (Gerstmeyer Schutzgeb G 
Kommentar S 83), daß die in dem Heimatrecht 
vorausgesetzten Einrichtungen und Verhältnisse 
für die Schutzgebiete noch fehlen. Es ist Or- 
ganisationsrecht, das grundsätzlich der Regelung 
durch den Kaiser unterliegt: § 1 Schutzgeb G. Die 
Bezugnahme des & 3 Schutzgeb G auf §+39 KonsGG 
bestätigt dies nicht bloß, sondern schließt zugleich 
Anordnungen des Reichskanzlers aus (§ 15 
Schutzgeb G), auch wenn es sich um Anweisungen 
an die Gerichte im Wege der Dienstaufsicht han- 
deln sollte (§ 1 8.7 Vig RK v. 25. 12.00, Kolon Gg 
5, 173). Bisher hat man sich „Übungsgemäß"“ 
(Gerstmeyer) damit beholfen, daß sämtliche H 
bei den Bezirksgerichten erfolgten. Der Bezirks- 
gerichte gibt es aber auch zur Zeit noch so wenige, 
jedenfalls erheblich weniger als Bezirksämter, 
daß die Gründe, die in Preußen zu der Einrich- 
tung einer vorläufigen Verwahrung bei den Amts- 
gerichten geführt haben (loben Preußen # 9), in 
den Schutzgebieten sinngemäß zu einer Ueber- 
tragung der HAufgaben an die Bezirksämter füh- 
ren sollten. Doch mag die Sicherheit an den Be- 
zirksamtssitzen vielleicht hie und da noch nicht aus- 
reichen. Für Kiautschou (M ist die H beim Gerichte 
unbedenklich. Die Bestimmungen der preuß. HOrd- 
nung für die vorläufige Annahme bei den Amts- 
gerichten wird man zweckmäßig als Geschäfts- 
anweisung anwenden können, dem Sinne nach, 
also unter Erleichterung der Formalien; aber 
nicht bloß dies, auch unter Heranziehung der Nor- 
men für die eigentliche H, also z. B. ohne Bin- 
dung gerade an den Satz, daß Geld ohne Ver- 
mischung mit anderm Gelde aufzubewahren sei 
(s* 81 pr. HO). Hier wiederum mangelt es an 
einer Norm über die Verzinsung und die Höhe 
des Zinssatzes. Tatsächlich erfolgt in Kiautschon 
eine Verzinsung nicht. 
Bei so dürftiger und zweifelvoller Rechtsunter- 
lage erscheint eine Regelung durch kaiserliche Ver- 
ordnung dringend geboten 
Inwieweit die erst im Entwurfe vorliegende neue 9 Ord- 
nung für Preußen (1912, oben I) eine Einwirkung auf die 
Rechtslage in den Schutzgebieten üben wird, läßt sich zur Zeit 
nicht absehen (vgl. am Schlusse dieses Bandes). 
Fleischmann. 
# Universitäten, Waun 
  
len 
Hochschulen, Berg- 
wesen, Forstwesen, Gewerblicher Unterricht, Land- 
wirtschaft, Unterricht, Tierärzte, Akademien 
8 
M Heeichwesche Hwasser sen —* # 1# Vorflut 
öferecht 
gololefere (innere) 
Hohenzollernsche Lande 
Flächengehalt 114 225,4 ha 
Nach der Volkszählung vom Jahre 1905 (die vorläufigen 
Ergebnisse der Bolkszählung vom Jahre 1910 sind in Klam- 
mern beigesetzt) hatte Hohenzollern 68 282 (71 009) Ein- 
wohner. Hiervon sind katholisch 64 770 (Erzbistum Frei- 
burg 1. B.), evangelisch 3040 (Superintendent in Slig- 
maringen und 4 Pfarrämter), jüdisch 469. 
#s 1. Allgemeines. 1 2. Die Kommunalverhältnisse. 
3. Verwaltungsorganisation. 
§ 1. Allgemeines. Die beiden hohenzollern- 
schen Fürstentümer, welche auf Grund des Staats- 
vertrages zwischen Preußen und den regierenden 
Fürsten von Hohenzollern-Hechingen und Hohen- 
zollern-Sigmaringen v. 7. 12. 49 und des G v. 
12. 3. 50 mit Preußen vereinigt worden sind, 
sind keiner der bestehenden Provinzen des Staa- 
tes zugeteilt worden, sondern bilden als sogenannte 
Hohenzollernsche Lande sowohl einen besonderen 
Kommunalverband, wie einen eigenen Reg Bezirk 
Sigmaringen. Nur in betreff der Schul-, Medi- 
zinal- und Bergangelegenheiten stehen die H. L. 
unter der Leitung des Provinzial-Schulkollegiums, 
Medizinalkollegiums und Oberbergamts der Rhein- 
provinz, in militärischer Beziehung sind sie dem 
XIV. Armeekorps zugeteilt worden. In der Er- 
satzbehörde III. Instanz sind die Geschäfte der 
Zivilbehörde dem Reg Präsidenten übertragen, 
ebenso die Mitwirkung in den übrigen militäri- 
schen Angelegenheiten (V v. 7. 1. 52 über die Or- 
ganisation der Verw Behörden der H. L. (GS# 35), 
Kab O v. 11. 8. 09 und 14. 6. 10). 
Der Regezirk Sigmaringen zerfällt in vier 
Oberamtsbezirke, welche sowohl Verw Bezirke wie 
Kommunalverbände sind (unten §s 2, 3). 
Für H. ist eine Spezialkommission mit dem Sitz 
in Sigmaringen als Auseinandersetzungsbehörde 
eingerichtet, welche unter der Generalkommission 
in Düsseldorf steht. Die Verwaltung der Zölle 
und indirekten Steuern ist der Oberzolldirektion 
in Cassel unterstellt. Unter der Direktion steht das 
Hauptzollamt in Sigmaringen, welchem das 
Zollamt 1 in Hechingen, das Salzsteueramt in 
Stetten bei Haigerloch, sowie eine Anzahl Grenz- 
umgeldereien unterstellt sind. Die Erbschafts- 
steuersachen gehören zum Geschäftsbereich des 
Stempel-= und Erbschaftssteueramtes in Frank- 
furt a. M. (RAl 1908 S 56). Dem dortigen 
Oberlandesgericht ist auch das Landgericht He-
	        
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