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zuläßt, zu deren Bestrafung die Behörde nicht zu-
ständig war.
Duellen: St# #i##s# 458—58; Ech z. StO „6
Nr. 3. — Preußen: G betr. den Erl vol. Straf V wegen
Uebertretungen v. 28. 4. 83 (GS 65) mit Nachtrags Gv#
26. 7. 97 (387) und 22. 6ö. 07 (145). Anw des Min Inn und
des Just. Min v. 8. ö. 83 (Mliß 152 .; dazu Abänderung
(betr. G v. 1907) v. 17. 7. 07 (Ml 354). — Sachsen:
O, das Verfahren in Berw Strassachen betr., v. 8. 3. 79
(GB#87); Ministerialausführungs B v. 15. 9. 79 (GBl
351). — Württemberg: G betr. Aenderungen des
LandespolizeistrasW und das Berfahren bei Erlassung pol.
Straf D, v. 12. 8. 79 (Reg l 153), a 9—25; Nachtrags G
v. 4. 7. 98 a III; GemO v. 28. 7. 06 a 164; Ministerial Berf
v. 25. 9. 79 (RegBl 383) und Nachtrag v. 27. 2. 10 (191). —
Baden: 6SE6 zu den Reichsjustig G v. 8. 8. 79 (G#l#l 91)
4 124—135, in der Fassung der Bek v. 30. 4. 99 (825)
und Nachtrags G v. 18. 7. 08 (320); Bollzugs B des Min Inn
v. 11. 9. 79 (S 613, 844).
Literatur: Die Kommentare zur St , nament-
lich Loewe ½ (1907) zu den angef. 18, sowie die Lehr-
bücher des Strafprozeßrechts, besonders von v. Kriens
(1892) 1 83, Bennecke = Beling (1900)0 1 148 und
Rosenfeld, 4. und 5. Aufl. (1912) 1 106. Allgemeine
Monographien: v. Lilienthal, Art. „Polizeistrafver-
fahren“ in v Holtzendorffs RoL (1881); Oetker in der
Würzburger Festgabe für Dernburg (1900) f.5;1 Strauß,
Die pvol. Straf B (Heidelb. Diss. 1905); Levis, Zur
Theorie des Strafverfügungsverfahrens (8 StrW 19, 3109 ff0.
Nach Abschluß des Manufkripts erschienen: Grüllich, Recht-
liche Natur und Wirkung der pol. Strafverfügung. Der
Grundsatz „ne bis in idem“ im PolStrafverfahren (Sächs.
Arch f. Rechtspflege 7, 507). Für die Einzelstaaten, und
zwar Preußen: Friedel, Die pol. Straf Verf (1905),
Art. „Strafverfügung“"“ in v. Bitters H Wpr Verw' (1910);
Sachsen: Walter, Das im Kar. Sachsen geltende
Pol Strafverfahren (ohne Jahr); v. d. Mosel ½ (1912)
Art. „Verwaltungsstrafverfahren, Strafverwandlung usw.“;
Württemberg: Schicker, Das PolStrafrecht und
Pol Strafverfahren im Kgr. Württ.“ (1907) zu den angeführ-
ten Paragraphen; Baden: Baur, Das Pol Strafver-
fahren im Großh. Baden, Anhang zu Schlussers Pol Straf-
recht, zweite Aufl. (1897). — De lege ferenda auch
Gerland in 8StrW 13 (1893), 224 ff.
Reform der Stps: Bg Vorlage, gedruckt auch als
Sonderbeillage der DJ 1908: RI Vorlage v. 26. 3. Og,
Drucks. Nr. 1310 der 12. Leg.-Per. 1. Sess. 1907/9; fernere
v. 23. 11. O9 (im Text als „Entwurf“ zitiert), Drucks. Nr. 7
der 12. Leg.-Per. 2. Sess. 1909/10; dazu der Komm. Ber.,
Drucks. Nr. 638. Ueberall 1# 431 ff. Rolsin.
Polizeiaufsicht
5# 1. Zulässigkeit. 5 2. Berhängung. ## 3. Wirkungen.
4 4. Ausübung. 1 5. Künstige Gestaltung.
& 1. Zulässigkeit. Die P. ist eine Maßregel
zur Sicherung der bürgerlichen Gesellschaft gegen
Polizei. (VII. Strafverfügungen) — Polizeiaufsicht
Auf Zulässigkeit von P. kann nur durch rich-
terliches Urteil neben einer Freiheits-
strafe in den gesetzlich vorgesehenen Fällen erkannt
werden (5 38 Abs 1 StGB). In den nach Gel-
tung des StGB erlassenen landesgesetzlichen Vor-
schriften kann Zulässigkeit von P. nicht angedroht
werden (5 5 Ec z. StGB).
Die Zulässigkeit von P. kann ausgesprochen
werden in den Fällen des St GB 5 44 Abf 2 (ver-
suchtes Verbrechen, sofern es mit dem Tode oder
mit lebenslänglichem Zuchthaus bedroht ist),
8 49 a (Aufforderung und Erbieten zum Ver-
brechen), § 115 Abs 2 (Zusammenrottung, Auf-
ruhr), § 116 Abs 2 (Widerstand bei Auflauf),
12 Abs 3 (Gewalttätigkeit gegen Anstalts-
beamte bei Meuterei), 5 125 Abs 2 (Landfriedens-
bruch), #5# 146, 147 (Falschmünzerei), & 180
(Kuppelei), & 181 (schwere Kuppelei), & 181 a
(Zuhälterei), & 184 (Verbreitung unzüchtiger
Schriften und Abbildungen), & 248 (Diebstahl,
wenn auf Zuchthaus erkannt wird), § 256 (Raub
und Erpressung, wenn auf Zuchthaus erkannt
wird), § 262 (Hehlerei), & 294 (Wilddieberei),
6 325 (gemeingefährliche Verbrechen, wenn auf
Zuchthaus erkannt wird), ferner aus §& 105 See-
mannsO v. 2. 6. 02 (Menterei), & 48 Auswanderer-
Gv. 9. 6. 97 (Mädchenhandel), & 3 Sklavenraub G
v. 28. 7. 95, § 6 G gegen den Verrat militärischer
Geheimnisse v. 3. 7. 93, § 11 Sprengstoff G v.
9. 6. 84, 5 13, 2 NahrungsmittelG v. 14. 5. 79.
In diesen Fällen ist P. auch zulässig, wenn es sich
um Versuch oder Beihilfe handelt oder wenn
die erkannte Freiheitsstrafe als durch die Unter-
suchungshaft verbüßt erklärt wird. Verjährung
der Strafvollstreckung und Erlaß der Strafe
schließen Verhängung der P. nicht aus.
Gegenüber jugendlichen, zur Zeit der
Tat noch nicht 18 Jahre alten Personen kann
nicht auf P. erkannt werden (5 57 Abs 1 Nr. 5
StGB).
Mit der Dauer der P. hat sich das richter-
liche Urteil nicht zu befassen.
§ 2. Verhängung. Die höhere Landespolizei-
behörde, d. h. die der Ortspolizeibehörde vorge-
setzte Verw Behörde — in Preußen der Reg Prä-
sident (Berlin der Pol Präsident), in. Bayern die
Distriktspolizeibehörde, in Sachsen die Kreis-
hauptmannschaft, in Württemberg die Kreis-
regierung, in Baden der Landeskommissär, in
Hessen das Kreisamt, in Elsaß-Lothringen der
Bezirkspräsident, in Hamburg die Pol Behörde —
erhält durch ein solches gerichtliches Erkenntnis
die Befugnis (nicht die Verpflichtung), nach An-
—
neue Verbrechen entlassener, als gemeingefähr-
lich angesehener Strafgefangenen. Sie (wie
Berner will) auch als Uebergangsmaßregel für
die Strafentlassenen anzusehen, widerspricht ih-
rem Zwecke.
v. 16. 6. 72).
hörung der Gefängnis Verw den Verurteilten auf
die Dauer von höchstens fünf Jahren unter P.
zu stellen (& 38 Abs 2 StEB). Es steht im Er-
messen der Behörde, ob sie die P. unmittelbar
an die Strafvollstreckung anschließen oder später
eintreten lassen will; doch muß sie sich innerhalb
der fünfjährigen Frist halten.
Die Stellung unter P. wird von der Landes-
polizeibehörde angeordnet, zu deren Bezirk der
Ort gehört, nach dem der Verurteilte aus der
Strafhaft entlassen wird (Entlassungsort), oder
an dem er später Aufenthalt nimmt (BRBeschl
Vor der Verhängung der P. ist
ein Gutachten über den Verurteilten von der
zuständigen Gefängnis Berw einzuholen (Preuß.
MinE v. 8. 3. 07). Die mit diesem Gutachten