98 Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (März 22.—23.)
fernen Landen, in denen Deutsche eine neue Heimat gefunden, selbst von
jenseit des Ozeans her, sind Mir Adressen in zum Teil kunstvoller, gedie-
gener Ausstattung, Zuschriften, Telegramme, poetische und musikalische Gaben,
Blumenspenden und Arbeiten in überreicher Anzahl zu diesem seltenen Tage
zugegangen. Von Gemeindeverbänden größeren wie kleineren Umfanges, von
Kollegien, Korporationen und Genossenschaften jeder Art, von wissenschaft-
lichen und Kunstinstituten, von Anstalten und einzelnen Personen bin Ich
in der herzlichsten Weise beglückwünscht worden. Künstler, bildende wie
darstellende, Studierende der deutschen Universitäten, Akademien und tech-
nischen Hochschulen, Krieger-, Turn-, Bürger- und andere Vereine, Gilden
und Innungen haben in verschiedenster Weise ihre treue Anhänglichkeit an
Mich kundgethan. Durch festliche Veranstaltungen und Festversammlungen
ist der Tag allerorten verherrlicht worden. Der Umfang und die Mannig-
faltigkeit dieser beredten Beweise von Liebe und Verehrung ist so groß ge-
wesen, daß sich die Feier des Tages zu einer nationalen Huldigung für
Mich gestaltet hat. Nicht vermag Ich allen, welche Mir so liebevolle Auf-
merksamkeit erwiesen haben, im einzelnen dafür zu danken. Tief ergriffen
von solcher durch alle Schichten der Bevölkerung gehender Bewegung, kann
Ich nur der Gesamtheit zu erkennen geben, welche ungemeine Freude Mir
jeder an seinem Teile bereitet hat, und wie tief Mein Herz von innigster
Dankbarkeit für alle diese patriotischen Kundgebungen erfüllt ist. Es gibt
wahrlich für Mich kein größeres Glück, kein erhebenderes Bewußtsein, als
zu wissen, daß in solcher Weise die Herzen Meines Volkes Mir entgegen-
schlagen. Möge Mir diese treue Anhänglichkeit als ein teures Gut, welches
die letzten Jahre Meines Lebens hell erleuchtet, erhalten bleiben! Mein
Sinnen und Denken aber soll, wie bisher, so auch ferner für die Zeit, welche
Mir zu wirken noch beschieden sein wird, darauf gerichtet sein, die Wohl-
fahrt und Sicherheit Meines Volkes zu heben und zu fördern."
Am nämlichen Tage wird die Verlobung des Prinzen Heinrich
von Preußen, 2. Sohnes des Kronprinzen, mit Prinzessin Irene
von Hessen öffentlich bekannt gemacht.
22. März. Der Kaiser verleiht dem italien. Minister des
Auswärtigen Grafen Robilant den Schwarzen Adlerorden.
Mit Bezug auf diese Ordensverleihung sagt die „Nationalzeitung“:
Die Verleihung wird allgemein als ein Zeichen höchst bedeutungsvoller Vor-
gänge ausgefaßt. Die Erneuerung des Bündnisses zwischen Österreich-Ungarn,
Italien und Deutschland, die als vollzogene Thatsache betrachtet werden kann,
konstituiert aufs neue eine Gruppe, die gewillt und befähigt ist, allen frie-
denstörenden Elementen ein Gegengewicht zu bieten. Nach Auslassungen
autorisierter Stimmen des Inlandes und Auslandes gewährt das erneuerte
Bündnis der drei Staaten eine vollständige Deckung auf dem Boden der
Defensive. Die „Post“ kommentiert die Obensverleihung in gleichem Sinne
und hebt hervor, wie töricht die Besorgnisse eines Teiles der französischen
Presse seien, der seit mehreren Tagen sich den Kopf zerbreche, welcher künf-
tige Landerwerb von seiten Italiens stipuliert sein möchte. Das Blatt sagt:
Es handelt sich nicht um eine Offensivallianz, um Eroberungen, sondern um
die Verteidigung des status quo, und hebt hervor, daß unter den Ereig-
nissen der letzten Wochen kein günstigeres für die Erhaltung des europäischen
Friedens vorgekommen sei als die Erneuerung der Tripelallianz.
23. März. (Samoa.) Auf das Glückwunschtelegramm des