94 Das Buch der Wahrheit
gen der Staats- und Städteverwaltung auf
Lebenszeit und mit Pensionsberechti-
gung angestellt werden. Das bedeutet, dass
z. B. Professoren, Lehrer und auch städti-
sche Beamte ihre Stellungen lebensläng-
lich innehaben. Sie können dieselben nicht ver-
lieren, ausgenommen sie lassen sich etwas Kriminelles zu
Schulden kommen oder lehnen 'sich gegen die bestehende
Staatsordnung auf. Sie und ihre Witwen sind pensions-
berechtigt. Bedenken Sie, von welch’ unendlicher Wichtig-
keit dies für das ganze Land ist! Wie ganz anders ist es
in den Vereinigten Staaten! Hier ereignet es sich in jedem
Jahr, ja fast in jedem Monat, dass irgend ein Professor sei-
nen Lehrstuhl an der Universität oder Schule verliert, wenn
er es wagt, seine persönliche Meinung im Gegensatz zu
derjenigen des Leiters oder der finanziellen Verwalter sei-
ner Anstalt zu äussern. In Deutschland sind
solche Zustände ganz undenkbar!
Noch viel schlimmer sind die Verhältnisse in den höhe-
ren- und Volksschulen der Vereinigten Staaten, denn hier
wagen es die Lehrer überhaupt nicht, ihre Ansichten frei
zu äussern, da sie wissen, dass sie eine neue Stellung schwer
erlangen können, wenn sie die alte verlieren. In Deutsch-
land erfolgt die Wiederanstellung eines Lehrers an einer
anderen Schule durch die Regierung, dagegen muss in
Amerika jeder Lehrer sich selbst eine neue Stellung er-
obern. Dies ist jedoch äusserst schwierig, da die alten Be-
amten sich möglichst lange in ihrer Stellung zu behaupten
suchen. Dies beweist zur Genüge die fortlaufende Abhän-
gigkeit eines Lehrers von seiner Schulbehörde. In einer Ver-
sammlung, die in diesem Jahre stattfand, um für die Lehr-
freiheit Propaganda zu machen, erklärte Präsident
Pritchett von der Carnegie Foundation,