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110. Wie hoch man des Königs Zigarren schätzt.
Einst war König Albert zur Jagd auf Markersbacher Revier.
Sie galt dem Auerhahn, und es wurde daher schon in der Nacht auf—
gebrochen nach dem Standort. Der Weg führte auf schmalem Pfade
an einem Wässerchen entlang, sodaß von der Jagdgesellschaft einer hinter
dem anderen gehen mußte. Voraus schritt ein alter Waldläufer und
Pfadfinder, ein kleiner, aber ausdauernder Mann mit einer brennenden
Laterne in der Hand. Da der König den Jagdgenossen die Erlaubnis
zum Rauchen gegeben hatte, so qualmte ein jeder nach Herzenslust, am
meisten aber der Führer, dem der König auf dem Fuße folgte. Der
Waldmensch rauchte aus einer kurzen Pfeife eine Sorte des berühmten
Knasters Wohlgemut, auf den der bekannte Reim gemacht worden ist:
Er stinkt und beißt, und schmeckt nicht gut. Davon erhielt nun König
Albert als Hintermann des tapferen Rauchers eine Ladung nach der
andern ins Antlitz. Eine Zeitlang hielt er es aus, dann aber wurde
ihm der Duft doch zu arg, und er ersuchte den Oberförster, dem Mann
einige Zigarren auszuhändigen. Dies geschah mit der Weisung, sich
eine davon anzuzünden, und der hocherfreute Empfänger sprach dafür
seinen allerschönsten Dank aus. Nach dem dadurch entstandenen kurzen
Aufenthalt ging der Monarch weiter. Zu seinem Befremden schlugen
dem König aber noch fortgesetzt Wolken des alten, beißigen Tabak-
geruches entgegen, und er frug deshalb schließlich den Waldmensch:
„Haben Sie denn vorhin nicht Zigarren vom Oberförster zum Rauchen
bekommen?"“ „O ja, Maojestät,“ versetzte dieser. „Aber rauchen Sie
sie denn nicht?“ frug der König weiter. — „J behüte, Majestät, das
wäre doch jammerschade darum, hier im Busche, die rooch ich erscht
drheeme, am Sunt'g.“
111. Die teuren Zigarren.
Nach einer Jagd in der Oschatzer Gegend, an welcher König
Albert teilnahm, stellte sich heraus, daß die Zigarren fehlten. Der
König, als leidenschaftlicher Naucher bekannt, vermißt den gewöhnten
Genuß sehr ungern und frug daher die ihn umgebenden Herren, ob
wohl einer derselben ihm aushelfen könne. Ein junger Großgrund-
besitzer von auswärts reichte alsbald dem König ein elegantes gut-
gefülltes Etui und bat zuzulangen mit den zuverlässigen Worten: „Sie