Full text: Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben König Alberts von Sachsen.

132. Sein Wahlspruch. 
Für das Prachtwerk „Goldenes Buch des deutschen Volkes an 
der Jahrhundertwende“ stiftete König Albert folgenden Eintrag, der 
als sein Wahlspruch gelten kann: „Ein Gott, ein Recht, eine 
Wahrheit!“ . 
133. König Albert und die evangelische Kirche. 
König Albert war ein gläubiger Christ und ein guter, doch kein 
schroffer Katholik. Er hat es sich aber immer gegenwärtig gehalten, 
daß er ein protestantisches Land regierte, und es lag ihm viel daran, 
daß in seinem Lande kirchlicher Friede walte. Darum duldete er weder 
Proselytenmacherei, noch hierarchische Uberhebung, er selbst hielt sich frei 
von eigner Beeinflussung, bezeigte aber der evangelischen Kirche stets 
warme Teilnahme und verstand es in feiner Weise, die Gefühle Anders- 
gläubiger zu schonen. Er hielt darauf, daß die Söhne seines Bruders 
Georg, wie er selbst, in den Hauptfächern evangelische Lehrer erhielten. 
Er verkehrte gern mit protestantischen Theologen und hörte in Leipzig 
ihre Vorlesungen so gut wie die der anderen Professoren. Bei festlichen 
Gelegenheiten nahm er unbefangen an einem protestantischen Gottes- 
dienste teil, und evangelische Kirchen hat er im künstlerischen Interesse 
oft besucht. Nur mit äußerstem Widerstreben hat er seinem Neffen, 
dem Prinzen Max, die Erlaubnis zum Eintritt in den Priesterstand 
gegeben und sofort das Geeignete veranlaßt, als das Auftreten des 
Prinzen als Priester in Zwickau und Plauen i. V. den konfessionellen 
Frieden zu gefährden drohte. Auch der peinlichen Angelegenheit der 
Kommandierung evangelischer Offiziere, Kadetten und Soldaten zu 
katholischen Kirchenfesten des Hofes machte er sofort im Sinne seiner 
cvangelischen Bevölkerung ein Ende. Einmal unterstützte er in wahr- 
haft hochherziger Weise selbst die Gustav Adolf-Sache, eine rein 
protestantische Angelegenheit. Denn, als er davon hörte, daß die zur
	        
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