Full text: Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben König Alberts von Sachsen.

— 108 — 
Herrschaft Sibyllenort in Schlesien gehörige arme evangelische Diaspora— 
gemeinde Guttentag für ihre 400 Seelen dringend einen Geistlichen und 
ein Pfarrhaus brauche, wies er sofort 4000 Mark zum Baue des 
Pfarrhauses an und bewilligte zum Gehalte für den Geistlichen jährlich 
300 Mark. 
134. „Doktor Martinus!“"“ 
Kurz nach der Einweihung der schönen Lutherkirche in Dresden- 
Neustadt besuchte diese der König. Nun befindet sich aber am Altarplatz 
daselbst ein Medaillonbildnis des großen Reformators, und der Pfarrer 
wollte ihn hieran ohne weitere Bemerkung vorüberführen. Der König 
blieb indessen davor stehen, betrachtete das Bild aufmerksam und sagte 
gedankenvoll: „Das ist ja ein wohlgetroffenes Bild des Doktor Martinus!“ 
135. Zur Tutherfeier. 
Am Tage nach der großartigen Lutherfeier im November 1883 
sagte der König zu einem seiner Minister bekümmert: „Ich konnte 
gestern nicht mit meinem Volke beten, da bin ich auf die Jagd gegangen.“ 
136. In der Dresdner Kreuzkirche. 
Als König Albert die nach dem Brande im Jahre 1897 wieder 
herrlich aufgebaute protestantische Kreuzkirche in Dresden besichtigte und 
vor dem Altar stand, entschuldigte er sich bei dem Kirchenvorstande, daß 
er in der Dienstmütze erschienen sei. Man möge das aber nicht als 
ein Zeichen der Geringschätzung ansehen. Beim Betreten eines Gottes- 
hauses trage er stets den Helm. Er habe auch diesmal Befehl gegeben, 
ihn mitzunehmen, aber der Adjutant habe vergessen, ihn in den Wagen 
zu legen. 
137. König Albert und der evangelische Kindergottesdienst. 
Der Dresdner Superintendent und Oberkonsistorialrat D. Dibelius 
führte vor mehreren Jahrzehnten in Sachsen zuerst den evangelisch- 
lutherischen Kindergottesdienst ein. Wie alles gute Neue, hatte auch diese 
Einrichtung so manche Anfeindungen zu durchleben, und D. Dibelius wollte
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.