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Herrschaft Sibyllenort in Schlesien gehörige arme evangelische Diaspora—
gemeinde Guttentag für ihre 400 Seelen dringend einen Geistlichen und
ein Pfarrhaus brauche, wies er sofort 4000 Mark zum Baue des
Pfarrhauses an und bewilligte zum Gehalte für den Geistlichen jährlich
300 Mark.
134. „Doktor Martinus!“"“
Kurz nach der Einweihung der schönen Lutherkirche in Dresden-
Neustadt besuchte diese der König. Nun befindet sich aber am Altarplatz
daselbst ein Medaillonbildnis des großen Reformators, und der Pfarrer
wollte ihn hieran ohne weitere Bemerkung vorüberführen. Der König
blieb indessen davor stehen, betrachtete das Bild aufmerksam und sagte
gedankenvoll: „Das ist ja ein wohlgetroffenes Bild des Doktor Martinus!“
135. Zur Tutherfeier.
Am Tage nach der großartigen Lutherfeier im November 1883
sagte der König zu einem seiner Minister bekümmert: „Ich konnte
gestern nicht mit meinem Volke beten, da bin ich auf die Jagd gegangen.“
136. In der Dresdner Kreuzkirche.
Als König Albert die nach dem Brande im Jahre 1897 wieder
herrlich aufgebaute protestantische Kreuzkirche in Dresden besichtigte und
vor dem Altar stand, entschuldigte er sich bei dem Kirchenvorstande, daß
er in der Dienstmütze erschienen sei. Man möge das aber nicht als
ein Zeichen der Geringschätzung ansehen. Beim Betreten eines Gottes-
hauses trage er stets den Helm. Er habe auch diesmal Befehl gegeben,
ihn mitzunehmen, aber der Adjutant habe vergessen, ihn in den Wagen
zu legen.
137. König Albert und der evangelische Kindergottesdienst.
Der Dresdner Superintendent und Oberkonsistorialrat D. Dibelius
führte vor mehreren Jahrzehnten in Sachsen zuerst den evangelisch-
lutherischen Kindergottesdienst ein. Wie alles gute Neue, hatte auch diese
Einrichtung so manche Anfeindungen zu durchleben, und D. Dibelius wollte