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wart aus. In der hierbei gehaltenen Ansprache des Kultusministers
von Seydewitz gedachte derselbe der Beziehungen des Landesherrn zu
den Bildungsanstalten Sachsens mit folgenden Worten: „Was die Anstalt
(das neuerrichtete Seminar zu Rochlitz) vor allen anderen voraus hat,
ist, daß ihre Weihe sich vollziehen darf in Gegenwart Sr. Majestät
unseres allergnädigsten Herrn, unter den Augen des Königs, der die
Landesuniversität eine der glänzendsten Perlen seiner Krone genannt,
der die Errichtung der Landes= und Fürstenschulen Sachsens als
eine der segensvollsten Taten seiner Ahnen bezeichnet hat und der heute
in wahrhaft erhebender Weise betätigt, welch'’ warmes Interesse sein
Königliches Herz auch für die Volksschule und die Stätte hat, an
der die Volksschullehrer gebildet werden.“
141. König Albert und die bildenden Künste.
Gotthard Kuehl, der berühmte Dresdner Maler, eröffnete die deutsche
Kunstausstellung in Dresden 1900 mit folgenden, König Alberts Be-
ziehungen zur Kunst und zu den Künstlern bezeichnenden Worten:
„Fürstenhuld, Fürstenverständnis haben viel für die deutsche Kunst
getan. Das gilt für jeden Abschnitt ihrer Entwicklung, das gilt namentlich
für die deutsche Gegenwart. Ew. Majestät insbesondere sind immer ein
mächtiger und feinsinniger Gönner der Kunst gewesen. Ew. Majestät
setzen ruhmreich die großen Überlieferungen Ihrer erlauchten Ahnen
fort, denen Dresden es verdankt, eines der ersten Museen der Welt zu
besitzen und ein Schatzkästlein der edelsten Rokokojuwelen zu sein. Was
aber Ew. Majestät ganz persönlich ist, das ist die Art, wie Ew. Majestät
Huld dem mit ihr beglückten Künstler erwiesen wird. Ew. Maozjestät
verlangen und wünschen keine Opfer der Persönlichkeit. Ew. Majestät
erwarten und begünstigen in Kunstdingen keine Liebedienerei. Alles,
was Ew. Majestät vom Künstler fordern, sind neben der Begabung,
die kein Verdienst, sondern eine Gnade Gottes ist, redliches Streben und
sittlicher Ernst. Im übrigen läßt Ew. Majestät Gnade jedem Künstler,
der ihrer teilhaftig wird, die volle Freiheit des Schaffens in Form und
Inhalt. Diese Achtung der Souveränität des Künstlers innerhalb
seines ureigensten Geistes ist der großartige Königszug in Ew. Majestät
Kunstgönnerschaft. Dieser Zug ist es, der starke und selbstbewußte
Künstlerindividualitäten um Ew. Majestät in dankbarster Ergebenheit