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und warmer Verehrung schart und sie mit freudiger Bewunderung zu
Ew. Maojestät aufblicken läßt «
142. Ein Arteil über moderne Kunstrichtung.
König Albert war ein ebenso großer Freund der Kunst als der
Natur. Sein künstlerisches Auge sah aber die Natur anders, als gewisse
Künstler neuester Richtung, die es fertig bringen, eine Wiese blau und
den Himmel grün zu malen. Einst wurde dem König ein Bild gezeigt,
welches als das vollendetste moderner Landschaftsstimmung gepriesen
wurde. Kopfschüttelnd betrachtete er das Bild. „Sagen Sie,“ fragte
er den anwesenden Künstler, „sehen Sie die Natur wirklich so, wie Sie
sie auf dem Bilde darstellen?“ „Gewiß, Majestät,“ lautete die Antwort.
„Sonderbar“, äußerte der König, und später sagte er zu seinem Be-
gleiter: „Ich danke meinem Schöpfer, daß ich die Natur noch mit
anderen Augen erfasse, da kann ich sie doch wenigstens noch genießen."“
So zurückhaltend sonst der König mit seinem Urteil war — hier
zwang ihn aber einmal sein naturgeschultes Auge zu einem herben,
sicherlich treffenden Wort.
143. König Albert und die Musiük.
König Albert war ein hervorragender Klavierspieler. Kaum gab
es in der sächsischen Residenz eine namhafte künstlerische Kraft, mit der
der hohe Herr nicht musiziert hätte. Hatte der hohe Herr anfänglich
die Künstler zu vier= und achthändigem Kloavierspiel geladen, so pflegte
er später besonders auch die Kammermusik in ihrer Originalgestalt.
Dabei übernahm er selbst des öfteren den Kloavierpart, so beispielsweise
in Beethovens Klaviertrios, dann ließ er sich wohl auch Werke für
Streichinstrumente, die er, sei es in der Partitur, sei es in vier-
händigem Arrangement, mit seinem erlauchten Bruder studiert hatte,
vorspielen. Seine Kenntnisse auch im rein Technischen und sein treff-
sicheres Urteil setzten den Fachmann oft in Bewunderung. Dabei besaß
er eine Kenntnis der Kompositionen, wie sie nur in seltenen Fällen zu
finden ist, und entwickelte in Opuszahlen und Tonarten ein Gedächtnis,
das geradezu als erstaunlich bezeichnet wird. Nicht minder bedeutsam
aber war auch sein eigenes technisch-musikalisches Können. Brachte einer