20. Ein Brief aus Schleswig von 1849.
Als Prinz Albert im Frühjahr 1849 nach Schleswig abgereist
war, um dort in den Reihen seiner sächsischen Landsleute an dem
Kriege gegen Dänemark zur Wiedergewinnung deutscher Provinzen
teilzunehmen, wurde er dem Stabe des Oberkommandos unter dem
preußischen General von Prittwitz zugeteilt. Er nahm fortan an allen
Ereignissen gehobenen Sinnes und frohmütig teil. Als nach dem
Gefecht bei Eckernförde (6. April 1849) das Gerücht nach Dresden
gedrungen war, der Prinz habe an diesem Kampfe teilgenommen,
richtete ein sächsischer Patriot, der Appellationsgerichtssekretär Fritzsche,
brieflich die Bitte an den Prinzen: er möchte sich nicht mit allzugroßer
Kühnheit der Gefahr aussetzen.
Darauf antwortete Prinz Albert mit folgendem, für die Geschichte
seiner inneren Entwickelung bedeutungsvollen Briefe:
„Liebster Fritzsche!
Lie sehr ich mich über Ihr Schreiben gefreut habe, können
Sie sich denken, denn Sie wissen wohl, wie sehr in der Fremde
die Stimme eines wahren Freundes aus der Heimat wohltut.
Der Krieg hier hat, abgesehen von Recht und Unrecht, das
schwer zu entwirren, für mich eine höhere Bedeutung: es ist
das erste Zusammenwirken der eigentlich deutschen Stämme
zu einem Ziele, es ist dies der wahre Weg zur Einigkeit,
und diese Bahn zu öffnen, ist es Pflicht, namentlich des
Fürsten, voran zu gehen, und gelte es das Leben, denn,
liebster Freund, die Monarchie stirbt nicht durch den Tod
eines Gliedes, aber Deutschland geht zu Grunde, wagt es
nicht durchzukämpfen.