32. Deutsches Eichenlauß und fränkischer Torbeer.
Am 29. Juli 1870 reiste Kronprinz Albert als kommandierender
General des XII. (Königl. Sächs.) Armeekorps vom Leipziger Bahn-
hofe in Dresden nach dem Kriegsschauplatze ab. König Johann und
Kronprinzessin Carola gaben ihm zum Bahnhofe das Geleite, aber auch
der Rat und die Stadtverordneten Dresdens hatten sich hier zur Ver-
abschiedung eingefunden. Oberbürgermeister Pfotenhauer hielt eine
begeisterte Ansprache und überreichte einen mit Bändern in sächsischen
und deutschen Farben geschmückten Eichenkranz. Er schloß seine Rede
mit der Bitte, der Kronprinz möchte diesen Kranz annehmen „als ein
Sinnbild der Liebe und Treue seiner Sachsen und als einen Talisman
deutscher Kraft und Stärke, und solchen bald, so Gott will, eintauschen
gegen des Lorbeers Reis." ·
Der Kronprinz erwiderte dankend: „Er erachte es als ein günstiges
Zeichen für einen siegreichen Ausgang des bevorstehenden Kampfes,
hier von den Vätern seiner lieben Geburtsstadt begrüßt zu werden,
und hoffe mit Gott, daß der Kranz von deutschem Eichenlaub sich
in fränkischen Lorbeer verwandeln möge.“
33. Im Ouartier zu Roncourt nach der Schlacht beie
St. Privat.
Das erste Quartier nach der gewaltigen und siegreichen Schlacht
fand Kronprinz Albert in dem völlig verödeten Roncourt, und zwar
in einem von seinen Insassen verlassenen Häuschen, dessen Tür gewalt-
sam aufgebrochen werden mußte; der Stabschef von Zezschwitz wollte
das verriegelte Schloß durch einen Revolverschuß sprengen. Das
Häuschen gehörte dem Schmied Chabot und hatte die Nr. 18. Es
war das einzige im Dorfe, welches noch nicht mit Verwundeten belegt
war, aber in dem gepflasterten Vorraum zur Seite der Tür hatten
preußische Grenadiere vom 1. Garderegiment zu Fuß die Leiche ihres
3*