Full text: Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben König Alberts von Sachsen.

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gefallenen Oberst von Röder niedergelegt und hielten bei ihm die 
Ehrenwacht. 
In einem kaum 20 Quadratmeter umfassenden niedrigen Zimmer 
des Erdgeschosses, nach dem Garten zu, bereitete des Kronprinzen 
Leibjäger Laßmann seinem Herrn das einfache Nachtlager — in un- 
mittelbarer Nähe befand sich der Schweinestall —, im Garten wurde 
gespeist. Es gab nur Brot, Eier und Rotwein, zum Nachtisch noch 
einen Korb gelbe Pflaumen. Dieses Mahl nahm der Kronprinz 
zusammen mit seinem Stabe ein. Danach wurde das Geschirr und die 
Eßgerätschaften an die den Garten umdrängenden Kinder von Roncourt 
verschenkt; der Kronprinz soll sie selbst mit freundlichen Worten an die 
Kleinen verteilt haben. 
Heute befindet sich das denkwürdige Haus im Besitz des Sachsen- 
vereins zu Metz, der am 23. April 1898 an der Außenseite über der 
Türe eine würdige Gedenktafel anbringen ließ und das Ganze zu einem 
Museum einrichten wird, um so für alle Zeiten das Andenken an des 
Kronprinzen Rast hier vom 18. zum 19. August 1870 festzuhalten. 
34. Bedenken bei der Abernahme des Oberkommandos über 
die IV. (Maas-) Armee. 
Am 19. August von Roncourt aus mit seinem Stabe noch einmal 
das Schlachtfeld von St. Privat besichtigend, traf Kronprinz Albert auf 
einer Höhe von St. Privat den Ordonnanzoffizier aus dem Haupt- 
quartier des Prinzen Friedrich Karl, Grafen von Arnim, der ihm den 
Auftrag König Wilhelms überbrachte, die Führung einer neu zu 
bildenden Armeeabteilung zu übernehmen und in Gemeinschaft mit dem 
Heere des Kronprinzen von Preußen gegen das westliche Frankreih 
vorzudringen. 
Nichts ist bezeichnender für das schlichte Wesen des Kronprinzen 
als die selbstlose Zurückhaltung, mit der er die bedeutsame Mission 
aufnahm. Er schrieb am 20. August seinem Vater, König Johann: 
„Ich muß gestehen, so ehrenvoll das Vertrauen ist, das man 
mir schenkt, so wäre ich lieber bei meinem Korps geblieben, 
das ich seit vorgestern noch zehnmal höher schätze. — Werde 
ich auch meinem höheren Kommando gewachsen sein?“
	        
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